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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Ein kleines Häuschen am Meer, vielleicht, wo man nur den Hund vorfand, wenn man heimkam, der vergleichsweise
bescheidene Ansprüche stellte und ihre Nerven nur ganz wenig strapazierte. Dennoch war sie, trotz dieser verlockenden Vorstellungen, fest entschlossen, Tom so lange zuzusetzen, bis er dem Experiment ›künstliche Befruchtung‹ zustimmte. Sie wusste, dass sie nie wieder in einen Spiegel, geschweige denn in die Augen ihrer Mutter blicken könnte, wenn sie nicht wenigstens den Versuch gemacht hätte, um den Erhalt dieser Ehe zu kämpfen. Und würde in diesem kleinen Häuschen am Meer nicht ohnehin nur eine egozentrische, verschrobene alten Jungfer aus ihr werden, die vor dem Leben mit all seinen Verwicklungen ausgerissen war? Sie zwang sich, an ihren alten Traum von einem großen Haus voller lachender Kinder und herumliegender Spielsachen zu denken.
    Glücklicherweise fand sie fast direkt vor ihrem Büro eine Parklücke. Während sie den Schlüssel abzog, überlegte sie, wie es wäre, jetzt dort neben sich ein kleines Wesen in einem Babysitz zu haben, das sie natürlich zuerst hineinbringen und unter ihrem Schreibtisch verstauen würde, in der Nachbarschaft des prallen Rucksacks und ihrer bequemen, flachen Straßenschuhe. Sie stellte sich vor, wie sie ihr Baby zu Geschäftstreffen mitnähme, wie es ihr gelänge, sich gleichzeitig Notizen zu machen, an ihrem koffeinfreien Milchkaffee zu schlürfen und dem Säugling die Brust zu geben – ganz das Bild einer in sich ruhenden, liebenden Madonna. Aber wie sie sich kannte, würde das Ganze eher auf müffelnde Windeln und Schnullis in den Tassen ihrer Klienten hinauslaufen.
    Gerade als sie den Wagen zusperrte, sah sie Teagan, die ebenfalls von ihrer ausgiebigen Mittagspause zurückkehrte, lässig die Straße heraufschlendern, die Tasche aus Kunstfell wippte aufreizend an ihrer Schulter. Wenn sie, Daisy, je ein Baby bekäme und weniger Zeit im Büro verbringen könnte, dann müsste sie Teagan mehr Verantwortung übertragen – was an sich schon ein furchterregender Gedanke war.

    Daisy wusste nicht, was eine Fallschirmspringerformation kostete oder ein Flugzeug, das Reklamesprüche an den Himmel schrieb. Aber sie wollte es eigentlich auch gar nicht herausfinden.

4
    »Eiscreme!«, rief Doris. »Endlich mal eine Frau, die mir aus dem Herzen spricht.«
    »Eine Person mit mindestens zwanzig Kilo Übergewicht«, warf Daisy ein.
    »Ist sie denn glücklich? Klingt, als ob sie’s wäre. Gerade du, Daisy, solltest eine Frau zu würdigen wissen, für die Glücklichsein mehr zählt als stählerne Pobacken. Du sagst doch immer, der Sinn des Lebens besteht in der Suche nach Zufriedenheit und wirklich guten Haarpflegeprodukten.«
    Sie saßen um eine große Deluxe-Sushi-Platte versammelt. Den Versuchungen von tempura oder gyoza hatten sie tapfer widerstanden. Gottlob befand sich Daisy in der ersten Hälfte ihres Menstruationszyklus, sodass sie das Essen ohne Gewissensbisse genießen konnte. In der zweiten Hälfte, wenn die Möglichkeit bestand, dass sie schwanger war – vielleicht, aber eher nicht – vermied sie es gewöhnlich, rohen Fisch zu essen; denn sie hatte gelesen, die Bakterien darin könnten Fehlgeburten auslösen. Aus demselben Grund vermied sie in dieser Zeit auch Alkohol, Kaffee, Räucherlachs, kaltes Hühnchen, Salami, alle Sorten von Tartar, rohe Eier, Fleischpasteten und Weichkäse jeder Art. Daran hatte sie sich nur nicht gehalten, als sie aus Verzweiflung über das Ausbleiben einer Schwangerschaft eine Zeit lang eine Psychologin konsultierte, die meinte, sie wäre insgesamt zu fixiert und das sei kontraproduktiv, weil zu verspannt. Aber
dort war sie schon lange nicht mehr gewesen. Wie sollte auch jemand, der sich nur im Kopf seiner Patienten auskannte, mit deren störrischem Uterus fertig werden?
    Ihre beiden Freundinnen konnten Daisys Zyklussituation inzwischen genau daran ablesen, ob sie sich das Hühnchen Teriyaki bestellte oder lieber ans Sushi hielt. Das war für alle Beteiligten ein recht bequemes Codesystem, denn auf diese Weise brauchten sie nicht lange nachzufragen.
    Die drei saßen an einem kleinen Holztisch bei ihrem bevorzugten Japaner. Das Lokal war nichts Besonderes, nur ein langer, schmaler, dunkler Raum mit einer Reihe Holztische zur Linken und der gut gekühlten Sushi-Bar zur Rechten, wo der Küchenchef mit atemberaubender Geschwindigkeit Sushiröllchen fabrizierte. Aber was für Sushi! Das reinste Ambrosia, es zerging einem förmlich auf der

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