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Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Titel: Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Aber ich bekomme nichts aus ihr heraus. Sie sitzt nur da und zittert und verspricht sich zu bessern - und dann bleibt alles beim alten. Willst du nicht mal mit ihr sprechen?«
    »Gern! Aber ich bezweifle, daß ich mehr erreiche als du. Sie ist furchtbar verschlossen.«
    »Dann versuch, sie aufzuschließen! Ich bin am Ende mit meinem Latein.«
    »Macht sie heute Zwischendienst?«
    »Ja, von sieben bis elf.«
    Susy stand auf. »Mal sehen, was sich tun läßt! Aber einen Erfolg kann ich dir nicht versprechen.«
    »Natürlich nicht! Vielen Dank, Susy!«
    Station Denham war an diesem Abend ungewöhnlich still. Acht Patienten waren entlassen worden, und neue waren bisher nicht hinzugekommen. »Sieht nach einer ruhigen Nacht aus«, sagte Susy zu Pat Glennon.
    »Man kann nie wissen, was kommt«, entgegnete Pat.
    »Ach, du meine Güte! Hören Sie den armen Rollins!«
    Herr Rollins, ein schwer herzkranker Mann mit einer fieberhaften Bronchitis, sprach unaufhörlich laut mit sich selber. Schon zwei Tage lang hatte er nicht geschlafen und schwieg nicht eine Minute lang. Man hatte kein Mittel unversucht gelassen, ihn zu beruhigen, aber es war alles vergebens.
    »Er ist ganz allein mit seinem Lastwagen von Florida hier heraufgefahren und nach seiner Ankunft zusammengebrochen«, hatte Fräulein Parton am Tag vorher erzählt. »Im Fiebertraum fährt er immer noch. Er bildet sich ein, das Steuerrad zu halten, und seine Arme zittern von der Anstrengung. Nicht eine Minute liegt er still. Wenn er nicht bald zur Ruhe kommt, macht sein Herz nicht mehr mit. Dr. Marshall ist schon ganz verzweifelt. Wir haben auf alle Fälle Seitengitter an seinem Bett angebracht, damit er nicht herausfällt.«
    »Versucht er aufzustehen?« fragte Pat.
    »Nein, er ist zu sehr damit beschäftigt, den Wagen zu steuern. Wenn man ihm eine Weile zuhört, glaubt man fast selber, daß er fährt.«
    »Hat er eine eigene Pflegeschwester?« fragte Susy.
    »Nein. Sein Sohn wollte keine haben - weiß der Himmel warum. Die Leute haben Geld genug, aber Angehörige sind oft sonderbar. Allerdings liegt er in einem Einzelzimmer. Anders ginge es auch gar nicht.«
    Als Susy ihre Runde machte, blieb sie eine Weile in Herrn Rol- lins’ Zimmer. Er war ein gutaussehender Mann Anfang fünfzig mit grauen Schläfen, aber sein Gesicht sah abgezehrt aus, und seine Augen starrten ausdruckslos ins Leere. Nachdem er Susy kurz begrüßt hatte, fuhr er fort, seinen Wagen zu steuern und mit lauter Stimme zu sprechen - über die Straße, die Landschaft, den Wagen.
    »Wollen Sie sich nicht ein wenig ausruhen, Herr Rollins?« fragte Susy sanft.
    »Nein, das geht nicht. Ich muß noch bis Brunswick, bevor es dunkel wird.«
    »Sie sind in einem Krankenhaus, Herr Rollins - und im Bett.«
    »Ja, ich weiß. Den ganzen Tag gehen hier Krankenschwestern ein und aus. Diese Straße ist nichts wert - zu viel roter Ton. Und mit dem linken Hinterrad stimmt was nicht.«
    Susy gab es auf. Hilflos sah sie noch eine Weile zu, wie seine zitternden Hände das eingebildete Steuerrad hielten, wie sein Fuß sich von einer nicht existierenden Bremse hob. Dann wandte sie sich um und ging still aus dem Zimmer, um zu helfen, wo sie helfen konnte. Herrn Rollins’ Stimme verfolgte sie unaufhörlich; sie erstarb, wenn Susy andere Zimmer betrat, und schallte ihr wieder entgegen, sobald sie herauskam. Von Zeit zu Zeit ging sie zu ihm hinein, gab ihm einen Schluck Wasser oder etwas Fruchtsaft und fühlte seinen Puls, der immer schwächer und unregelmäßiger wurde. Er dankte ihr jedesmal höflich, hielt aber keinen Augenblick in seiner Fahrt an. Und immerfort sprach er mit eintöniger Stimme laut vor sich hin.
    Um sieben Uhr kam Dora Macgraw zum Dienst. »Guten Abend, Frau Barry!« begrüßte sie Susy, die gerade im Büro arbeitete. »Wo ist Frau Glennon?«
    »Sie ist im Schwesternzimmer und trinkt eine Tasse Kaffee.«
    »Aha.« Doras Stimme klang tonlos; ihre Augen blickten leer, ihr Gesicht war blaß.
    »Möchten Sie die Achtuhr-Medizin ausgeben?« fragte Susy mit Vorbedacht.
    »Ach, bitte - nein ... Ich meine - natürlich - wenn Sie wollen, daß ich es tue. Nur - bei mir geht es so langsam - und ich weiß nicht ...«
    »Lassen Sie nur, ich werde es selber tun«, sagte Susy ruhig, obwohl das sonderbare Verhalten des Mädchens sie erschreckte. »Kümmern Sie sich bitte um die Bluttransfusion von Herrn Ellery. Er wird bald eine neue Flasche brauchen.«
    Dora Macgraw atmete schwer. »Bluttransfusion!« flüsterte sie. »Ja -

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