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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Dabei legen sie große Entfernungen zurück. Alles geschieht für die Gemeinschaft. Jedes Tierchen erledigt seine Aufgabe mit größtem Fleiß und Eifer. Am Eingang zum Bienenkorb halten sich stets einige Bienen auf, die nur darauf achten, dass keine Feinde in den Stock eindringen. Andere Insekten werden sofort attackiert und getötet."
    "Das sind bestimmt die Männchen!", prustete Radik heraus, bereute diese plumpe Bemerkung aber sogleich.
    "Ich glaube, du irrst dich! Soviel ich weiß, werden männliche Bienen nur gebraucht, um mit einer neuen Königin einen Tanz in der Luft aufzuführen – es ist fast wie eine Hochzeit. Danach sind sie aber nutzlos und werden im Bienenkorb nicht mehr geduldet".
    Als sie seinen misstrauischen Blick sah, der kundtat, dass Radik nicht wusste, ob sie die Wahrheit sprach oder ihn nur mit merkwürdigen Geschichten necken wollte, fügte sie hinzu: "Aber keine Angst, dich brauche ich im Moment noch – du kannst den Honigtopf tragen. Solltest du jedoch vom Honig naschen, werde ich dich Stechen wie eine Biene – und dann davonjagen."
    Sie kniff ihm leicht in den Oberarm und Radik dachte, sie hätte ruhig fester zudrücken können – seine Bienenkönigin.
     
     

Die entlaufene Stute
     
    "Ja sicher! Das Pferd wird bald wieder hier auftauchen! Vielleicht macht es nur gerade Rast in einer Gastwirtschaft oder besucht Verwandte!"
    Ugov war außer sich vor Wut.
    "Wie konntest du ohne zu fragen dieses Tier zum Reiten nehmen? Oft genug hab ich dir gesagt, dass diese Stute sehr schwierig ist. Soviel Dummheit hätte ich dir nicht zugetraut. Vor allem enttäuscht mich, dass du es nicht für notwendig empfunden hast, mich vorher zu fragen. Du weißt genau, dass ich hier für die Tiere die Verantwortung trage! Ist dir klar, was so ein Pferd wert ist? Der Bauer, dem das Tier zuläuft, wird sich bestimmt sehr freuen."
    Radik, eben noch in einer Stimmung, in der er sein Glück kaum fassen konnte, stand schuldbewusst vor seinem Onkel und wusste nicht, was er sagen sollte. Erst als er hatte nach Hause reiten wollen, wobei er heute besonders spät aufbrach, war ihm der Verlust der Stute wieder eingefallen. Womar hatte ihm eines seiner Tiere angeboten und insgeheim hatte Radik natürlich gehofft, die Stute sei zur Burg zurückgekehrt. Selbst dumme Schafe wissen, wo ihr Stall ist, aber dieses verdammte Pferd blieb natürlich verschwunden. Sein Onkel muss wohl schon geahnt haben, dass die Sache nicht gut geht. Ein Stallbursche hatte ihm gesagt, ein großer blonder Junge sei mit der Stute weg geritten und Ugov wusste nur zu gut, dass dieser große blonde Junge bald mächtigen Ärger bekommen würde – zuerst mit der Stute und dann mit ihm. So hatte er am Burgtor mit grimmiger Miene auf Radik gewartet.
    "Bis auf weiteres brauchst du mich nicht mehr um ein Pferd zu bitten. In die Ställe sollte dich künftig dein Weg nur noch führen, wenn du dich mit Kuro beschäftigen willst. Du hast dich ohnehin in letzter Zeit viel zu wenig um dein junges Pferd gekümmert!"
    "Aber ich könnte doch in den Dörfern nach der Stute fragen! Irgendjemand muss sie doch gesehen haben!" meinte Radik verzweifelt mit leiser Stimme.
    "Gut, natürlich, wenn du bereit bist, dies zu Fuß zu erledigen. Von mir bekommst du jedenfalls kein Pferd mehr – ohne Ausnahme. Aber wie ich sehe, bist du in dieser Hinsicht ohnehin versorgt!"
    Ugov deutete auf das Pferd des Alten, welches Radik am Zügel hielt.
    "Ich wollte dieses Tier eigentlich heute Nacht bei dir im Stall unterstellen", sagte Radik verlegen.
    "Was heißt ´wollte´ und ´eigentlich´? Dieses Pferd kann ja nichts für deine Dummheiten und im Stall ist nun ohnehin ein Platz frei!"
    Ugov nahm Radik die Zügel aus der Hand und entfernte sich mit dem Tier ohne ein weiteres Wort.
     
    In der Nacht konnte Radik nicht schlafen. Alles könnte jetzt, da Kaila ihm endlich nicht mehr aus dem Wege ging, so wunderbar sein, wenn bloß der Ärger mit Ugov nicht wäre. Diese verdammte Stute. Natürlich sah er ein, dass letztlich er die Schuld trug, denn schließlich hatte ihn Ugov oft genug vor diesem Tier gewarnt.
    Es musste doch irgendwie in Erfahrung zu bringen sein, wo dieses störrische Tier abgeblieben war. So ein Pferd fällt doch auf. Ob jemand eine Ziege oder ein Schaf mehr oder weniger in seinem Stall zu stehen hat, bemerkt niemand. Aber ein Pferd, vor allem, wenn es einem als Reit– oder Zugtier von Nutzen sein soll, kann man nicht verstecken. Darum würde er sich morgen kümmern

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