Suzannah und der Bodyguard
New Brunswick hinweg. Ebenso wie der Rest ihrer eher blassgesichtigen Landsleute hatte Suzannah die ersten Vorboten des Sommers freudig willkommen geheißen. Das lag drei Wochen zurück, und mittlerweile fluchte sie über die hohe Luftfeuchtigkeit, wegen der sich zwischen ihren Brüsten bereits die ersten Schweißperlen bildeten, noch bevor sie ihren Wagen erreichte.
Kurz überlegte sie, die schwere Aktentasche im Kofferraum ihres BMW zu verstauen, entschied sich jedoch gegen diese zusätzliche Anstrengung. Stattdessen entriegelte sie mit der Fernbedienung den Wagen, öffnete die hintere Tür auf der Fahrerseite und warf den Beutel mit ihrer Robe auf die Rückbank. Sie war gerade dabei, die schwere Aktentasche in das Fahrzeug zu hieven, als sie aus dem Augenwinkel etwas Buntes auf dem Beifahrersitz liegen sah. Der Griff der Aktentasche rutschte ihr aus der Hand, sodass sie gegen das Auto prallte und auf dem Asphalt aufschlug.
Oh mein Gott. Nicht schon wieder.
***
„Kann ich Ihnen damit behilflich sein?“
Bei seinen Worten schien sie sich zu Tode zu erschrecken und wirbelte zu ihm herum. Ihre weit aufgerissenen blauen Augen starrten ihn an, und einen Moment lang konnte Quigg Angst darin erkennen. Nicht Überraschung. Nicht die Art Angst, die man empfindet, wenn man von jemandem erschreckt wird. Das hier war echte, nackte Angst. Im nächsten Moment hatte sie sich wieder im Griff und zeigte ihm ihr ausdrucksloses Prinzessinnengesicht.
„Nein, danke. Das schaffe ich allein.“
Ihre Stimme klang kühl, höflich und voller Selbstvertrauen. Hatte er sich getäuscht?
Sie bückte sich, hob die Aktentasche vom Boden auf, stellte sie auf die Rückbank und schloss die Tür. Offenbar dachte sie, er wäre weitergegangen oder hätte zumindest einen Schritt zurück gemacht, denn als sie sich umdrehte, stand sie plötzlich viel näher vor ihm als zuvor. Näher, als es ihr angenehm war. Das erkannte er an ihren Augenbrauen, die regelrecht nach oben schossen, und daran, dass sich ihre Augen leicht weiteten. Allerdings wich sie keinen Zentimeter zurück.
Er ebenso wenig.
Verdammt, sie war so attraktiv. Und groß. Dank dieser Schuhe mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen, die vermutlich mehr kosteten, als er in einer Woche verdiente, befand sie sich auf Augenhöhe mit ihm. Dazu noch ihr langes blondes Haar, das sich in einer Männerhand wie Seide anfühlen musste, und ein Körper, der …
„Sie sind dieser Cop.“
Er blinzelte. „Dieser Cop?“
„ Regina gegen Rosneau .“
„Gutes Gedächtnis.“ Die Verhandlung hatte mit einem Schuldspruch geendet, aber ihr Mandant war im Berufungsverfahren freigesprochen worden. Was Quigg tatsächlich nicht viel ausgemacht hatte. Der Dreckskerl war schuldig, so viel stand fest. Allerdings war die Beweislage genau genommen etwas dünn gewesen. Es war einer dieser Fälle, die so oder so ausgehen konnten.
„ Regina gegen Haynes . Das waren auch Sie, richtig?“
Okay, Mist, diese Niederlage nagte immer noch an ihm, obwohl sie bereits zwei Jahre zurücklag. Zwei Angeklagte, getrennte Verhandlungen, jeder mit eigenem Anwalt. Und jeder der beiden Angeklagten brachte es fertig, die Jury davon zu überzeugen, dass der jeweils andere die Tat begangen hätte. Immerhin verschaffte Quigg das Wissen Genugtuung, dass sich die Schlinge um den nichtsnutzigen Hals des mit Drogen dealenden Ricky Haynes bereits wieder zuzog. Haynes war aus der Stadt hinaus aufs Land gezogen und befand sich damit nicht mehr im Zuständigkeitsbereich der städtischen Polizei. Doch Quigg wusste aus sicherer Quelle, dass die Mounties bereits eine wasserdichte Anklage gegen ihn vorbereiteten.
Ja, das war zumindest etwas Genugtuung für ihn. Eine sehr geringe Genugtuung. Jedoch bei Weitem nicht genug, um das nagende Gefühl tief in seinem Inneren zu mildern.
„Haben Sie ein Sammelalbum für solche Fälle, Miss Phelps? Oder machen Sie etwa für jeden Cop, den Sie ans Kreuz nageln, eine Kerbe in Ihren netten kleinen Gucci-Gürtel?“
Für einen Moment konnte er in ihren Augen etwas aufblitzen sehen, als hätte er sie mit seinen Worten verletzt. Wie zuvor war es allerdings bereits wieder verschwunden, bevor er sich sicher sein konnte. Im nächsten Augenblick trat sie noch näher an ihn heran und lächelte. Ein leises wissendes Lächeln, das ihn an Haut auf nackter Haut denken ließ, an schweißbedeckte Körper, die in der Dunkelheit miteinander verschmolzen, und ihm wurde klar, dass er sich irrte. Als sie einen
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