Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Zeit übrig habe, ungefähr so lebendig wie eine Auster. Das Letzte, was mir dann noch in den Sinn käme, ist, einen Fortbildungskurs zu besuchen.«
»Das hab ich damit nicht gemeint«, widersprach Phil milde. »Ich hab gemeint, du solltest etwas tun, was dir Spaß macht. Vielleicht zusammen mit den Kindern – eine von diesen neuen Kinderwagen-Spaziergruppen zum Beispiel, irgendwas in der Art.«
»Kinderwagen-Spaziergruppe? Na, toll, ideal! Also ob ich nicht schon genug Kinderwagen schieben würde. Etwas Besseres fällt dir wohl nicht ein … Eine Universität sollten sie gründen für Hausfrauen, die zu Hause mit den Kindern festhocken, nicht eine verdammte Kinderwagen-Spaziergruppe. Wir sind doch nicht vollkommen verblödet.«
»Natürlich nicht«, beruhigte sie Phil. »Alles, was ich sagen will, ist, es muss doch was geben, das dir Spaß macht. Und genau das solltest du machen, was immer es auch ist, wenn du Zeit und Lust hast.«
»Tut mir Leid. Ich bin richtig biestig, nicht wahr?«, sagte Isobel reuig. »Es ist nur so, dass ich mich wirklich aufs Heimkommen gefreut habe.«
»Bist du enttäuscht? Nichts hat sich verändert.«
»Vielleicht ist das ja das Problem. Ihr seid alle prima ohne mich ausgekommen. Ich hätte genauso gut nie weggehen können – oder nie zurückzukommen brauchen.« Isobel unterbrach sich verwirrt.
»Es war nur eine Woche«, sagte Phil. »Alles würde über uns zusammenbrechen, wenn du einen Monat weg wärst.«
»Einen Monat werde ich gewiss nicht wegbleiben«, versprach Isobel und langte nach den sauberen Handtüchern, die sie auf der Ablage hergerichtet hatte. »Zwei Wochen sind schon zu lang.«
Während Phil Ellen abrubbelte, fragte er: »Hat dir denn irgendwas an der letzten Woche gefallen, bis auf die Tatsache, dass du uns für eine Weile loswarst?«
Isobel machte sich gar nicht die Mühe, ihm zu widersprechen. Das war »Fishing for Compliments« in Reinkultur.
Stattdessen dachte sie über seine Frage nach, während sie Alex auf ihrem Schoß hielt und ihm in zarten Kreisen über das Bäuchlein strich, was ihn zum gurgelnden Juchzen brachte.
»Eigentlich nichts, außer vielleicht, dass es ganz schön war, eine Woche lang mit meinem richtigen Namen angesprochen zu werden, anstatt mit Mummy. Das Schlimmste war, als die Chefredakteurin mich bat, die Kummerkastenseite für die nächste Aufgabe zu übernehmen. Ich hab eine Heidenangst davor, mich zum Idioten zu machen. Du solltest sehen, wie der Colonel bei Konferenzen die Leute in der Luft zerreißt. Sie scheint öffentliche Hinrichtungen als positive Motivation zu betrachten, und nächste Woche könnte ich dran sein.«
»Aber natürlich schaffst du das«, versicherte ihr Phil. »Du konntest schon immer fantastisch Briefe schreiben. Ich bin sicher, du wirst diese Kummerkastenseite wundervoll hinkriegen. Alles, was dazu nötig ist, ist ein bisschen Sitzfleisch und Beharrungsvermögen.«
Irritiert hob Isobel Alex hoch und trug ihn in sein Zimmer, wo Phil bereits einen Schlafanzug aufs Bett gelegt hatte. Wieso glaubten Männer, einem Ratschläge erteilen zu können, selbst wenn sie keine blasse Ahnung hatten, wovon sie redeten?, dachte sie wütend. Phil folgte ihr mit Ellen auf dem Arm.
»Ach, doch nicht diesen Schlafanzug für Alex. Der ist ihm doch schon längst zu klein. Ich hole einen anderen«, fauchte Isobel. Es klingelte an der Tür, und sie seufzte. »Mum und Dad sind schon da, und ich hab das Gemüse noch nicht mal vorbereitet. Könntest du runtergehen und aufmachen, während ich die Kinder anziehe?«
»Das kann ich doch auch tun, wenn du vielleicht ein paar Minuten in Ruhe mit deinen Eltern verbringen willst«, erbot sich Phil.
»Nein, ich hab das schneller im Griff. Geh einfach und kümmer dich um sie, ja?«
Isobel, die Phil nachsah, fühlte sich schrecklich. Er wollte
ihr doch bloß helfen. Wieso betrachtete sie das permanent als Angriff?
Nach dem Abendessen verfrachtete Isobel Ellen und Alex ins Bett und versprach Ellen, ihr morgen noch das Frühstück zu bereiten, bevor sie zu ihrer »neuen Arbeit« aufbrach und Tante Clare wieder kam, um sich eine weitere Woche um Ellen und Alex zu kümmern.
»Gut«, sagte Ellen schläfrig. »Sie hat versprochen, mir Tauchen beizubringen.«
»Wie schön. Aber sei vorsichtig, am Anfang nicht zu lange unter Wasser bleiben«, mahnte Isobel.
»Und ich darf mir selbst meine Fischstäbchen in der Mikrowelle machen.«
»Ach ja?«, knurrte Isobel.
Jack und June Calloway
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