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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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sie, wenn sie sich nicht beeilte, zu spät käme – eine unverzeihliche Sünde einer PR-Beraterin. Hastig stürzte sie zur Tür auf die Straße hinaus und sauste dann mit ihrem Wägelchen zu dem Restaurant, wo sie für sich und Dimmy Demeter vorbestellt hatte.
    Es gab noch einen Grund, unbedingt vor Dimmy einzutreffen: Dimmy trank gerne, vor allem Weißwein, möglichst kalt und möglichst viel, und wenn sie ihr die Bestellung überließe, käme sie das teuer zu stehen. Was das Essen betraf – auch da war Dimmy nicht gerade zurückhaltend – bot dieses Restaurant eine Art warmes Büfett an, wo man zu erschwinglichen Preisen schlemmen konnte.

    Daisy schaffte es rechtzeitig und bestellte auch gleich den passendenden Wein. Dann lehnte sie sich zurück und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Unbewusst schob sie dabei ihre linke Hand unter die Serviette, um schmerzliche Ablenkungen zu verhindern. Nun, es bestand kaum Hoffnung, dass es ihr gelänge, Dimmy für Lilli Hammer zu interessieren – die Leser von Who’s News waren ganz wild auf junge Serienstars und alles, was mit Jennifer Aniston zu tun hatte. Andererseits hatte Daisy doch einen aufstrebenden jungen Star unter Vertrag. Nun ja, so aufstrebend wie man eben sein konnte, wenn die ganze Karriere aus einer Reihe von Auftritten in einer Teewerbung bestand. Ihre junge Klientin spielte die Tochter in der Kazabah-Tee-Familie, die all ihre internen Triumphe und Tragödien mit Unmengen von Tassen des schwarzen Gebräus zelebrierte: ›Gesund, mild und nahrhaft – der Tee für die ganze Familie!‹ Samantha Perkin spielte seit fünf Jahren eine der Töchter und hielt es jetzt, wo sie das magische Alter von fünfzehn erreicht hatte, für angebracht, in die Welt der Teenieserien vorzustoßen. Vielleicht ›Home and Away‹ oder ›Nachbarn‹ oder diese Hitserie ›Ocean Street‹, die in einem Wohnviertel nicht weit vom Strand von Brisbane spielte. Ihre Mutter, deren Durchsetzungsvermögen ebenso groß war wie ihr üppiger Vorbau, nahm ihre Verantwortung als Mama eines Fernsehstars sehr ernst und hatte Daisy Change Promotions angeheuert, um den großen Durchbruch ihrer Tochter als Serienstar vorzubereiten. Who’s News wäre ein gutes Medium für Sam, überlegte Daisy. Zumindest würde ein Artikel bei Fernsehproduzenten den Eindruck erwecken, dass dieses junge Fohlen mit den leicht vorstehenden Zähnen und den grässlich blondierten Haaren möglicherweise ein Geheimtipp sein könnte.
    Die Zähne! Ob sie Mrs. Perkin darauf ansprechen sollte? Oder wäre eine Zahnspange das Aus für ihre Auftritte in der
Kazabah-Teefamilie? Vielleicht gefielen den Produzenten die Zähne ja gerade – manche hielten Überbiss für ein Zeichen von Ehrgeiz. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, denn in diesem Moment lotste der Kellner Dimmy an ihren Tisch.
    Man musste es wirklich ›lotsen‹ nennen. Dimmy war ziemlich füllig und hatte außerdem ein Faible für weite, fließende Kleidungsstücke, die sie gewöhnlich in mehreren Lagen übereinander trug, was sie natürlich noch massiger erscheinen ließ. Daisy, die beobachtete, wie der Kellner sich mit Dimmy im Schlepptau näherte, fand, es sah aus, als würde ihm ein beweglicher Kleiderhaufen folgen, der sich schwankend zwischen den Tischreihen hindurchzwängte. Und auf diesem Kleiderhaufen saß ein winziger Kopf. Dimmy trug ihr eisgraues Haar immer sehr kurz geschnitten, und ihre zarten Gesichtszüge mit der perfekten kleinen Nase, deren Spitze ein wenig nach oben wies, verschwanden fast zwischen den Fleischbergen von Wangen und Kinn. Sie war sich durchaus bewusst, dass ihre Zeitung eine hohe – wenn auch stetig sinkende – Auflage hatte und dass sie, Dimmy Demeter, das Genie war, das hinter allem stand. Deshalb ließ sie sich nun unter einem Bauschen von Stoffbahnen vollkommen selbstbewusst auf einen Stuhl gegenüber von Daisy plumpsen. Ihr Alter ließ sich nicht genau schätzen, so zwischen Mitte Vierzig und Mitte Fünfzig – je nachdem, ob man den Gerüchten, sie hätte sich liften lassen, Glauben schenkte oder nicht.
    »Daisy! Schön!«, quiekte sie mit ihrer frappierenden Schweinchenstimme. Dimmy hatte den Tick, immer in abgehackten Sätzen zu sprechen, als wäre sie zu beschäftigt, um ihre Zeit mit Selbstverständlichkeiten zu verschwenden. Ihre E-Mails unterzeichnete sie zumeist mit ›Grüße‹ oder ›Wünsche‹ oder ›Bald‹; für Leute, die sich mit ihr unterhielten, entstanden oftmals peinliche Pausen, weil sie

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