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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Tagen, als sie ihn gewischt hatte. Selbst Chump, der begeistert um sie herumsprang, schien sich kein bisschen verändert zu haben. Das kam ihr nicht richtig vor. Alles sollte sich ändern, wenn etwas so Schwerwiegendes geschah. Die Welt sollte irgendwie grau und trübe werden, anstatt blendend hell und sonnig zu bleiben.
    Wieder einmal landeten sie am Küchentisch. Ich weiß gar nicht mehr, was ich mit meinen Händen anfangen soll, dachte Daisy. In den Schoß legen? Auf den Tisch? Sich drauf setzen? Auf einmal waren sie nur noch Fleischklumpen, die am Ende ihrer Arme baumelten. Und jedes Mal, wenn ihr einfiel, dass sie nun auch zu jenen gehörte, die ihren Vater verloren hatten, tat sie sich so schrecklich Leid, dass sie am liebsten gleich wieder losgeheult hätte. Was ihr einfach erbärmlich und selbstsüchtig erschien. Selbstmitleid hielt sie für eine der würdelosesten menschlichen Empfindungen.
    »Ich schlage vor, ihr nehmt jeder erst mal eine lange heiße Dusche, hernach fühlt ihr euch sicher ein bisschen besser«, sagte Tom gerade. »Und dann müsst ihr was essen und euch hinlegen, selbst wenn ihr nicht schlafen könnt. Hier wird es jeden Augenblick nur so von Leuten wimmeln.«
    Er scheuchte sie vom Küchentisch hinauf ins Bad, während er sich hier unten ans Werk machte.
    Tom war unermüdlich, den ganzen Tag lang. Er versorgte sie mit Schinkenbrötchen, während Nell und Daisy in ihren Zimmern lagen und zur Decke starrten; dann rief er beim Bestattungsunternehmen an und leitete alles in die Wege. Er kochte eimerweise Tee und Kaffee für all die Nachbarn und Gemeindemitglieder, die mit Thunfischauflauf, Hähnchentopf und ähnlich Nahrhaftem anrückten. Er ging zur Tür, wenn’s klingelte, und nahm Blumensträuße entgegen,
wärmte etwas zum Abendessen auf, bediente das Telefon und setzte sich sogar mit Reverend Sneddon zusammen, um die Grabrede gemäß Nells und Daisys Vorstellungen zu entwerfen.
    Gegen neun Uhr abends konnte sich Nell kaum noch auf den Beinen halten, und Daisy drängte sie, sich etwas Schlaf zu gönnen.
    Sie und Tom gingen noch auf die Veranda, um ein bisschen frische Luft zu tanken, und setzten sich, jeder mit einem Becher Tee, auf die alte rissige Ledercouch. Chump kuschelte sich gemütlich an ihre Füße. Es war eine klare, kühle Nacht. Die Sterne standen strahlend hell am Himmel; ihr kalter, silberner Schein tat Daisy fast in den Augen weh.
    Sie schwiegen lange. Dann trank Daisy ihren letzten Schluck und stellte den Becher vorsichtig auf die abgetretenen Verandadielen.
    »Ich möchte dir für alles danken, was du für uns getan hast«, sagte sie. »Du hast dich selbst übertroffen.«
    »Wozu sind Ehemänner da?«, entgegnete Tom leichthin. »Es tut mir nur so unendlich Leid, dass es geschehen musste. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich weiß, was du durchmachst, denn das stimmt nicht – aber es muss sicher schlimm sein. Er war ein wunderbarer Kerl.«
    Tom wusste, dass er Glück gehabt hatte, einen Schwiegervater zu bekommen, den er mögen und respektieren konnte. Für Rob Mason musste wohl der Ausdruck ›das Salz der Erde‹ erfunden worden sein. Und nun war Tom nicht nur über den Verlust dieses außergewöhnlichen Menschen erschüttert, sondern vor allem auch wegen des Laufs der Dinge, dessen Zeuge er in den letzten beiden Tagen geworden war. Erst jetzt merkte er, wie behütet er sein bisheriges Leben verbracht hatte; nie zuvor hatte er derart starke, elementare Emotionen und Ereignisse miterlebt wie in diesem kleinen Krankenzimmer. Vielleicht wäre die Geburt seines
Kindes ja ein ebenso starkes und archaisches Erlebnis, dachte er. Aber das würde er vielleicht niemals herausfinden.
    »Ja, das war er wirklich«, sagte Daisy und mühte sich, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie hatte es satt zu weinen. »Irgendwie will ich immer noch sagen, er ist ein großartiger Mensch. Er bleibt doch derselbe – wo er jetzt auch sein mag.«
    Tom regte sich in der Dunkelheit. »Erinnerst du dich an den Tag, als ich ihn fragte, ob es ihm recht wäre, wenn du meine Frau würdest? Wir bereiteten draußen den Grill vor, und du und Nell, ihr wart in der Küche, um irgendwelche Salate zu mixen. Also hab ich all meinen Mut zusammengenommen und ihm gesagt, dass ich gern seine Tochter heiraten würde. Er hat einfach nur gemeint, ›das wäre schön‹, und dann weiter Würstel gewendet. Am Ende musste ich vorschlagen, dass wir vielleicht besser reingehen und auch Nell die frohe Botschaft überbringen

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