Suzannah und der Bodyguard
noch mal, nein. Sie haben sie …“
„Weil ihr sie von mir aus dort behalten könnt. Hast du mich verstanden, Quigg? Es ist mir egal.“
„Verdammt noch mal, Ray, hör mir zu. Sie hatte einen Unfall.“
Ray sprang auf und riss dabei das Telefon vom Tisch. Mit einem lauten Krachen fiel es zu Boden, doch die Verbindung wurde glücklicherweise nicht unterbrochen. „Was ist passiert?“
„Sie war in einer Kurve auf der Route 7 zu schnell und hat sich mit dem Auto überschlagen.“
Ray zog sich der Magen zusammen. „Ist sie schwer verletzt?“
„Kann ich nicht sagen. Als ich dort ankam, hatten sie sie bereits in den Krankenwagen geladen. Aber dafür, dass sie sich wie eine Eiskunstläuferin beim Pirouettendrehen überschlagen hatte, sah sie nicht wirklich schlimm aus. Der Sanitäter meinte, sie hätte kurz das Bewusstsein verloren, aber als ich dort war, schien sie mir wieder auf der Höhe zu sein.“
Einen Moment mal, Quigg hatte doch frei. Warum sollten sie Quigg deswegen anrufen?
Weil Grace so schwer verletzt ist, dass sie dachten, es wäre besser, wenn sein bester Freund ihm die schlechte Nachricht überbrachte.
Er umklammerte den Hörer so fest, dass ihm seine Finger wehtaten. „Warum haben sie dich angerufen?“
„Niemand hat mich angerufen. Suz und ich waren auf dem Rückweg von Freunden, als wir an der Unfallstelle vorbeikamen. Ich habe nur kurz angehalten, um zu fragen, ob unsere Mountie-Freunde Hilfe benötigen. Als ich sah, dass es Grace war, habe ich angeboten, dich anzurufen.“
Okay, entspann dich, Mann. Tief durchatmen. Vielleicht war es gar nicht so schlimm. Allerdings hat sie sich mit dem Auto überschlagen.
Mit Daumen und Zeigefinger drückte er auf seine geschlossenen Augen, versuchte die Bilder all der üblen Verkehrsunfälle von sich zu schieben, die er in seinen zwölf Jahren bei der Polizei gesehen hatte.
„Sie bringen sie in die Notaufnahme?“
„Sie ist vermutlich schon dort.“
„Ich mach mich gleich …“ Ah, verdammt, der Alkohol. Morgan, du Idiot . „Quigg ich sollte besser nicht fahren. Kannst du mir einen Wagen schicken?“
„Schon längst passiert, Kumpel. Stevie B. ist in knapp vier Minuten bei dir.“
***
Vier Stunden später saß Ray Dr. Lawrence Greenfield gegenüber, dem Neurologen, der Grace soeben untersucht hatte.
Die sechs Tassen Kaffee, die er hinuntergestürzt hatte, hatten dafür gesorgt, dass er einigermaßen nüchtern war, doch seine Magenschleimhäute fühlten sich an, als hätte er Batteriesäure in sich hineingekippt.
„Sie wird also wieder gesund?“ Seit Grace vor fünf Stunden die Bombe hatte platzen lassen, hatte Ray ein solches Wechselbad der Gefühle erlebt, dass er nicht einmal mehr sagen konnte, was er von dieser Nachricht hielt. Himmel, er wusste nicht einmal, was er jetzt eigentlich fühlen sollte. Er beobachtete den Arzt, der viel zu jung aussah, um am Gehirn von Patienten herumspielen zu dürfen. „Sie kommt also ohne bleibende Schäden davon?“
„Das würde ich so nicht sagen. Zumindest jetzt noch nicht. Immerhin hat sie ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten.“ Dr. Greenfield lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorn und legte die Fingerspitzen aneinander. „Eine Gehirnverletzung ist mehr ein Prozess als ein punktuelles Ereignis, Detective. Ihr Zustand kann sich in einem Zeitraum von bis zu zweiundsiebzig Stunden verschlimmern, also müssen wir abwarten und sie in der nächsten Zeit beobachten. Was ich Ihnen aber sagen kann, ist, dass keine fokale Verletzung vorliegt, auf jeden Fall keine, die wir mit den üblichen bildgebenden Verfahren erkennen können.“
„Fokale Verletzung?“
„Ein auf einen bestimmten Bereich beschränkter Schaden. Die Scans haben in der Hinsicht nichts ergeben. Auf der anderen Seite sind wir immer alarmiert, wenn ein Patient das Bewusstsein verliert.“
„Was soll das heißen, alarmiert?“
„Es könnte sich um eine diffuse Verletzung handeln, bei der verschiedene Bereiche des Gehirns geschädigt wurden und nicht nur eine bestimmten Stelle. Wir werden sie eine Weile unter Beobachtung halten müssen, um eine eventuell weiterreichende Verletzung ausschließen zu können.“
Ray ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken und streckte achtlos ein Bein aus. „Sie ist jetzt bei Bewusstsein?“
„Ja. Und kann es kaum erwarten, Sie zu sehen.“
Mit der Hand rieb sich Ray den Nacken. „Dann sollten Sie sich vielleicht noch einmal ihre Scans vornehmen, Doc.“
„Wie bitte?“
„Sie will
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