Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
stammelte er.
Clares Beine sanken herunter, und sie setzte sich mit wüstem Haar und rotglänzendem Gesicht auf.
»Klingt wie aus einem schlechten viktorianischen Film. Oder ist es eine Tautologie?«, japste sie fröhlich. Dann zupfte sie verlegen ihr Schlafanzugoberteil zurecht. »Sorry, Phil, ich versuche nur gerade, Kontakt zu meinem inneren Kind aufzunehmen. Ich hab mir gedacht, wenn du die Kröten schon nicht vom Toben abhalten kannst, dann mach einfach mit. Außerdem ist heute Mittwoch, der Kindergarten ist wegen Frühjahrsputz geschlossen, also haben die Kinder und ich auch keine großen Pläne. Wieso sollten wir uns abhetzen, um bis acht Uhr fertig zu sein, damit wir dich aus dem Haus gehen sehen können?«
Phil knotete seine Krawatte fertig.
»Also … soll ich vielleicht Daisy füttern, während du hier – äh – beschäftigt bist?«
»Ach ja, das wäre toll, Phil. Sie wird wahrscheinlich schon vor lauter Hunger an den Fußbodenfliesen nagen. Und wenn du schon dabei bist, könntest du bitte den Wasserkessel aufsetzen? Ich sterbe für einen Kaffee.«
Clare schmunzelte in sich hinein, als Phil widerstandslos verschwand. Er macht sich richtig, dachte sie zufrieden. Mittlerweile half er regelmäßig mit, ohne dabei jedes Mal ein großes Tamtam daraus zu machen – von wegen was für ein großartiger Mann er doch war, dass er in der Küche mithalf oder mal eine Windel wechselte.
Sie streckte sich. »Okay, ihr beiden, wie wär’s jetzt mit einem schönen Bad? Dann können wir uns überlegen, was wir heute machen. Ich dachte, wir könnten nach dem Lunch vielleicht ins Schwimmbad gehen.«
Ellen rief: »Oh, toll«, und rannte voraus ins Bad. Sie badete normalerweise nicht morgens, aber gestern Abend war sie so müde gewesen, dass Clare sie gleich nach dem Abendessen ins Bett gesteckt hatte, ohne sich mit dem täglichen Ritual aufzuhalten. Clare nahm Alex schwungvoll in die Arme, ein schweres, köstlich warmes Bündel. Er grinste sie fröhlich an und blubberte vor sich hin, während er gleichzeitig versuchte, nach ihrer Nase zu fassen.
Erst jetzt, nachdem sie selbstbewusster im Umgang mit den Kindern geworden war, begann sie, den Körperkontakt mit ihnen zu genießen. Sie liebte ihre zarten Nacken und die Art, wie Ellen sich an sie lehnte, wenn sie nebeneinander saßen, oder vertrauensvoll ihre Hand nahm, wenn sie zu Fuß unterwegs waren. Letzte Woche waren ihr diese kleinen Freuden nicht aufgefallen. Sie hatte sich nur den Kopf darüber zerbrochen, wie sie die beiden beschäftigt halten konnte, um zu verhindern, dass sie ihr das Haus abfackelten.
Sie ließ die Wanne voll laufen, während sie ihren Kaffee trank und Ellen beibrachte, an Alex’ Zehen auf Deutsch bis zehn zu zählen.
»Komm auch in die Wanne, Tante Clare«, bettelte Ellen.
»Ich zieh Alex nur noch die Windel aus. Spring schon mal rein, Ell’s-Bell’s, und schau, ob du den Schaum so hoch kriegst, dass er bis zur Decke reicht.«
Während sie dann im warmen Wasser saß und Alex pflichtschuldigst, wenn auch ein wenig nachlässig, mit dem Waschlappen abrieb, machte sie Pläne für den heutigen Vormittag. Vielleicht Pocahontas , während sie in der Küche aufräumte. Und dann könnte sie an ihren Sister-Pact -Notizen weiterarbeiten, und anschließend könnten sie vielleicht einen kleinen Abstecher in den Park machen. Eventuell konnte sie Ellen ja sogar dazu bringen, ein bisschen allein zu schaukeln, sodass ihr selbst ein halbes Stündchen zum Lesen blieb.
Sie war versucht, Der Traummann einzupacken und noch mal das Kapitel über Kompatibilität durchzulesen, das sie sich gestern Abend angesehen hatte. Die Autorinnen meinten, »Gegensätze ziehen sich zwar an, aber sie kommen selten miteinander aus«. Clare fragte sich, ob das hieß, dass eine karrierebewusste Frau aus der City wohl nie mit einem familienbewussten Mann aus der Vorstadt mit eigenen Fischteichen zufrieden sein könnte. Aber Menschen konnten sich doch ändern, oder nicht? Sie schüttelte den Gedanken ungeduldig ab. Was spielte das schon für eine Rolle, wo Rory Maguire doch so offensichtlich desinteressiert an ihr war?
Clare beschloss, sich stattdessen lieber einem Thriller zu widmen. Sie hatte Der Traummann – wie finde (und behalte!) ich ihn einfach satt. Möglicherweise war es an der Zeit, das Buch zu eliminieren und den nächsten Titel in Angriff zu nehmen. Sie hatte ein paar interessante Dinge über Was Ihre Mutter nicht wusste und Ihr Vater Ihnen nicht zu sagen wagte
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