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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Radik und Ferok ein merkwürdiges Erlebnis. Sie beobachteten aus sicherem Versteck, wie ein Schiff am Strand in der Nähe der Burg anlandete. Am Vorderbug befand sich ein vergoldeter Drachenkopf und eine Flagge zierte den Segelmast. Die Männer, die von Bord kamen, trugen prächtige Kleidung und blickten sich aufmerksam um, bevor sie ihre Schritte zur Burg lenkten, wobei ihnen Radik und Ferok dicht, aber unbemerkt, auf den Fersen blieben. In einiger Entfernung ging ein Mann voran, der einen grünen Zweig trug.
    "Er will damit wohl zeigen, dass sie in friedlicher Absicht kommen", flüsterte Radik zu Ferok.
    Die Wache am Burgtor nahm die seltsame Gruppe in Empfang und führte sie zu einem Haus neben dem Tempel. Dieses Gebäude gehörte dem Hohepriester. Bald erschall der Befehl an die Soldaten, die Burg von sämtlichen Leuten zu räumen, die nicht Priester waren oder zur Tempelgarde gehörten. Schnell gingen die Gardisten daran, die Order umzusetzen, doch Radik und Ferok konnten sich in ein Versteck zurückziehen, von wo aus der Tempel und der Platz davor gut zu beobachten war.
    Wenig später kamen die Männer vom Schiff und einige Priester wieder hinaus. Sie stellten sich direkt vor dem Tempel auf.
    "Unser Herr, der König des Reiches der Dänen, entbietet dem allmächtigen Gott Svantevit seinen Gruß. Die Zeiten unseres Herrn sind keine friedvollen, da es sich seine Feinde anmaßen, ihm den Thron streitig zu machen. Er bittet nun dich, allmächtiger Svantevit, der du die Zukunft so klar sehen kannst, wie das Auge das Sonnenlicht, ihm einen Rat zu geben, ob er den Kampf zu glorreichem Ende führen kann oder besser einer Auseinandersetzung aus dem Wege geht."
    Man öffnete eine kleine Holztruhe und holte einen glänzenden Gegenstand heraus, den man in Richtung Tempel streckte.
    "Dieser Pokal, der aus purem Gold besteht und von den geschicktesten Handwerkern gefertigt wurde, soll dir die Dankbarkeit des Königs für deinen Rat beweisen."
    Der Hohepriester nahm das Geschenk entgegen.
    "Hat sich nicht euer König der Macht des Christengottes ergeben?!", fragte er mit fast drohender Stimme und die Männer sahen ihn betrübt an, wohl sicher, mit ihrem Anliegen abgewiesen zu werden, "Doch in der Not versagt der Christengott und man kehrt heim zum Hort, der schon unseren Ahnen sicheren Schutz verhieß. Die Macht des Svantevit kann jene zerschmettern, die sich von ihm abwenden, doch gilt sein Erbarmen allen, die wieder Vertrauen zu ihm fassen. So soll der König der Dänen, der dem Christengott zu Recht misstraut, seinen Rat erhalten."
    Der Platz vor dem Tempel war inzwischen von berittenen Gardisten umstellt worden. Nun vollführte der Hohepriester die Befragung, indem er das weiße Pferd über die gekreuzten Lanzen laufen ließ, alles mit ruhigen, weihevollen Bewegungen.
    Nach einer ganzen Weile wandte er sich wieder an die Gesandtschaft.
    "Der allmächtige Gott Svantevit meint es wohl mit dem rechtmäßigen König der Dänen. Ihm weissagt er einen glücklichen Ausgang des Krieges."
    Danach verschwand der Hohepriester wieder in seinem Haus und ließ die verdutzten Männer zurück, die nicht recht wussten, ob der Spruch nun wirklich Gutes für ihren Gebieter verhieß. Es war kein Name genannt worden, sondern nur der Titel König. Davon gab es aber drei, von denen jeder eine eigene Vorstellung über seine Rechtmäßigkeit hatte. Doch blieb ihnen keine Zeit, darüber lange nachzudenken, da sie von den Gardisten höflich aber bestimmt gebeten wurden, nun die Burg zu verlassen.
     
    Als Radik an einem Nachmittag im Spätsommer zu Womar aufbrechen wollte, war das Pferd, welches er gewöhnlich für den Ritt nutzte und das ihm auch von Ugov für diesen Zweck anempfohlen worden war, nicht an seinem Platz. Von einem Stallburschen erfuhr er, dass das Tier am Morgen unter schlimmen Koliken gelitten habe und nun auf einer Koppel stehe. Radik war ärgerlich.
    Er musste sich ein anderes Pferd besorgen, aber das einzig noch im Stall verfügbare Tier, welches nicht fest einem Gardisten zugeteilt war, war eine hinterlistige Stute, vor der Ugov Radik mehrfach eindringlich gewarnt hatte. Andererseits hielt Radik sich jetzt bereits für einen guten Reiter und sicher war die Vorsicht Ugovs übertrieben. Als sich das Tier ohne Widerstand brav aufzäumen ließ, fühlte sich Radik bestätigt.
    Die Stute brauchte aber doch etwas festere Zügel, dies bemerkte Radik sofort. Er hielt es auch für ratsamer, eine ruhigere Gangart zu wählen, als er es

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