Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
wieder in sehr vernünftigem Ton, erwidert, dass sie ihm so was doch nur zu sagen bräuchte. Er würde alles für sie tun.
»Aber ich will dir nicht sagen, was zu tun ist«, hatte die frisch vermählte Isobel geheult. »Du bist mein Mann, nicht mein Kind. Wir sollten ebenbürtig sein, Partner. Im Übrigen muss ich den Patienten im Krankenhaus schon dauernd sagen, was sie tun sollen, da will ich das nicht auch noch zu Hause tun müssen. Ich komme mir schon vor wie ein Feldwebel.«
Die Auseinandersetzungen um die Verteilung der Hausarbeiten erledigten sich von selbst, als Isobel mit Ellen schwanger wurde und zu arbeiten aufhörte. Phil ging schlicht davon aus, dass sie nun Zeit hätte, sämtliche Hausarbeiten zu erledigen, ganz zu schweigen von den organisatorischen Dingen.
Also war sie nun auch noch für die Bezahlung von Rechnungen und die Buchung und Planung des Familienurlaubs zuständig. Sie sagte sich, es war ohnehin effizienter, wenn sie alles erledigte. Es würde ewig dauern, wenn sie die Dinge Phil überließe. Und sie gewöhnte sich rasch an, ihn daran zu erinnern, den Müll rauszutragen oder den Rasen zu mähen. Er musste nicht einmal mehr an den Geburtstag seiner Mutter denken, lediglich noch seinen Namen unter die Karte setzen, die sie ihm hinhielt.
Aber bevor Isobel sich in einen Anfall hineinsteigerte, erinnerte
sie sich – wie immer – daran, dass es Phils Geld war, das alles bezahlte, und Phils harte Arbeit, mit der er für alles sorgte. Er war derjenige, der jeden Morgen den Zug nahm, um zur Arbeit zu fahren, was ihr manchmal ein wenig Schuldgefühle verursachte. Vielleicht würde er ja wirklich lieber daheimbleiben und sich mit zwei anstrengenden Kleinkindern herumschlagen?
Müde lehnte sie sich einen Moment an die Anrichte. Wie sollte sie je mit dreien fertig werden, sollten sie tatsächlich noch ein drittes Kind bekommen? Sie kam ja so schon kaum zurecht. Am Anfang ihrer Ehe hatte sie ein Zettelkastensystem erstellt, auf dem sie die im Lauf eines Jahres anfallenden Hausarbeiten notiert hatte. Sie wusste daher immer, wann es Zeit war, die Wohnzimmervorhänge zu waschen oder die Lampen einmal wieder feucht abzuwischen. Mit schlechtem Gewissen musste sie sich eingestehen, dass sie, was das betraf, schon weit zurückgefallen war. Die Jalousien hätten schon vor ungefähr einem Monat abgeputzt werden müssen. Wenn nun eine weitere Schwangerschaft käme, die ihr jede Menge Kraft rauben würde, und dann das dritte Baby, würde sie überhaupt nicht mehr zurechtkommen. Aber angesichts ihres kaum mehr vorhandenen Sexuallebens war eine Schwangerschaft sowieso eher unwahrscheinlich …
Mit einem Ruck erkannte sie, dass die Käsesauce drauf und dran war anzubrennen. Fluchend (wobei sie jedoch nur die von ihr erdachten Ersatzwörter wie »Scheibenkleister« und »Hasenköttel« benutzte, um Ellen kein schlechtes Beispiel zu geben) riss sie den Topf vom Herd und stellte ihn in die Spüle. Alex musste noch gefüttert und umgezogen werden, in einer Stunde kamen die Gäste, sie hatte noch nicht mit den Kartoffeln angefangen, sich weder geduscht noch die Kinder gebadet oder den Tisch gedeckt. Und ans Einsprühen und Reinigen der Kissen und Matratzen wollte sie gar nicht erst denken.
Alexander hing wie ein Klammeräffchen an ihr und wollte sich nicht wieder in sein Laufställchen setzen lassen, und Ellen, die leidenschaftliche Fernseherin, fand ihr Video langweilig und verlangte Maccaroni mit Käse zum Tee, bevor sie ihr Bad nahm.
»Nein, Darling, du kriegst heute leckeren Broccoli mit Hühnchen zum Abendessen«, sagte Isobel.
»Igitt, ich hasse Broccoli …«
»Nein, tust du nicht, mein Lämmchen. Broccoli schmeckt wunderbar. Jetzt setz dich gerade hin und iss mit der Gabel, nicht mit den Fingern. Und hör auf, Brotbällchen zu machen. Iss anständig.«
Als Phil schließlich um Punkt sieben Uhr auftauchte und fröhlich »Wie war dein Tag, Schatz?« rief, strich sie nur noch grimmig die Dinge von ihrer inneren Liste, für die nun keine Zeit mehr blieb – sich selbst duschen, Türknauf und Weingläser polieren …
Phil gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Ellen klammerte sich an seine grauen Anzugbeine und schrie: »Daddy, Daddy, du bist Zazu«, während Alexanders Händchen sich bedrohlich Phils Brille näherten.
Isobel drückte Phil Alex kurzerhand in die Arme und fauchte: »Alex’ Kartoffelbrei und Gemüse sind in der Mikrowelle, und Ellen hat Kopfläuse, also muss ich ihr zehn Minuten
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