Svantevit - historischer Roman (German Edition)
zu begegnen, sobald dieser seinen Fuß nach Jütland setzen sollte, um ihm keine Gelegenheit für einen planmäßigen Aufmarsch zu bieten. Als Svend hiervon erfuhr, kehrte er nach Seeland zurück und bemühte sich unermüdlich, die Anzahl seiner Soldaten und Hilfstruppen zu erhöhen. Hierzu reiste er auch wiederholt nach Schonen.
"Es zermürbt mich, hier untätig zu warten, welche Schritte Svend als nächstes unternehmen wird", sagte Waldemar und ließ sich erneut den Becher mit Wein füllen.
"Ihr müsst zunächst etwas Geduld haben", beruhigte ihn Absalon.
"Wie lange soll ich warten? Noch ist der Hass vieler Menschen frisch, den sie auf Svend empfinden und der mir ihre Unterstützung sichert. Wir sollten daher schnell eine Entscheidung suchen", erwiderte Waldemar.
"Ihr habt sicher Recht. Ich will Euch auch nicht zum Zögern und Zaudern bewegen. Doch noch haben sich viele Anhänger Knuds nicht klar auf Eure Seite geschlagen, wenngleich sie gegen Svend stehen. Dies sollte man vielleicht ändern."
"Was schlägst du vor?"
"Eine Hochzeit mit Sophia, der Halbschwester Knuds, würde Euch zum jetzigen Zeitpunkt viele Sympathien zutragen, die sich in zusätzlichen Soldaten und Waffen auszahlen sollten. Diese Eheschließung war ja bereits zwischen Euch und Knud beschlossen worden und harrt nun ihres Vollzuges", antwortete Absalon, "Die Braut ist hierzu ohne weitere Verzögerung bereit."
Waldemar war wieder einmal verblüfft, wie sein Berater bereits alles eingefädelt hatte und leerte seinen Becher.
"Gut! Lass es uns also angehen", stimmte er schließlich zu.
Sophia war erst sechzehn Jahre alt und damit zehn Jahre jünger als Waldemar. Dessen Mutter Ingeborg war die Schwester von Sophias Großvater, dem Fürsten Vesvolod von Nowgorod.
Knud hatte Waldemar seinerzeit ein Drittel seines väterlichen Erbes als Brautgabe versprochen, da Sophia selbst in Dänemark über keinerlei Güter verfügte. Doch wenn er jetzt die Streitkraft von Knuds Männern für den entscheidenden Kampf durch die Hochzeit gewinnen könnte, wäre dies eine ungleich wertvollere Mitgift seines toten Freundes, als es alle Güter hätten sein können, dachte Waldemar hoffnungsfroh.
Einige Wochen später, nachdem man die Hochzeitszeremonie, so gut es die gegenwärtige Situation zuließ, gefeiert und sich anschließend des Beistandes aller möglichen Bundesgenossen versichert hatte, drängte Waldemar darauf, Svend in Seeland anzugreifen. In der letzten Zeit waren immer wieder Leute aus dessen Kriegsschar übergelaufen, die ihn für den hinterhaltigen Mord an Knud verachteten.
"Die Ausgangslage ist für einen siegreichen Kampf zwar nicht ideal, aber sie wird nie besser sein als heute!", rief Waldemar dem versammelten Heer zu, welches inzwischen so groß war, dass nur ein Teil von ihm die Worte des Königs überhaupt vernehmen konnte.
Doch Waldemar irrte sich, denn die Situation verbesserte sich noch, da Svend es seinerseits nicht länger aushielt, auf den Krieg zu warten, und so mit einer beachtlichen Flotte von Seeland und Fünen nach Jütland übersetzte. Der Vorteil für Waldemar lag nun darin, dass sich eine Verteidigung in der Regel einfacher angehen lässt, als ein erfolgreicher Angriff.
Zunächst aber schien Svend das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Denn nachdem er mit seinen Schiffen in einem Flusslauf ankerte, konnte er mit einer Handvoll von Reitern ungehindert nach Viborg gelangen, wobei ihm einige Bürger dieser Stadt gern ihre zweifelhaften Dienste angedeihen ließen. Etwas später zog er seine gesamten Truppen nach.
Waldemar, der sich mit seinen Truppen anderswo aufhielt, erfuhr erst durch einen Überläufer von diesem Ereignis.
"Mehr noch als über die erfolgreiche Landung Svends bin ich über den Verrat einiger Viborger empört!", tobte Waldemar, "Ich hatte gemeint, alle Jütländer hinter mir zu wissen."
"Ich kann Eure Wut gut verstehen", sagte Esbern in beschwichtigendem Ton, "Doch versteht bitte die einfachen Menschen. Sie handeln oft aus Dummheit oder Angst und werden wankelmütig, sobald sich die Situation auch nur ein wenig verändert. Begriffe wie Treue, Ergebenheit und Loyalität kommen ihnen nur im Augenblicke ehrlich über die Lippen und sind im nächsten Moment wieder fremd. Nur wessen Wesen von höherer Geburt ist, vermag diese Tugenden wirklich zu leben."
"Die meisten Apostel des Herrn waren solch einfache Menschen, wie du sie nennst", gab Absalon zu bedenken, "Kann man nicht an Svend gut
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