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Suzannah und der Bodyguard

Suzannah und der Bodyguard

Titel: Suzannah und der Bodyguard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilson
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nichts mehr zu Schulden kommen lassen.“
    „Ich verstehe.“
    „Das hoffe ich. Wenn Sie sich auch nur den geringsten Fehltritt erlauben, buchten die Sie wieder ein.“
    Sein Blick huschte kurz zur Seite, zu seinen Cousinen. „Kapiert.“
    „Gut. Dann machen Sie, dass Sie hier wegkommen.“
    Er grinste und verschwand.
    Suzannah drehte sich wieder zu ihrem Tisch um, und ihr Lächeln verblasste, während sie die Notizen, juristischen Fachbücher und Akten in die stabile Aktentasche packte, die sie für ihre Termine vor Gericht verwendete.
    Verdammt, immerhin hatte sie doch heute gewonnen, oder nicht? Warum fühlte sie sich dann nicht so?
    Sie haben sich heute einen neuen Freund gemacht … Roths Worte klangen ihr immer noch im Ohr.
    „Verdammt noch mal.“ Manchmal stellte sie sich wirklich an. Während sie die letzte Akte in ihren Koffer stopfte, sah sie sich im Gerichtssaal um. Normalerweise zog sie sich auf die Damentoilette zurück, um sich dort ihrer schwarzen Robe zu entledigen. Aber heute könnte sie ihren kleinen Striptease gleich hier aufführen, ohne dass es jemand mitbekäme.
    Mit einer raschen Bewegung löste sie den weißen Kragen. Es folgte die Robe, die sie sich wie ein Chorgewand über den Kopf zog. Mit einer Hand fuhr sie sich über die Haare, um den Sitz ihrer Frisur zu prüfen. Zufrieden faltete sie die Robe vorsichtig zusammen, steckte sie in den blauen Samtbeutel und zog ihn mit der Kordel zu. Also dann. Ausgehfertig. Sie strich ihren Nadelstreifenrock glatt, schwang sich den Beutel über die Schulter, nahm die schwere Aktentasche vom Tisch und wandte sich zum Ausgang.
    Allerdings verlief ihr Abgang trotz des schnellen Kleidungswechsels nicht so glatt, wie sie sich das gewünscht hätte. Auf dem Gang lief sie Renee LeRoy in die Arme, einer dilettantischen Reporterin und erstklassigen Nervensäge. Suzannah versuchte erfolglos, sich an den Namen der lokalen Wochenzeitung zu erinnern, für die Renee arbeitete. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Soweit möglich las sie keine der über sie verfassten Artikel, und schon gar nicht, wenn sie aus der Feder dieser speziellen Reporterin stammten.
    Nun gut, zumindest war das die Erklärung für das Gefühl, beobachtet zu werden, das sie im Gerichtssaal gespürt hatte. Sie unterdrückte ein Stöhnen und setzte ein freundliches Lächeln auf. „Wie geht es Ihnen, Renee?“
    Die andere Frau erwiderte ihr Lächeln nicht. Der grimmige Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnerte mehr an einen russischen Stürmer im Eishockey-Finale zwischen Kanada und der UdSSR anno 1972 als an eine weibliche Reporterin. Kaum dass ihr der Gedanke kam, tadelte sich Suzannah dafür. Ihre Abneigung gegen Renee LeRoy hatte rein gar nichts mit dem Erscheinungsbild der anderen Frau zu tun, sondern vielmehr mit ihrer Einstellung.
    „Ihr Mandant hat das Gericht als freier Mann verlassen.“
    Oh wunderbar, geht das jetzt wieder los . Es war immer die gleiche Leier mit dieser Frau. „Die Beweislast liegt wie immer auf Seiten der Staatsanwaltschaft, Renee“, sagte sie in neutralem Ton. „Dieses Mal haben die Beweise einfach nicht ausgereicht.“
    „Was zum größten Teil Ihnen zu verdanken ist.“
    „Wie nett, vielen Dank.“ Auf Suzannahs Gesicht erschien ein unaufrichtiges Lächeln. „Ich fühle mich geschmeichelt, wobei meiner Meinung nach unter den gegebenen Umständen jeder einigermaßen fähige Anwalt einen Freispruch erwirkt hätte.“
    Die Augen der Reporterin verengten sich zu Schlitzen. „Können Sie nachts eigentlich noch ruhig schlafen, Miss Phelps? Macht Ihnen Ihr Gewissen nicht zu schaffen? Sie wissen genau, dass diese Männer schuldig sind, und verhelfen ihnen trotzdem zu einem Freispruch.“
    Suzannah presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und verlor die Geduld. War ein bisschen Aufgeschlossenheit seitens der Presse zu viel verlangt? „Was mir wirklich zu schaffen machen würde, wäre eine Verurteilung auf Grundlage der heute vorgelegten Beweise. Mein Mandant hatte einen Freispruch verdient. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch einen Termin.“
    Eine Minute später ging sie die Treppe des Gerichtsgebäudes hinunter und überquerte den Parkplatz. Die Sonne war bereits hinter den höchsten Gebäuden verschwunden und warf lange Schatten. Dennoch stieg immer noch Hitze vom Asphalt auf und brachte die Luft leicht zum Flimmern.
    Schon seit dem kanadischen Nationalfeiertag am 1. Juli rollte eine Hitzewelle über den gesamten Süden der Provinz

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