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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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erblickte man zum allgemeinen Erstaunen in einiger Entfernung nur den neben seinem Pferd sitzenden Esbern, welcher ihnen halb den Rücken zudrehte. Die Lanze, welche er in der Hand hielt, gab ihn als den Mörder ihrer Kameraden zu erkennen.
    Als er das Pferdegetrappel hinter sich hörte, drehte sich Esbern um und tat überrascht. In Wirklichkeit hatte er die sich nähernden Feinde bereits die ganze Zeit aus den Augenwinkeln beobachtet. Er ließ sein Aufsteigen auf das Pferd und das Davonreiten wie eine übereilte Flucht aussehen, was seine Feinde zur Verfolgung ermuntern sollte.
    Sein schnelles Pferd verschaffte ihm einen guten Vorsprung, da seine Verfolger zudem mit allerhand Waffen und Rüstungen bepackt waren. Svends Männer sahen schließlich ein, dass ein weiteres Nachsetzen sinnlos wäre und begannen nach Esbern zu rufen, woraufhin sich über die Entfernung ein kurzer Dialog entspann.
    "Wer bist du?", wollten die Soldaten wissen, "Lass uns miteinander sprechen! Wir sichern dir freies Geleit zu!"
    "Wie könnte ich euch trauen?", fragte Esbern provozierend zurück.
    "Du hast unser Ehrenwort!"
    "Woher sollt ihr wissen, was Ehre ist, wo ihr einem treulosen Mörder Waffendienst leistet?! Euer König schätzt die Täuschung, den Hinterhalt und die Tücke mehr als den ehrlichen Kampf. Wer sagt mir, dass ihr nicht ebenso verschlagen seid?" 
    Schließlich erlaubte Esbern einem der Soldaten, den er bereits von früher kannte, dichter heranzukommen, um die Gelegenheit zu nutzen, doch noch an genauere Informationen über die Pläne und Absichten Svends zu gelangen. Dieser Mann namens Peter war, soviel wusste Esbern, an der Bluttat in Roskilde beteiligt gewesen und nahm eine gehobene Stellung unter Svends Leuten ein. Mit seinem Ehrenwort versprach er Esbern freies Geleit, auch wenn jener nicht recht wusste, wie viel auf diese Ehre zu geben war.
    Die beiden Bekannten unterhielten sich eine Weile und so wurde Esbern etwas abgelenkt, da er nun in das Gespräch vertieft war und ständig grübelte, wie er wohl Peter unverfänglich über bestimmte wichtige Dinge ausfragen könne. Er bemerkte nicht, wie sich auch die anderen Soldaten nach und nach näherten, wobei sie gegeneinander Scheinangriffe vollführten und so eine Art Übung oder Spiel vortäuschten, womit sie die untätige Langeweile zu überbrücken suchten. 
    Doch wurde Esbern noch rechtzeitig dieses gefährlichen Treibens gewahr und machte Peter hierauf aufmerksam, keinen Moment zu früh, denn schon wollten dessen Kameraden zum offen Angriff übergehen.
    "Jeden, der sich in feindlicher Absicht nähert, strecke ich eigenhändig nieder!", brüllte er empört und richtete seine Lanze auf die anderen Soldaten, die zunächst irritiert innehielten, "Ich habe mein Ehrenwort für freies Geleit gegeben!"
    Diesen kurzen Augenblick nutzte Esbern aus, um im Galopp davonzueilen, woraufhin ihm Svends Männer sofort hinterhersetzten, ohne sich um die Vorhaltungen Peters zu kümmern. Esbern überquerte eine kleine Brücke und hielt auf den Ort zu, an dem seine Leute auf ihn warteten. Dort angekommen gab er ein Zeichen, sich sogleich hinter den Büschen in Deckung zu begeben.
    Die Verfolger kamen dichter und Esbern setzte seinen Ritt fort, nun aber mit verminderter Schnelligkeit und unter Vortäuschung einer Erschöpfung des Tieres, dem er zum Schein eifrig in die Flanken trat. Svends Männer fassten so Hoffnung, Esbern doch noch gefangen nehmen zu können, was sie ihre Bemühungen noch verstärken ließ.
    Doch da trat einer der im Hinterhalt liegenden Männer auf den Weg – ein wenig verfrüht, um die Falle zuschnappen zu lassen. Dies ließ die Verfolger, welche sich weit von ihrem Heer entfernt hatten, den Hinterhalt erahnen und so kehrten sie schnellstens um.
     
    "Reißt die Brücken ab! Der Vormarsch muss aufgehalten werden!", befahl Waldemar, als er von Esbern erfuhr, dass Svends Heer nachdrängte, "Wir werden umgehend alle Truppen hier zusammenziehen!"
    "Ein guter Entschluss", bestätigte Absalon, "In ein paar Tagen werden wir unsere Streitmacht entscheidend verstärkt haben. Ständig schließen sich uns neue Truppen an, viele von ihnen sind Knuds ehemalige Gefolgsleute, aber auch scharenweise einfaches Volk, welches den schändlichen Mord rächen will."
    Tatsächlich wuchs die Zahl der kampfbereiten Männer sehr schnell an. Viele von ihnen, völlig unerfahren im Kriegshandwerk, wurden schnell in die Kampfestechnik eingewiesen und mit Waffen, zumeist Äxten oder Lanzen,

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