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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ihn interessierten. Obwohl er Ashling oft auf die Nerven gegangen war, als er dauernd in ihrer Wohnung gesessen und darüber gejammert hatte, dass er keine Freundin hatte, vermisste sie ihn jetzt und neidete ihm seine neu gefundene Unabhängigkeit.
    »Du siehst ihn später noch. Wir sind zu einer Party eingeladen. Architekturstudenten. Einer von denen macht manchmal den Alleinunterhalter, es müssten also ein paar Komiker da sein. Und wo Komiker sind, treibt sich auch meistens der Halb-Mannhalb-Dachs-Typ herum!«
    »Ich bin mir nicht sicher mit der Party«, meldete Ashling ihre Bedenken im Voraus an. »Besonders, wenn es Studenten sind.«
    »Na, mal sehen«, sagte Joy gleich - zu schnell. Ashling warf ihr einen nervösen Blick zu.
    »Ich kann es gar nicht glauben, dass ich mich schon wieder schminke«, sagte Joy, trug den Lippenstift schwungvoll ohne Hilfe eines Spiegels auf und presste die Lippen mit einer Routiniertheit zusammen, um die Ashling sie beneidete. »Vergiss nicht den Fotoapparat!«
    Als sie auf die Straße kamen, sah Ashling sich nach dem obdachlosen Jungen um, aber er und seine orangefarbene Decke waren nirgendwo zu sehen.
    »Alleinstehende Frauen und Homosexuelle.« Joy hatte die ungefähr fünfzig Menschen umfassende Menge mit einem scharfen Rundblick erfasst. »Tote Hose, aber wo wir schon hier sind können wir uns ja auch betrinken. Wie viel hast du an Spesen?«
    »Spesen?«
    Joy schüttelte seufzend den Kopf.
    Bevor der Club aufmachte, fand eine Tanzstunde statt. Der Tanzlehrer, »Alberto aus Kuba«, war keine große Schönheit. Bis er anfing zu tanzen. Seine Bewegungen waren elastisch und geschmeidig, anmutig und sicher, und plötzlich war er schön. Er wippte auf den Zehenspitzen, verdrehte seinen Körper, rotierte auf den Fußballen und machte die Schritte vor, die sie üben sollten.
    »Was für ein Anblick«, beschwerte Joy sich verärgert.
    »Schhhh!«
    Ashling tanzte für ihr Leben gern. Trotz ihrer nicht vorhandenen Taille hatte sie ein gutes Rhythmusgefühl, und als die fröhliche, sonnige Musik erklang und Alberto aufforderte: »Alle mitmachen«, war sie sofort zur Stelle.
    Die Schritte waren ziemlich einfach. Es kam auf die Gelenkigkeit an, mit der man sie ausführte, erkannte Ashling und war wie gebannt von Albertos geschmeidigen Hüftbewegungen.
    Die meisten Teilnehmer waren plump und unbeholfen in ihren Bewegungen - Joy besonders, aufgrund von Schlafmangel und exzessivem Alkoholgenuss -, was Alberto aufrichtig bekümmerte. Ashling jedoch begriff die Schritte sehr schnell.
    »War das nicht eine großartige Idee?«, sagte sie begeistert und mit glänzenden Augen zu Joy.
    »Oh, hör auf!«
    »Ein Lächeln für den Fotographen! Und tu so, als ob du tanzen würdest.«
    Joy machte ein paar ungelenke Schritte, während Ashling einige Fotos schoss, dann übernahm Joy den Apparat.
    »Versuch, ein paar Aufnahmen von den Männern zu machen, für den Artikel«, zischte Ashling ihr zu.
    Nach der Tanzstunde machte der Club auf. Erfahrene Salsaund Merengue-Tänzer kamen hereingeströmt; die Frauen trugen kurze, schwingende Röcke und hochhackige Sandalen, und die Männer wirbelten und schoben die Frauen mit unbewegten Mienen gekonnt und lässig zu der lauten Musik durch den Raum.
    »Und das soll Irland sein!«, flüsterte Ashling Joy zu. »Irische Männer! Beim Tanzen! Und nicht nur das normale Rumgeschiebe nach zwölf Gläsern Guinness.«
    »Richtige Männer tanzen nicht«, nörgelte Joy und wäre am liebsten gegangen.
    »Diese hier schon.«
    Salsa-Tanzen war eine Sache des Körperkontakts. Ashling heftete ihren Blick auf ein Paar, das eng umschlungen tanzte, als wären die beiden Körper mit Sekundenkleber verbunden. Unterhalb der Taille verschwammen die Beine in der schnellen Bewegung, doch der obere Teil war fast starr. Lende an Lende, Brust an Brust, mit seiner linken Hand hielt er ihre rechte über ihre Köpfe, und die weiche Haut ihrer Innenarme war auf der ganzen Länge aneinandergeschmiegt. Seine linke Hand lag fest in ihrem Kreuz. Während ihre Beine die komplizierten Schritte ausführten, waren ihre Blicke miteinander verschmolzen, und ihre Köpfe bewegten sich nicht.
    Noch nie im Leben hatte Ashling etwas derart Erotisches gesehen. Plötzlich keimte ein Sehnen in ihr auf und war spürbar wie ein Schmerz. Von einer namenlosen Begierde erfasst, sah sie den Tänzern zu, während sie im Mund ein bittersüßes Verlangen schmeckte. Ein Verlangen wonach? Nach der harten, süßen Wärme eines

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