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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Raum des Klosterns entdeckte Radik das ihm schon vertraute Kreuz an der Wand. Er bereitete sich schon darauf vor, sogleich davor niederzuknien, als Peter Wlast eine aus Holz geschnitzte und bunt gefasste Figur ansteuerte, die auf einem Sockel stand. Es war eine sanft blickende Frau mit einem nackten Säugling auf dem Arm.
    Der Markgraf fiel auf Knie, bekreuzigte sich und faltete die Hände. Seine Lippen bewegten sich tonlos, während er die Augen geschlossen hielt. Bevor er sich langsam wieder erhob, bekreuzigte er sich erneut.
    Radik hatte wie gebannt geschaut und sich jede Bewegung einzuprägen versucht. Als der Platz vor der Figur frei war, tat er es dem Markgrafen gleich, um anschließend das anerkennende Lächeln in den Blicken der Mönche zu entdecken, mit welchem diese das fromme Wesen des jungen Mannes lobten.
    ´Mein Gott hat keine Dornenkrone auf dem Haupte, derer er gleich vier sein eigen nennt´, dachte Radik und lächelte scheu zurück, um sein Gesicht gleich wieder in ernste Besinnung versinken zu lassen.
    "Wie hat Euch die Jungfrau Maria gefallen?", fragte der Markgraf, als man sich auf dem Rückweg befand.
    ´Ein Mädchen habe ich zwischen all den Kutten gar nicht bemerkt´, schoss es Radik zunächst durch den Kopf, dann aber fiel ihm ein, dass diese Jungfrau Maria in irgendeinem Zusammenhang mit Jesus Christus stand, ´War es die Mutter? Ach deshalb eine Frau mit ihrem kleinen Säugling!´
    "Ihre Anmut hat mich tief bewegt!"
    Radik fand, dass ihm derlei Sprüche immer leichter von den Lippen kamen und ein tiefer Seufzer des Markgrafen bestätigte ihm die gute Wahl seiner Worte.
     
    Am letzten Abend, den Radik in der Burg weilte, richtete der Markgraf ein Fest aus. Nun mochte man es als schwierig erachten, den schon alltäglich üppig gedeckten Tisch noch zu überbieten, doch allerlei exotische Speisen sorgten für ungeahnte Gaumenfreuden. Es traten Gaukler und Musiker auf, besonders wurde man von einer Gruppe Puppenspieler amüsiert. Als ein Bär tanzte, meinte Peter Wlast ganz begeistert, dies auch seinen Bären beibringen zu wollen, musste sich aber belehren lassen, dass nur junge Bären diese Kunst erlernen könnten.
    Ein Dichter namens Maurus, der schön längere Zeit in der Burg weilte, trug ein Poem vor, in welchem er den Markgrafen in höchsten Tönen lobte. Nirgends fände man so geistreiche Unterhaltung, wie an seinem Hofe, wo die Künste stets willkommen seien. In deutschen und fränkischen Landen rühme man ihn, wo er von den Fürsten und Königen stets wie einer der ihren empfangen werde. Sein Mut und seine Tapferkeit seien legendär, ebenso wie sein Geschick bei der Jagd, sein Glück im Spiel, doch über allem stünden die ritterlichen Tugenden, die sich selten in einem Manne derart wundervoll manifestiert hätten, weshalb er zu Recht in allerhöchsten Kreisen als Vorbild und Ideal angesehen werde.
    Nachdem der Vortrag des Dichters mit anerkennenden Worten gewürdigt worden war, wobei mehr dem Markgraf als dem Adressaten dieser wohlgefälligen Worte denn dem Dichter geschmeichelt wurde, begann der Markgraf, Radik einen kleinen Vortrag über die ritterlichen Tugenden zu halten. Offensichtlich war er höchsterfreut darüber, dass Maurus ihn mit diesen Attributen bedacht hatte und Radik hatte sich schon über die Worte Ritter und Ritterlichkeit, die Maurus wiederholt gebrauchte, gewundert, da er deren Bedeutung nicht kannte, getraute sich aber nicht, danach zu fragen, um kein Misstrauen zu erregen.
    "Ich kann mir schon vorstellen, woran ein junger Mensch wie Ihr zuerst denkt, wenn er sich einen Ritter vor Augen führt", begann Peter Wlast, "Eine glänzende Rüstung, ein stolzes Schlachtross, ein Schild mit einem wundervoll verzierten Wappen und, das wichtigste, ein blankes Schwert aus bestem Eisen oder eine mächtige Lanze. Kein Kampf, der nicht Sieg bedeutet. Von den Seinen hoch geachtet, den Feinden angstvoll gefürchtet. Und was das Weibsvolk angeht, dies hängt sich ihm selbstverständlich willenlos an den Hals."
    Er lachte mit verständnisvoller Miene und einige der anderen Männer taten es ihm gleich.
    "Waren wir denn in der Jugend anders?", fragte er in die Runde und ein angeregtes Gemurmel setzte ein, welches der Markgraf nach einer Weile durch ein Handzeichen beendete.
    "Doch wahre Ritterlichkeit, wie sie vor allem im Frankenreich zu finden, und auch bei deutschen Edelmännern sehr verbreitet ist, bedeutet mehr, als das Handwerk des Krieges zu beherrschen."
    Er sah sich mit

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