Svantevit - historischer Roman (German Edition)
man, wie einige Fischerboote versuchten, eilig an Land zu kommen, um vor der herannahenden Gefahr zu warnen. Die Dänen beobachteten dieses Schauspiel gelassen, waren sie doch sicher, dass ihnen niemand entkommen würde.
Endlich setzten die Kiele der Boote im flachen Wasser auf und mit heulendem Gebrüll stürmten die Männer an Land. Dies Gebaren war eigentlich völlig überflüssig, da weit und breit kein Obodrit zu sehen war. Außerdem waren noch verschiedene Vorbereitungen zu treffen, bevor man mit dem Feldzug beginnen konnte.
Nach und nach wurden alle Schiffe entladen und die Ausrüstung hergerichtet. Die Hauptleute hatten ihre Pferde mitgeführt, welche jetzt aufgezäumt wurden.
"Sollen wir hier heute Nacht Quartier beziehen oder noch einen Vorstoß wagen?", fragte Waldemar seinen Berater.
"Die Männer sind tatendurstig", antwortete Absalon.
"Der Tag hält noch soviel Zeit bereit, dass uns der Überfall auf irgendein Dorf bis zur Dämmerung gut möglich sein sollte. Veranlasse alles Notwendige! Wir ziehen zunächst nach Osten und halten die Küste im Auge! Die Boote sollen uns folgen", befahl der König schließlich.
Wenig später trafen die dänischen Krieger auf ein Fischerdorf, in welches sie sofort eindrangen. Anscheinend hatte man Frauen und Kinder bereits in Sicherheit gebracht, denn es fanden sich nur Männer und alte Leute. Als die Obodriten Anstalten machten, sich zu verteidigen, wurden sie allesamt getötet. Alles Brauchbare wurde mitgenommen, bevor man an die Hütten Feuer legte.
Man zog anschließend weiter und schlug bald das Nachtlager auf. Die Männer waren zufrieden, obwohl bisher noch keine Schlacht entschieden war. Im Fischerdorf wurde ein kleiner Vorrat an gebranntem Schnaps gefunden, den man jetzt unter sich aufteilte.
Es herrschte gute Stimmung und eine gewisse Ausgelassenheit, fast so, als wäre eine Anspannung von den Männern abgefallen. Einige Soldaten sangen oder grölten vielmehr.
Doch dann fand die allgemeine Fröhlichkeit einen jähen Abbruch als einer der Männer laut Odin für seinen Beistand dankte. Dieser Unglücksrabe hatte entweder nicht bemerkt, dass Absalon direkt hinter ihm stand oder er hatte dieser Tatsache keine weitere Bedeutung beigemessen, was noch unverzeihlicher wäre.
"Legt den Mann in Ketten!", sagte der Bischof mit fester Stimme, nachdem er eine Weile gebraucht hatte, diese Unfasslichkeit zu begreifen.
Sein rechter Arm wies auf den Soldaten, als wolle er einen Bannstrahl aussenden. Die Umstehenden blickten irritiert zwischen dem Bischof und ihrem Kameraden hin und her, ohne die Situation zu verstehen.
"Habt ihr meinen Befehl nicht gehört?!", brüllte Absalon nun mit zornesrotem Gesicht.
Zwar begriffen die anderen immer noch nicht ganz den Sinn dieser Order, doch hatte keiner das Bedürfnis, noch irgendwelche Fragen zu stellen. Der Mann wurde also gepackt und ihm die Hände gebunden. Anschließend blickten alle wieder erwartungsvoll auf den Bischof.
"Du leugnest die Existenz des einen Gottes, dessen Sohn für uns am Kreuze starb?", sprach Absalon den Soldaten an.
Dieser blickte nur ungläubig und konnte sich nicht erklären, was gerade mit ihm geschah.
"Was?", fragte er erstaunt, nachdem er wohl erwartet hatte, der Spionage oder ähnlichem bezichtigt zu werden.
"Riefst du nicht eben Odin an?", fragte Absalon, über die Begriffsstutzigkeit noch wütender geworden.
"Ja, aber … "
"Du willst dieses Verhalten auch noch rechtfertigen? Vor dir steht ein Mann Gottes, des einen Gottes. Gib Acht, was du sagst!"
Der König, durch den Spektakel aufmerksam geworden, kam heran und winkte den Bischof zu sich ins vertrauliche Gespräch.
"Was ist vorgefallen?", wollte er wissen, "Wessen beschuldigst du den Mann?"
"Der Gotteslästerung!", sagte Absalon, der Mühe hatte, seine Stimme zu senken.
"So? Ein schwerer Vorwurf."
"Er hat sich offen und lautstark bei Odin für seinen Beistand bedankt. Dies kann ich nicht dulden, dies könnt Ihr nicht dulden!"
Waldemar nickte leicht mit dem Kopf.
"Ich sehe darüber hinweg, dass viele der Männer Hasenpfoten oder eine Locke ihres Weibes wie einen Götzen mit sich führen, dem sie magische Kräfte im Kampf zuschreiben. Noch! Aber wer mit Worten und vor allen anderen diesen heidnischen Unfug praktiziert muss bestraft werden!", zürnte Absalon weiter.
Waldemar bedeutete mit einer Handbewegung, den gebundenen Mann vor ihn zu führen, wo dieser sofort auf die Knie fiel und das Haupt senkte.
"Woher stammst du?"
"Aus
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