Suzannah und der Bodyguard
beispielsweise einen Lebensgefährten, dann wären Sie mit Sicherheit jetzt nicht hier. Oder falls doch, würde ich Sie von ihm hinauswerfen lassen.“ Sie knallte das Glas auf den Tisch. „Gäbe es einen Mann in meinem Leben, dann würde ich doch diese verdammten Blumen gar nicht erst bekommen.“
Sie schnappte sich die Flasche, drehte sich um und ließ sie wieder im Schrank verschwinden.
„Aber natürlich! Das ist brillant. Das ist genau das, was Sie jetzt brauchen: einen Freund, mit dem Sie sich in der Öffentlichkeit zeigen können.“
Sie öffnete den Geschirrspüler und stellte das benutzte Glas hinein. „Aber klar doch. Brillant.“ Mit deutlich mehr Kraft, als eigentlich erforderlich war, knallte sie den Geschirrspüler wieder zu und drehte sich zu ihm um. „Lassen Sie mich einfach schnell ins Internet gehen und das gleich jetzt erledigen. Nichtraucher bevorzugt. Sollte muskulös sein. Intelligent wäre ein Bonus, ist allerdings nicht wirklich ein Kriterium. Sollte in der Lage sein, unheimlichen Stalker zu verscheuchen.“
„Suzie, Schätzchen, Sie brauchen gar nicht weiter zu suchen.“ Als er ihren Gesichtsausdruck sah, grinste er nur. „Sie haben soeben den perfekten Kandidaten gefunden.“
„ Sie ?“
Sein Lächeln wurde noch breiter. „Mich.“
KAPITEL 4
Suzannah seufzte und schob ihren Stuhl vom Schreibtisch weg. In der letzten halben Stunde hatte sie erfolglos versucht, sich auf den Umstrukturierungsplan zu konzentrieren, den ihr Unternehmenskunde benötigte. Leider schien es im Moment vollkommen ihre Fähigkeiten zu übersteigen, sich mit Gesetzesänderungen und Aktienrecht auseinanderzusetzen. Okay, auch an guten Tagen war das nicht unbedingt fesselnde Lektüre, aber nach den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden bezweifelte sie, dass es überhaupt etwas gab, auf das sie sich konzentrieren konnte.
Oh Gott, hatte sie sich wirklich zum Schein auf eine Affäre mit John Quigley eingelassen?
Schon der Gedanke daran sandte einen Schauer durch ihren Körper. Was natürlich nichts zu bedeuten hatte. Ein ähnliches Gefühl hatte sie auch schon mal, als sie während der Rushhour aus Montreal herausfinden musste. Und ein anderes Mal, als sie sich auf einem Jahrmarkt zur Fahrt mit der Achterbahn hatte überreden lassen. Das war eine vollkommen normale und absolut vernünftige Reaktion auf ein sich anbahnendes Chaos.
Als ihr Telefon klingelte und der Ton einen internen Anruf ankündigte, stürzte sie sich förmlich darauf. Egal was, Hauptsache eine Ablenkung. Ein Blick auf das Display zeigte ihr, dass ihre Sekretärin dran war.
„Ich weiß, worauf Sie warten, Mary Ann“, sagte sie in den Hörer, „aber ich bin noch nicht fertig. Im Moment kann ich mich einfach nicht konzentrieren.“
„Dann wird das wahrscheinlich die Sache auch nicht besser machen. Hier ist ein Detective Quigley, der Sie sprechen möchte.“
Suzannah richtete sich kerzengerade auf. „Er ist hier? Jetzt? Gut, sagen Sie ihm, ich komme in zehn Minuten.“
„Oh, zu spät, tut mir leid. Er ist schon auf dem Weg nach hinten zu Ihnen.“
Mist! Gerade als sie den Hörer auflegte, tauchte er im Türrahmen auf.
„John, was machen Sie denn hier?“, fragte sie und stand auf.
„Ich habe dich vermisst.“
Bevor sie Zeit hatte, diese überraschende Aussage zu verdauen, durchquerte er den Raum, umfasste mit den Händen ihr Gesicht und küsste sie. Leidenschaftlich. Sie erstarrte vor Schreck. Bevor ihr Gehirn wieder einsetzte und sie realisierte, was geschah, hatte sie schon die Lippen geöffnet und den Kuss erwidert. Eine Hitzewelle jagte durch ihren Körper, ihr Herz raste, und der Raum drehte sich. Dann machte er einen Schritt nach hinten, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Über seine Schulter hinweg sah sie ihre Sekretärin mit großen Augen vor der Tür zu ihrem Büro stehen.
„Ich war in der Gegend, um einen Sachverständigen zu befragen“, erklärte er, während seine Hände warm auf ihren Oberarmen lagen. „Da ich jetzt hier bin, wie wäre es mit einem kleinen Mittagessen?“
Suzannah reckte den Hals, um zu sehen, wie Mary Ann auf das Ganze reagierte, doch ihre Sekretärin hatte sich in Luft aufgelöst. Schnell ging sie zur Tür. Der Korridor war leer. Sie schloss sie und drehte sich zu ihm um.
„Was zum Teufel glauben Sie, was Sie da machen?“
Sein Schulterzucken schien vollkommen normal, als hätte ihm der Kuss, mit dem er sie eben so aus der Fassung gebracht hatte, nichts bedeutet. „Ich
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