Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
darauf bestand. »Ellen wird mir noch mal auf Knien dafür danken«, sagte sie immer.
Phil bemerkte zu Clare, dass er überrascht sei, wie schnell sie alles zusammengepackt hätte. Ein Tagesausflug schien mit ihr gar keine so große Sache zu sein. Natürlich, fügte er gewissenhaft hinzu, sei er sich dessen bewusst, dass er von ihr nicht die Art von gesundem, ökologisch ausgewogenem und dennoch
üppigem Picknick erwarten könne, wie Isobel es aus dem Hemdsärmel zu zaubern pflegte, aber das spiele keine Rolle.
Der schmale Streifen Sandstrand im Vorort Edithvale lag beinahe verlassen vor ihnen, als sie dort eintrafen, und Clare erlebte das, was sie später als Bilderbuchtag beschreiben würde: das Meer blitzblau und träge; der Hund dankbar für die Sandwiches – er würgte sie noch nicht mal auf der Rückfahrt wieder heraus; die Kinder fröhlich und bis auf kurze Zetereien friedlich.
Ellen und Alex waren intensiv damit beschäftigt, ihrem Daddy ausgelassen ihre neuerworbenen Schwimmkünste vorzuführen, worüber sich dieser gebührlich beeindruckt zeigte. Dann gruben sie alle zusammen, unter Daisys begeisterter Mithilfe, Löcher in den Sand und türmten Sandhaufen auf, die Burgen darstellen sollten und die sie hinterher mit quietschendem Juchzen und bockbeinigen Sprüngen wieder platttrampelten.
Und wann immer sie Zeit dazu fand, erlaubte sich Clare den einen oder anderen Gedanken an den heutigen Abend, an ihr Samstag-Nacht-Rendezvous mit ihrem potenziellen Traummann, einem Mann, den sie tatsächlich mochte. Sehr sogar, wenn sie ehrlich war.
Sie hatte sich bereits entschieden, zur Abwechslung mal ein Kleid anzuziehen. Sie war sicher, dass Rory sie bisher nur in Leggins oder Hosen gesehen hatte (bis auf das eine Mal, als sie nichts als einen triefenden Badeanzug anhatte). Clares rascher Blick in Isos Kleiderschrank hatte sogar das perfekte Outfit zu Tage gefördert, ein weichfließendes, tief ausgeschnittenes, dunkelrotes Strickkleid. Das sähe nicht nur ungewöhnlich, sondern auch vorteilhaft an ihr aus, feminin und zugleich schlicht. Clare freute sich jetzt schon auf das altvertraute Ritual des Schönmachens.
Doch vorher genoss sie diese Zeit mit den Kindern und Phil. An Stelle eines aufwendigen Lunchs griff einfach jeder,
der Hunger hatte, in die Kühltasche und bediente sich selbst, und schließlich, es war schon später Nachmittag, machten sie sich wieder auf den Heimweg. Die Sonne stand tief und golden am Himmel, und es war nur eine saubere Windel für Alex übrig.
Die Kinder dösten im Wagen, wachten jedoch auf, als sie ankamen. Alex bekam sofort sein Fläschchen und Ellen ihr heiß geliebtes Video König der Löwen. Es dauerte nicht lange, bis sie tief und fest eingeschlafen waren, und Clare und Phil kippten sie, sandig und salzig wie sie waren, in ihre Betten.
Danach stürzte sich Clare in ihr Schönheitsprogramm. Sie stand gerade unter der Dusche und wusch sich die Haare, als Phil zögernd an die Badezimmertür klopfte.
»Äh, Clare?«, fragte er schüchtern.
»Ja?«, rief Clare über den Lärm des rauschenden Wassers hinweg.
»Rory Maguire am Telefon für dich.«
»Oh, könntest du ihm sagen, dass ich zurückrufe?«, erwiderte Clare mit sinkendem Herzen. Ein Anruf eine halbe Stunde vor einem Date war kein gutes Zeichen. Außer natürlich, er wollte wissen, ob sie lieber einen Strauß gelber Rosen oder etwas von Tiffany’s vorzöge.
In ihren Frotteebademantel gewickelt, die hastig trockengerubbelten Haare in alle Richtungen abstehend, eilte Clare ins Wohnzimmer. Während Phil ihr über den Küchentresen einen mitfühlenden Blick zuwarf, ging sie zum Telefon und rief Rory an.
»Es geht um Jess«, sagte er ohne Umschweife. »Sie hat Fieber. Ich dachte, ich könnte sie trotzdem meiner Mutter überlassen, deshalb habe ich so lange mit meinem Anruf gewartet. Aber es steigt immer noch, und ich kann meiner Mutter diese Verantwortung einfach nicht aufbürden.«
»Nein, selbstverständlich nicht, ich verstehe. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes«, sagte Clare.
»Wahrscheinlich nicht, aber bei Fieber weiß man nie. Hören Sie, es tut mir Leid, dass ich Ihnen den Abend verderben muss.«
Mir , dachte Clare angesäuert. Keine Rede von seinem Abend, natürlich. »Ganz und gar nicht. Alles Gute für Jessie«, sagte sie steif.
Er bedankte sich und verabschiedete sich von ihr, ohne eine zweite Verabredung zu vereinbaren. Also, dachte Clare, das wär’s dann gewesen. Wahrscheinlich hatte er ohnehin nur
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