Svantevit - historischer Roman (German Edition)
sehen, dass Fehlbarkeit keine Frage des Standes ist?"
Waldemar stand nicht der Sinn nach derlei Disputen.
"Zunächst muss die Flotte Svends zerstört oder vertrieben werden. Jetzt, wo ich ihn hier auf Jütland habe, will ich ihn nicht wieder fortlassen!", sagte Waldemar laut, schlug mit der Faust auf den Tisch und wandte sich im Befehlston an Esbern: "Veranlasse alles, was erforderlich ist. Es sollen aber nur zwei Hauptmänner mit ihren Soldaten in Schiffen dorthin eilen. Den größeren Teil der Leute werden wir bald gegen Svends Haupttruppen einsetzen!"
Auf den Schiffen hatte Svend nur Hilfsmannschaften zurückgelassen, während alle besonders treuen und zuverlässigen Soldaten an seiner Seite weilten. Dies war nicht nur für die militärische Schlagkraft, sondern auch für die Kampfmoral von maßgeblicher Bedeutung.
Die Flotte weilte etwas ungeordnet in einem Fluss, einige Schiffe ankerten in der Mitte, andere lagen am Ufer. Auch schien sie sich in zwei Gruppen geteilt zu haben.
Juris, einer der von Esbern entsandten Hauptmänner, näherte sich vorsichtig mit seiner kleinen Streitmacht und als sie soweit herangekommen waren, dass man sie als Feinde ausmachen konnte, gab er zum allgemeinen Erstaunen nicht etwa den Befehl zum Entern und zum Kampf, sondern richtete sich auf und ließ seine mächtige tiefe Stimme ertönen.
"Wie kommt es, dass so ehrbare Männer wie ihr einen feigen Mörder unterstützen? Für wie viel Silbertaler hat man euch bestochen? Es muss eine große Summe gewesen sein, wenn ihr dafür in Kauf nehmt, dass eure Kinder und Kindeskinder vor euch mit Verachtung ausspucken ob eurer Hilfe für einen ehrlosen Verbrecher!"
Er ließ die Worte nach deren verklingen eine Weile auf die Gegner einwirken, bis er wieder ansetzte.
"Hat Svend nicht in Roskilde das Gastrecht verletzt? Hat er sich nicht der bösartigsten Arglist bedient, um einen gewählten König feige zu töten? War die Tat nicht infam und hinterhältig? Muss dies Verhalten nicht den Abscheu jedes anständigen Dänen hervorrufen?"
Wieder eine Pause, in der nun schon deutlich Wortgefechte von einigen Schiffen herüberdrangen.
´Sie sind sich nicht schlüssig, was zu tun ist, Kampf oder Aufgabe.´, dachte Juris zufrieden, ´Gleich habe ich sie dort, wo ich sie haben möchte.´
"Was willst du? Wir Seeländer können uns nicht gegen Svend stellen, ihm offen die Feindschaft erklären!", klang bald eine Antwort herüber.
"War Knud euch kein guter König, dass er nicht wenigstens verlangen könnte, seinem Mörder nicht hilfreich die Hand zu reichen? Kehrt heim und vergesst den Befehl Svends, an dessen Händen Blut klebt, welches ihn zeitlebens als Meuchler brandmarkt!"
Nach einiger Zeit sagten die Seeländer zu, sich zurückzuziehen. Sie wollten lieber als Fahnenflüchtige Svends dastehen denn als Feinde Waldemars. Doch die Schiffe der anderen Gruppe, auf denen sich Füner befanden, antworteten auf Juris´ Worte nicht und ließen bald alle Zeichen von entschlossener Kampfbereitschaft erkennen.
"Euer Blutvergießen wird sinnlos sein!" warnte Juris ein letztes Mal, bevor er den Befehl zum Angriff gab.
Die Männer Waldemars, die zunächst auf die Auseinandersetzung mit einem viel größeren Gegner vorbereitet waren, fielen mit lautem Kampfgeheul und todesverachtendem Mut über die Füner her, welche bald geschlagen waren. Die Überlebenden mussten schwören, Svend jede weitere Unterstützung zu versagen, was diese nun nur allzu gern taten.
Die entscheidende Schlacht
"Der erste Kampf ist gewonnen!", frohlockte Waldemar bei der Nachricht, dass Svends Flotte zerschlagen war, "Doch noch steht uns das eigentliche Gefecht bevor", warnte er zugleich die um ihn versammelten Männer, "Die Bestie kann nun nicht mehr entkommen, aber zu beißen vermag sie sehr wohl noch. Und sollte es ihr gelingen, uns an der Kehle zu packen, wäre dies unsere Ende", machte der König den Ernst der Lage klar.
"Svend soll vor Wut getobt haben, als er vom Verlust der Flotte erfuhr. Dies berichteten uns Überläufer", sagte Esbern mit sichtlicher Zufriedenheit.
"Das kann ich mir gut denken. Doch was habt ihr von den abtrünnigen Soldaten noch erfahren? Welche Pläne verfolgt Svend?", fragte Waldemar nach.
"Leider konnte uns niemand genau sagen, welche Strategie Svend verfolgt. Die Deserteure waren zumeist einfache Soldaten, welche nicht in Pläne eingeweiht wurden!"
"Irgendetwas sickert doch immer bis zur Truppe durch", wandte Absalon ein,
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