Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
auf.
Daisy musterte Gladys Montmorency mit einem verzweifelten Blick. Eine Gans, die goldene Eier legt, war soeben in ihr Büro getapst, und sie war gezwungen, sie wieder hinaus auf die Straße zu schubsen. Trotzdem, die ›Schwestern‹ hatten Vorrang.
»Noch eine Familienkrise«, erklärte sie betreten.
»Dachte ich mir schon«, sagte Gladys und griff nach ihrer Tasche.
»Aber passen Sie auf, ich fand die Probeaufnahmen wirklich fantastisch. Und wir würden Sie liebend gerne vertreten. Wer immer Ihnen gesagt hat, dass etwas PR nicht schaden könnte, lag goldrichtig. Ganz unter uns, die PR-Leute vom Sender haben so viel um die Ohren, die können Ihnen nicht die persönliche Aufmerksamkeit schenken wie wir«, schnurrte Daisy ihre Nummer herunter. »Und die meisten sind ohnehin grüne Jungs, die es nicht mal schaffen, in einem Schneesturm Wollhandschuhe an den Mann zu bringen. Ich bin sicher, dass wir uns irgendwie einigen werden. Wie wäre es, wenn wir uns morgen zum Lunch treffen? Oder ein andermal? Nächste Woche?«
»Gern«, stimmte Gladys zu.
»Haben wir Ihre Telefonnummer? Na toll. Ich ruf Sie an. Herzlichen Dank, dass Sie vorbeigekommen sind. Möchten Sie die Tempos mitnehmen? Kekse? War uns ein Vergnügen. Wir sprechen uns dann!«
Nachdem sie hastig eine Nachricht für Teagan gekritzelt hatte, in der sie sie anwies, beide Sandwiches aufzuessen, hüpfte Daisy in ihren Kleinwagen und raste wie eine Irre über die Hafenbrücke in die Innenstadt. Dabei musste sie die ganze Zeit an Carmen denken, die schluchzend vor einem Teller voll feuchter Doughnuts hockte – aber auch an Gladys und die Frage, ob sie sich gerade die viel versprechendste Schauspielerin, die ihr je untergekommen war, durch die Lappen hatte gehen lassen, weil sie nicht lange genug bleiben konnte, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Sobald die Sache mit Carmen geklärt war, musste sie ins Büro zurück und einen Vertrag für Gladys Montmorency aufsetzen. Und die restlichen Schokotaler verspeisen und die unterste Schreibtischschublade auswischen …
»Ich hab schon fünf Doughnuts gegessen«, teilte ihr Carmen
verloren mit, als Daisy sie zusammengesunken an einem der niedlichen weißen gusseisernen Tische vor dem Doughnut-Laden fand.
»Toll und jetzt bestell dir noch einen Vanilleshake. Siehst aus, als könntest ihn gebrauchen.« Daisy schnappte sich auch ein Stühlchen und setzte sich, wobei sie fast an Carmens roten Koffer gebumst wäre.
»Was ist bloß los, Herrgott noch mal?«
»Ich hab John verlassen«, schluchzte Carmen.
Daisy reichte ihr eine Hand voll Papierservietten. »Und wieso heulst du dann? War es ein Versehen?«
»Nein«, jaulte Carmen. »Aber was hab ich bloß getan?«
Sie schnäuzte sich geräuschvoll. »Ich dachte, es ist einfach heuchlerisch, weiter mit John zusammenzubleiben, wo ich doch nur noch an Ewan denken kann und wie ich mir’s von ihm besorgen lasse. Plötzlich glaubte ich, ich halte es nicht eine Sekunde länger aus und deshalb bin ich weg …«
»Hast du’s Ewan gesagt?«
»Nein, natürlich nicht«, schniefte Carmen. »Als ich ging, standen die Gummistiefel vor der Tür.«
»Die Gummistiefel?«, fragte Daisy ratlos.
»Ja. Nebeneinander. Johns große schwarze, meine kleinen schwarzen und dann Allys regenbogenfarbene und Bens fluoreszierende grüne, die im Dunkeln so leuchten, und da dachte ich, so was werde ich nie wieder sehen! Diese Gummistiefel werden nie wieder eine so einträchtige Reihe bilden auf einer Türmatte. Und die gingen mir auch im Bus nicht aus dem Kopf, und alles, woran ich denken konnte, waren diese Gummistiefel. Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen.«
Daisy hatte das Gefühl zu wissen, was jetzt kam.
»Ich hab einen schrecklichen Fehler gemacht«, würgte Carmen hervor, »mit dem Wegrennen. Ich will nicht von Allys und Bens Dad getrennt leben. Dann muss ich sie an
Weihnachten teilen, und diese lächerliche Szene erleben, wo man sie beim Haus des anderen ablädt und höflich aus dem Wagenfenster grüßt. Ich will nicht, dass sie uns gegeneinander ausspielen, um möglichst viel Spielzeug zu erpressen. Und ich will nicht ohne meinen alten John leben. Er ist manchmal ein furchtbarer Dumpfbrocken, aber er ist mein Dumpfbrocken. Wir gehören zusammen!«
Daisy nickte. »Gut, betrachten wir die Sache mal in aller Ruhe. Du hast also einen Koffer gepackt.«
»Und einen Abschiedsbrief hinterlassen«, fügte Carmen elend hinzu.
»Was hast du geschrieben?«
»Ich habe
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