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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Wellen. Kraftlos geworden und ohne Orientierung hielt der Steuermann das Ruder nur noch mit schwachen Händen.
    Ein gewaltiges Gewitter spendete mit feurigen grellen Blitzen kurze Momente der Sicht, welche aber nichts anderes als erschöpfte Kreaturen und ein beschädigtes Schiff, das gefährlich tief in die Wellen eintauchte, offenbarten. Dies alles wurde von ohrenbetäubendem Donner begleitet und Absalon dachte, dass es wohl keinen größeren Krach machen könnte, wenn der gesamte Himmel auf die Erde fiele.
    Doch schließlich erkannte man in den kurzen Augenblicken da die Naturgewalten zischend Licht spendeten deutlich ein kleines Stück Land. Der Steuermann griff sogleich wieder mit aller verbliebenen Kraft in das Ruder und hielt mit dem Boot darauf zu.
    Endlich erreichte man das Ufer. Das Schiff musste an Land gebracht werden, da der Anker es nicht würde halten können. Hierbei musste man vorsichtig sein, um die Planken auf dem steinigen Untergrund nicht zu beschädigen. Daher legten die Männer eilig Zweige aus, die sie von den bis dicht an das Ufer stehenden Bäumen nahmen.
    Wie viel Glück sie noch gehabt hatten wurde den Männern erst viel später bewusst, als sie erfuhren, dass in derselben Nacht eine auf Kriegsfahrt nach Dänemark befindliche Flotte der Obodriten, welche mehrere hundert Boote zählte, durch den Sturm fast vollständig zerstört wurde.   
     
     

Kräfte sammeln
     
    Nachdem sich das Wetter am nächsten Morgen beruhigt hatte, setzte Waldemar mit seinen Mannen die Flucht nach Jütland fort. Dort zog er ohne Verzug nach Viborg und klagte vor einer Versammlung die grausame Tat Svends an, wobei die Menge vor allem durch die Hinterlist und den Bruch des Gastrechtes empört war.
    Waldemar fand packende Worte, um das Geschehene zu schildern und sparte nicht mit heftigen Gemütsbekundungen, als er vom Tode Knuds berichtete. Dies machte ebenso tiefen Eindruck wie die schwere Verwundung, die Waldemar selbst erhalten hatte und auf welche er die Menge, unterstützt von dramatischen Gesten, verwies.
     
    Waldemars Appelle trafen bei den Männern Jütlands auf offene Ohren. Er hatte sich keine lange Ruhe gegönnt, weil Svend ihm keine lange Ruhe gönnen würde und war nun unermüdlich dabei, sich auf die erwartete Invasion des Feindes vorzubereiten. Auch wollte Waldemar, falls der Rivale seine Feigheit dadurch erneut unter Beweis stellen würde, dass er den Angriff scheute, möglichst rasch so gut gewappnet sein, eine Entscheidung selbst herbeiführen zu können.
    "Ihr werdet nicht nur für Jütland kämpfen, sondern könnt mit eurem Mut, eurer Tapferkeit und Entschlossenheit ganz Dänemark einen Dienst erweisen!"
    Die Versammelten jubelten begeistert, doch Waldemar wusste, dass das Bewusstsein einer einigen dänischen Identität unter seinen Landsleuten nicht sehr stark ausgeprägt war. Die Streitigkeiten der letzten Jahre um Königswürde hatten hier zusätzlichen Schaden angerichtet, sodass sich ein Jütländer zuerst als Jütländer und ein Seeländer als Seeländer betrachtete und erst danach als Däne. Doch Waldemar hatte stets die Krone des ganzen Reiches im Auge gehabt und musste sich insgeheim eingestehen, dass die Gelegenheit zu ihrer Erlangung nun unerwartet Wirklichkeit geworden war. Mit Knud hatte ihn zuletzt eine Art Freundschaft verbunden, aber dieser war auch ein Konkurrent bei der Beanspruchung des Königstitels gewesen. So konnte er nun ehrlichen Herzens über den Verlust des Freundes trauern, aber zugleich die sich jetzt bietende Situation dankbar als eine Fügung des Schicksals betrachten. Ob ihm dieses Schicksal nun gut oder schlecht gewogen war, darüber war sich Waldemar noch nicht ganz im Klaren, aber der furchtlose Blick in den entschlossenen Gesichtern der um ihn versammelten Männer schien ihm mehr als ein gutes Omen zu sein. 
     
    Bald erreichte Waldemar die Nachricht, dass Svend alles daran gesetzt hatte, die Schiffe schnellstmöglich reparieren zu lassen, doch dann Absalons Mutter und seine Schwester eine stattliche Anzahl von Getreuen dazu bringen konnten, die Boote des Nachts gänzlich zu zerstören, so dass eine Reparatur länger dauern würde als der Neubau eines Schiffes.
    Als Svend endlich wieder über eine ausreichende Anzahl an, nun gut bewachten, Schiffen verfügte, setzte er nach Fünen über, um sich der Unterstützung der dortigen Bevölkerung zu versichern und Rekruten zu werben. Daraufhin beschloss Waldemar, seinem Kontrahenten sogleich mit seinen Truppen

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