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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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erleben sollen, du fremder alter Drahtzieher da oben!
    Gerade als der Pfarrer an die Stelle kam, wo er den Herrn bat, den Winden um der geschorenen Lämmer willen Einhalt zu gebieten und sich der armen, trauernden Hinterbliebenen, Frau und Tochter, anzunehmen, platzte Tom zur Tür herein.
    »Bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, keuchte er, stürzte auf Daisy zu, und nahm sie in die Arme, wobei sie erneut in Tränen ausbrach.
    »Ich bin Reverend Frank Sneddon. Möchte ein paar Worte für den geliebten Verblichenen aussprechen«, sagte Sneddon, ergriff Toms Hand und schüttelte sie kräftig.
    »Das ist mein Mann, Tom Change«, stellte Daisy schniefend vor.
    »Nett, Sie kennen zu lernen. Das heißt«, Tom warf einen
unbehaglichen Blick auf das Bett, »ich wünschte, es wäre unter anderen Umständen geschehen.«
    »Ja, leider, leider«, tönte der Pfarrer salbungsvoll. »Dennoch, er weilt nun an einem weit besseren Orte. Wenn ich jetzt nur noch einen Abschiedsgruß an den Herrn richten …«
    »Oh, aber selbstverständlich«, sagte Tom rasch, als wäre es ihm immer unangenehm, Gespräche mit dem Allerhöchsten zu unterbrechen.
    Da Daisy und Nell auf den beiden einzigen Stühlen saßen, lehnte sich Tom ans Fensterbrett und beugte sich ein wenig vor, um seine Hand auf Daisys Schulter legen zu können.
    Sneddon überlegte kurz, wo er stehen geblieben war. »Geschorene Lämmer«, murmelte er. »Nicht den Mut sinken lassen … verschlungene Wege … ah ja. Der Herr spricht, weinet nicht! Also sollten wir uns nicht grämen, dass unser Freund und Gatte und Vater und«, er öffnete kurz die Augen und warf einen Blick auf Tom, »äh, Schwiegervater dorthin gegangen ist, wo die Engel weilen. Wir können lediglich darauf hoffen, ihm einer nach dem anderen zu folgen, wenn der Herr die Zeit für gekommen hält. Amen.«
    »Amen«, echote Nell fest.
    Sneddon watschelte zu ihr und ließ ihr eine weitere Umarmung angedeihen. Daisy, deren Blick zu Boden gerichtet war, konnte sehen, dass eine Reihe ziemlich langer Zehennägel aus seinen Sandalen hervorlugten. »Also schön, Nell, wenn du irgendwas brauchst, was auch immer, ruf mich an«, offerierte er seine Dienste. »Ich weiß, die Frauenvereine werden dich mit allem versorgen, was du in einer solch schwierigen Zeit brauchst, Gott segne sie! Kuchen … was auch immer. Und ich könnte heute Nachmittag vorbeikommen, um die Beisetzungsformalitäten zu besprechen, wenn es dir recht ist? Ausgezeichnet. Ausgezeichnet. Wir werden ihm einen würdevollen Abschied bereiten. Obwohl, ich
weiß nicht, wie das mit der Lautsprecheranlage jetzt laufen soll …«
    Nell gab ihm einen Kuss auf die fette Wange. Als er gegangen war, saßen sie stumm um Rob herum.
    Schließlich wurde es Daisy zunehmend unbehaglich. Sie wäre am liebsten gegangen, kannte sich jedoch nicht mit den Gepflogenheiten aus. Wann war es in Ordnung, den eigenen Vater der Obhut von Bestattungsunternehmen und Kühlkammern zu überlassen? Und sie verstand, warum Nell noch am Bett saß und immer wieder an der Decke zupfte. Zu gehen wäre das Einverständnis, dass Rob sie wirklich und wahrhaftig verlassen hatte. Daisy fürchtete, sie würden ewig hier sitzen, jeder zu scheu, um den ersten Schritt zu tun.
    »Nell«, sagte Tom schließlich leise. »Nell, es ist Zeit, ihm für den Moment Lebewohl zu sagen. Ich muss euch beide heimbringen, damit ihr was essen und euch hinlegen könnt. Ihr werdet in den nächsten Tagen all eure Kräfte brauchen.«
    Die arme Nell warf ihm einen erbarmungswürdigen Blick zu. »Ich kann ihn nicht allein lassen.«
    »Das musst du aber irgendwann«, sagte Tom. »Wir werden noch eine Weile bleiben – aber die Leute hier wollen ihre Arbeit tun. Ich rufe beim Bestattungsunternehmen an, die kümmern sich dann um ihn.«
    Nell blickte auf Rob hinunter. »Das ist er nicht mehr, oder? Nicht wirklich.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Nein, da hast du Recht.«
    Mit einem Ruck erhob Nell sich. »Wahrscheinlich ist er längst auf der Farm und fragt sich, wo wir so lange bleiben. Sollen wir gehen?«
    Tom nahm die Frauen bei der Hand und zog los. Er hielt nur inne, um der Schwester Bescheid zu sagen, dass er bei der örtlichen Bestattungsfirma anrufen und dafür sorgen würde, dass man Rob abholte.
    Als sie daheim eintrafen, stellte Daisy zu ihrem Erstaunen
fest, dass alles noch so war wie vorher. Es roch wie immer nach Kuhstall und nach Nells Rosengarten; der scheckige Linoleumfußboden wies dasselbe Muster auf, wie vor zwei

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