Suzannah und der Bodyguard
ihm in die Arme. Er fing sie auf, zog sie auf seinen Schoß und küsste sie mitten auf den lächelnden Mund. Kaum einen Moment später hatte sich das Lachen und Scherzen in pure Lust verwandelt. Sie rückte ein paar Zentimeter von ihm ab.
„Ich habe auch ein Geschenk für dich.“
Er stöhnte. „Liebling, daran musst du mich nicht erst erinnern. Ich konnte den ganzen Tag an nichts anderes denken.“
Er ließ seine Hand in ihren Ausschnitt gleiten und legte sie um eine Brust, die seit der Geburt ihrer Tochter viel voller geworden war. Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Bizeps. Dieses Mal würde sie ihn nicht abweisen müssen. Der Doktor hatte ihnen sozusagen grünes Licht gegeben. Heute Nacht, wenn das Baby schlief, war es endlich so weit. Sie erschauerte und lehnte sich ein kleines Stück von ihm zurück.
„Ich meinte nicht dieses Geschenk, Dummkopf.“
„Also, was ist es dann? Noch eine Hundert-Dollar-Krawatte?“
„Ganz weit daneben.“ Doch da sie schon beim Thema Krawatten waren, richtete sie ihm die elegante anthrazitfarbene Krawatte, die sie ihm letzte Woche erst gekauft hatte. „Nein, ich habe einen neuen Job angenommen.“
Unter ihren Händen fühlte sie, wie er sich leicht verspannte. „Wie meinst du das? Was für einen Job?“
„Ich werde unterrichten.“
„Jura?“
Sie verdrehte die Augen. „Nein, Korbflechten. Natürlich Jura, und zwar direkt hier an der Universität.“
„Du hängst jetzt aber nicht deine Karriere für unsere Familie an den Nagel, oder? Darüber haben wir doch eigentlich geredet. Ich möchte nicht, dass du mehr aufgibst als ich. Du hast bereits in den letzten Monaten auf die Arbeit in der Kanzlei verzichtet …“
„Wollen wir jetzt einen Wettbewerb daraus machen, Sergeant?“ Als sein Lachen ausblieb, wurde sie auch wieder ernst. „Nein, darum geht es nicht. Meine Arbeitszeiten als Dozentin lassen sich mit Sicherheit viel eher mit meiner Rolle als Mutter vereinbaren als die Arbeit in der Kanzlei. Das ist allerdings nicht viel mehr als ein zusätzlicher Bonus.“
Ihm standen immer noch Zweifel ins Gesicht geschrieben. „Es hat auch nichts mit mir oder meinem Job zu tun? Eventuelle Interessenkonflikte? Fürchtest du, dass es mich bei meiner Arbeit behindern oder ich mich zu Kompromissen genötigt sehen könnte, wenn meine Frau als Strafverteidigerin arbeitet?“
Sie schüttelte den Kopf. „Blödsinn, darum geht es nicht. Außerdem wurdest du ja befördert, also könnte ich problemlos wieder in meinem alten Job arbeiten.“
Mit einem geduldigen Blick aus seinen braunen ruhigen Augen beobachtete er sie. Er würde keine weiteren Fragen mehr stellen, sondern einfach nur darauf warten, dass sie ihm ihre Gründe erläuterte. Er kannte sie einfach schon zu gut.
„Es fühlt sich jetzt einfach richtig an für mich. Die Arbeit als Strafverteidigerin hat mich all die Jahre über ausgefüllt, war mir wichtig. Sie hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leistete. Aber jetzt ist es an der Zeit, etwas anderes zu machen.“
„Du könntest einfach die Seiten wechseln und für den Staat arbeiten. Die suchen immer händeringend gute Anklagevertreter, das weißt du.“
Sie lächelte. „Glaubst du nicht, dass wir da erst recht einen Interessenkonflikt hätten? Ich sehe schon jede meiner Entscheidungen in Zweifel gezogen. Man wird sich immer wieder die Frage stellen, inwieweit ich mich von meinem Ehemann, dem Detective Sergeant, habe beeinflussen lassen.“
Er zuckte mit den Achseln. „Das wäre nicht so tragisch.“
„Ich weiß. Vermutlich würde es funktionieren, wenn ich es wirklich wollte. Aber was ich wirklich möchte, Sergeant, ist, eine Generation intelligenter junger Menschen zu unterrichten. Ich möchte sie darauf vorbereiten, in die Welt hinauszugehen und die Rechte der Benachteiligten und sozial schlechter Gestellten zu schützen und …“
„Mein Gott, eine ganze Armee davon.“
„… und sich bei der strafrechtlichen Verfolgung eines Beschuldigten der Suche nach der Wahrheit zu verpflichten. Unsere Gesetze von der Richterbank aus durchzusetzen. Ich würde gerne meinen Beitrag dazu leisten, das System zu verbessern.“
„Okay. Finde ich gut. Und jetzt steh bitte auf.“
„Bitte?“
„Sie spielen unser Lied. Außerdem haben wir nach meiner Berechnung noch ungefähr eine Minute Zeit, bis dieser sorgfältig gebügelte, maßgeschneiderte Anzug, den ich extra für diesen Anlass angezogen habe,
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