Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
dazu rumgekriegt hat. Sag bloß nicht, dass ich sie zum Essen ausführe?«
»Nein, sie kommt um elf auf einen Kaffee vorbei. Und ich glaube, es könnte die Sache wert sein.«
»Wieso glaubst du das?«, wollte Daisy wissen.
Teagan zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, wie ich’s erklären soll – ist bloß so ein Gefühl.«
Daisy war skeptisch. »Na, wenigstens muss ich mich nicht durch eine Mahlzeit mit ihr quälen, was ein schwacher Trost ist. Ich könnte es einfach nicht mehr ertragen, an irgendwelchem Grünfutter zu knabbern und mir dabei anhören zu müssen, wie toll sich mein Gegenüber findet. Ich meine, wenn die Leute wirklich so toll wären, würden sie uns doch nicht brauchen, oder? Übrigens Kekse – haben wir noch welche mit Schokolade?«
Teagan warf ihr einen seltsamen Blick zu, schaute aber trotzdem in der Küche nach. »Wir haben noch eine Packung Schokotaler. Hab sie für den heutigen Besuch aufgehoben.«
»Ach was, aufheben. Was nützt uns das, wenn wir tot sind! Los, mach sie auf und bring mir drei davon.« Daisy war dieser Tage geradezu süchtig nach Süßigkeiten. Sie hoffte, dass ihr immer dicker werdender Bauch nichts damit zu tun hatte. Letzte Woche hatte sie sich mit Carmen und Doris beim Japaner getroffen und zum grenzenlosen Erstaunen beider als Nachspeise erstens das frittierte Rote-Bohnen-Gelee, zweitens auch das Grüner-Tee-Eis bestellt.
»Aber kein Mensch bestellt je das Rote-Bohnen-Gelee«, hatte Doris verwundert ausgerufen. Dann hatten beide – ebenso wie die Kellnerinnen – in einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen dabei zugesehen, wie sie alles genüsslich vertilgte.
Daisy dachte, wie froh sie war, dass sowohl Carmen als auch Doris über die IVF-Sache Bescheid wussten, denn da konnte sie ihnen zumindest reinen Wein einschenken, was ihr Leben betraf – im Gegensatz zu Toms Mischpoche, die ebenso wie Nell und Rob im Dunkeln gehalten wurden. Sie hatten Toms Verwandte seit ihrer Rückkehr aus Melbourne erst einmal gesehen, ein ziemlich verdruckstes ›Hochzeitsplanungstreffen‹ bei Barry und Angela; Daisy war sich sicher, Patricia dabei ertappt zu haben, wie sie heimlich ihre etwas fülligere Figur beäugte. Aber von der Behandlung würden sie erst erfahren, wenn es gute Nachrichten gab, keinesfalls eher. Vielleicht führten die Changes die Gewichtszunahme ja auf ihren Kummer über die Erkrankung ihres Vaters zurück. Patricia zerfloss förmlich vor Mitleid mit Rob, obwohl sie ihn kaum kannte; Patrick zwickte sie in die Backe und dröhnte, dass alles in Ordnung käme, in dem zähen alten Hund wäre noch jede Menge Leben. Als sie alle am Tisch saßen und Rosenkohlsalat, Angelas Paradegericht, aßen, hatte Daisy gedacht, wie unfair es doch war, dass Toms Eltern vor Gesundheit nur so strotzten, während ihr Vater gegen irgendein rätselhaftes Leiden ankämpfte. Unfair war sogar noch untertrieben. Man brauchte sich bloß Angela anzuschauen, die schon jetzt voller Stolz Umstandskleider spazieren führte und Daisy scheu eingestand, dass ein Hochzeitskleid im Empirestil wohl genau das Richtige wäre, um ihre schwellenden Kurven zu verbergen.
Apropos Kleidung, Daisy fiel ein, dass sie sich noch immer nicht nach geeigneten Designerschulen für Doris umgehört
hatte. Seit dem Vorfall mit dem blauen Auge schien Doris ein wenig kleinlauter geworden zu sein. Jetzt blieb sie abends meist zu Hause, schaute sich ›Ally McBeal‹ an und paffte eine Zigarette nach der anderen. Vielleicht bedeutete das schon einen Fortschritt, dachte Daisy, aber ein Modedesignkurs wäre wahrscheinlich eher das Richtige, um Doris endlich in eine neue Richtung zu lancieren. Außerdem hätte sie, Daisy, dann etwas zu tun, wenn sie im Büro war, abgesehen von dem Verfassen von Presseerklärungen, Telefonieren oder dem Abwischen der Unterseiten aller Ablageflächen und Schreibtische – man ahnte ja nicht, wie dreckig es dort wurde.
»Ich habe ein paar Briefe in deine obere rechte Schreibtischschublade gelegt, die du noch durchschauen und unterzeichnen musst«, sagte Teagan, während sie einen Teller Kekse auf Daisys Schreibtisch stellte. »Zum Korrigieren haben wir noch genug Zeit und für die Post auch.«
»Völlig richtig«, trällerte Daisy. »Wirklich umsichtig von dir. Dann gehe ich jetzt rasch mal um den Block, mir die Beine vertreten, bevor Gladiole kommt.« Daisy kicherte. »Gladys – klingt ja furchtbar verstaubt, nicht wahr … aber das haben sie wohl auch über die arme Gwyneth Paltrow
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