Suzannah und der Bodyguard
Rache jetzt, da du dich gewehrt hast, noch um einiges stärker ist.“
„Und drittens?“
„Drittens hast du ihn bluten lassen.“
„Ich dachte, das wäre Nummer zwei?“
„Nein, ich meine das Blut an sich. Wir haben seine DNA. Und wenn er nicht vollkommen hinter dem Mond lebt, weiß er, dass wir einen Verdächtigen verhaftet haben. Also wird er zuschlagen, bevor wir uns darüber klar werden, dass wir den Falschen erwischt haben.“
„Aber DNA-Tests dauern eine halbe Ewigkeit“, protestierte sie. „Selbst bei dringenden Fällen dauert es mindestens zwei Wochen. Das weiß doch jeder.“
„Stimmt. Aber eine Blutgruppenbestimmung kann sofort vorgenommen werden. Und das weiß auch jeder.“
In der Leitung herrschte kurz Stille, während sie darüber nachdachte. „Du hast recht. Danke. Jetzt fühle ich mich besser.“
„Und ich würde mich besser fühlen, wenn ich bei dir sein könnte.“
„Ich mich auch. Ich habe dich letzte Nacht vermisst.“
Ihre Stimme klang heiser und hatte wieder diesen Klang angenommen, der sofort eine Reaktion in seinem Schoß auslöste. „Dito.“
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, wenn das alles vorbei ist.“
„Wir sollten Urlaub machen, irgendwo hinfahren.“ Die Worte kamen ihm über die Lippen, bevor er darüber nachdenken konnte, wie er damit umgehen sollte, falls sie ablehnte.
Das Schweigen dehnte sich aus, dann hört er wieder ihre heisere Stimme. „Das wäre schön.“
Sie hatte Ja gesagt. Er lächelte. Dann tauchte die Sekretärin mit einer neuen Nachricht für ihn auf. Schnell warf er einen Blick darauf. „Hör zu, Suzannah, hier entwickelt sich gerade etwas in einem Fall, an dem ich schon seit Ewigkeiten dran bin. Eigentlich möchte ich gar nicht auflegen, aber ich fürchte, ich muss.“
„Natürlich.“
„Du kannst mich jederzeit auf dem Handy erreichen. Ich habe es immer bei mir. Und du bist bei Ray in guten Händen.“
„Ich weiß.“
„Und die Jungs vom Einsatzkommando sind die absolut Besten. Die trainieren solche Situationen die ganze Zeit.“
„Ich habe keine Angst. Ich bin nur ein wenig mit den Nerven runter und möchte, dass es vorbei ist. Mach dir um mich keine Sorgen. Außerdem habe ich noch jede Menge Arbeit. Bisher konnte ich noch nicht mal einen Blick in die Unterlagen zu der Unternehmensumstrukturierung werfen, die Vince mir gegeben hat.“
Quigg lächelte. Das letzte Mal, als sie sich diese Unterlagen ansehen wollte, hatte damit geendet, dass sie ihn auf der Couch vernascht hatte. Höchstwahrscheinlich war er der einzige Mann auf Erden, der bei der Erwähnung des Worts „Unternehmensumstrukturierung“ einen Ständer bekam.
Sie verabschiedeten sich. Das Lächeln, das Quigg immer noch im Gesicht hatte, verschwand, als er die letzte Nachricht von Letitia Wood las. Es wurde Zeit, dass er sich mit ihr unterhielt. Es schnappte sich sein Jackett und staunte über sein Glück. Wann würden Männer endlich begreifen, dass es nur Ärger brachte, wenn man Geschäft und Liebe miteinander vermischte? Schon dumm genug, wenn man seinen Schwanz im Büro nicht in der Hose behalten konnte. Aber es war geradezu bescheuert, es mit seiner persönlichen Assistentin zu treiben, die über alle geschäftlichen Einzelheiten genauestens Bescheid wusste. Gab es doch nichts Schlimmeres als den Zorn einer geschmähten Frau.
***
Suzannah machte sich keine große Hoffnung, besonders viel zu schaffen, doch es zeigte sich, dass Arbeit das beste Mittel gegen ihre Anspannung war. Gut, dass sie ziemlich viel zu tun hatte, denn es passierte den ganzen Tag über rein gar nichts.
Irgendwann legte sie die Akten beiseite und bereitete sich ein einsames Abendessen mit Baguette, einem hervorragenden Brie und einem Glas nicht minder exquisiten Cabernet-Shiraz zu. Da man ihr gesagt hatte, dass sie sich auch draußen sehen lassen sollte, aß sie auf der Terrasse. Anschließend ging sie in den Garten und schnitt einige Blumen. Nachdem sie drei Vasen aus Kristallglas mit einem beeindruckenden Arrangement aus asiatischen und orientalischen Lilien aufgestellt hatte, setzte sie sich noch eine weitere halbe Stunde nach draußen und tat so, als würde sie im neuen Roman von John Grisham lesen.
Sie fühlte sich wie auf dem Präsentierteller, allerdings weniger weil sie sich Sorgen machte, dass ihr Stalker sie mit einem Gewehr erschießen könnte. Das wäre viel zu unpersönlich und anonym. Schließlich wollte er sie ja wissen lassen, wer er war und warum er
Weitere Kostenlose Bücher