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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Dienstleistungen zu versorgen. Die Handwerker nutzen diese Gelegenheit ohnehin reichlich. Der Schmied hatte alle Hände voll zu tun, Pferde zu beschlagen und Wagen auszubessern. Die Händler benötigten Bottiche und Tongefäße, um ihre Waren zu verstauen. Leinenstoffe waren begehrt zur Herstellung von Kleidung, Säcken, Tüchern.
    Auch der Bedarf der Händler an Speis und Trank und die Versorgung von deren Pferden waren ein einträgliches Geschäft für die Ranen.
    Zudem durfte niemand Handel treiben, ohne zuvor dem Gott Svantevit ein Opfer dargebracht zu haben.
    So mehrte sich der Reichtum dieses kleinen Volkes auf und um die Insel Rügen an der Südküste der Ostsee. Vieles davon floss dem Priester von Arkona zu, der auch von vielen umliegenden slawischen Stämmen ständige Abgaben zugunsten des Svantevit beanspruchte. Denn der Svantevittempel in Arkona war für diese Völker zwischen deutschen Landen und polnischem Gebiet das größte Heiligtum, seit der Tempel von Rethra, auch Riedegost genannt, im Jahre 1120 vom deutschen König Lothar zerstört worden war.
    Doch dieser Reichtum sollte Begehrlichkeiten mächtiger Feinde wecken. Noch besaßen die Ranen nicht nur ausreichende Kraft, sich zu verteidigen, sondern waren als blitzschnelle Angreifer bei ihren Nachbarn, insbesondere Dänen, Pommern, Obodriten, aber auch Deutschen gefürchtet und geachtet.
    Bald aber waren alle Völker westlich, östlich und nördlich des Gebietes der Ranen christianisiert. Dies ermöglichte gefährliche Bündnisse dieser ohnehin an Waffen und Soldaten überlegenen Gegner.
     
    Auch die Kinder, die in der Nähe der Burg zu Hause waren, ließen es sich nicht nehmen, etwas Gewinn aus dem stattfindenden Heringsmarkt zu ziehen.
    So kam es ihnen in jedem Jahr sehr gelegen, dass die Herbststürme mit den hoch peitschenden Wellen einen ganz besonderen Schatz an die Strände und Ufer spülten – Bernstein.
    Diese kleinen, oft zunächst unscheinbaren Klumpen wurden gesammelt, gesäubert, blank gescheuert und manchmal sogar mit dem Schnitzmesser bearbeitet. Bei Letzterem tat sich wiederum Radiks Bruder Ivod hervor, der alles, was ihm in den Sinn kam, sofort plastisch umsetzen konnte, sei es mit Ton, Holz, Schnee oder aber mit diesen bräunlich–gelben Steinen.
     
    Der Strand war übersät mit angeschwemmten Holzstücken und Bergen von Seegras. Die letzten drei Tage hatte ein starker Ostwind getobt und die Kinder in eine ungewöhnlich freudige Stimmung versetzt, die sonst kaum herrschte, wenn wegen eines Unwetters die Häuser nicht zum Spielen verlassen werden durften.
    Radik und Ferok, die nicht mehr zu den Kindern zählten, aber auch noch keine Männer waren, sondern von Fall zu Fall der einen oder anderen Gruppe zugehörten, hatten von der Uferböschung die tosende See beobachtet und die riesigen Wellen bewundert, die mit ihrem weißen Kronenkamm zischend weit auf dem Strand ausliefen, bevor sie sich langsam zurückzogen. Woge um Woge brauste heran, begleitet vom Rauschen, welches noch das Heulen des Windes übertönte.
    Jetzt endlich, sie hatten es kaum erwarten können, war die Schar der Kinder zum Strand gelaufen, um zu sehen, was das Meer herangespült hatte. Der Uferstreifen war breit und vor allem lang genug, um allen Kindern ausreichend Platz für ihre spannende Suche zu bieten. Am Ziel angekommen, wurde die eben noch lärmende Menge still und verteilte sich. Mit gesenkten Köpfen schritten sie langsam voran, einige unstet mal in diese, mal in jene Richtung laufend, andere stur einer unsichtbaren Linie folgend. Sobald etwas entdeckt war, wurde es zunächst mit dem Fuß aus dem lockeren Sand herausgestoßen. Falls es sich dann nicht als Stein, Holzstück oder anderes gewöhnliches Zeug entpuppte, war es die Mühe wert, sich danach zu bücken und es in die Hand zu nehmen. Oftmals wurden die Dinge dann wieder fallengelassen, gar wütend weggeschleudert, kaum dass sie aufgehoben waren. Zu oft narrte ein farbiger Stein oder ein durch das Wasser merkwürdig verändertes Holzstückchen die Augen.
    Als dann der erste Ruf verkündete, dass ein Bernstein gefunden worden war, strömten alle zusammen, um diesen sogleich zu begutachten. Und richtig, dieses kleine unregelmäßige, schmutzig wirkende Ding, das ein kleiner, über das ganze Gesicht strahlender Junge triumphierend in seiner Hand hielt, war tatsächlich ein Bernstein, wenn auch kein besonders schönes Exemplar.
    Noch motivierter gingen alle an die Suche zurück und waren bald weit über

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