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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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machte.
    ´Gestern habe ich noch im Bett des Königs geschlafen und für heute Nacht hat Lagomir den lausigsten Strohsack aufgetrieben, den es in dieser Gegend wohl zu finden gibt.´, dachte Radik missmutig.
    In der Hütte saßen einige Männer und ein schmieriger Wirt schenkte billigen Fusel aus. Das einzige Essen kochte in einem großen Kessel über dem Feuer und die sehnigen Fleischstücken, die in der Suppe schwammen, hatten eine graue Farbe. Radik verzichtete dankend auf diese Mahlzeit, trank nur etwas Wasser und suchte den hinteren Raum auf, der als Herberge für die Nacht hergerichtet war. Und wie Radik es befürchtet hatte, bestand der einzige Komfort in einigen Strohbündeln, welche in einer Ecke lagen. Zwei Männer schnarchten hier bereits vor sich hin und füllten die Luft mit Alkoholdunst. Durch den Lärm aus dem Schankraum, der nur durch einen Vorhang abgegrenzt war, konnte Radik an Schlaf zunächst nicht denken, schließlich übermannte ihn dennoch die Müdigkeit.
    Radik nahm wie von Ferne wahr, dass sich die anderen Männer zur Ruhe begaben und dabei wenig Rücksicht auf die bereits Schlafenden nahmen. Einige Zeit später spürte er plötzlich einen drückenden Schmerz in seinem Rücken. War einer der trunkenen Kerle auf ihn gefallen? Schnell war der Schlaf gewichen.
    Zwei Männer hielten Radiks Arme fest und banden diese hinter seinem Rücken zusammen, während ihm ein dritter das Knie zwischen die Schulterblätter drückte. Als Radik schreien wollte, stopfte ihn jemand ein Tuch in den Mund.
    "Ganz ruhig! Und jetzt raus hier!"
    Radik erkannte die flüsternde Stimme. Es war Lagomir, der die anderen Männer antrieb.
    Schon wurde Radik unter den Armen gepackt und hinausgeschleift. Er nahm noch wahr, wie dem Wirt einige Geldstücke hingeworfen wurden.
    "Du hast nichts gesehen und nichts gehört", rief ihm Lagomir zu, was der Wirt mit einer kurzen Verbeugung bestätigte.
    Die Männer nahmen Fackeln mit hinaus in die dunkle Nacht und setzten ihren Gefangenen auf ein Pferd. Es war aber nicht Kuro, wie Radik sogleich feststellte. Dann ritten sie los, in die Richtung, aus der man gekommen war.
    Radik gelang es, das Tuch, das tief in seinem Rachen gesteckt und ein Würgen ausgelöst hatte, langsam mit der Zunge nach vorne zu schieben, so dass er schließlich auch wieder Luft durch den Mund holen konnte. Eine Lockerung der Handfesseln versuchte er indes vergeblich.
    Am frühen Morgen erreichte man eine Weggabelung, an der sich Lagomir von den anderen verabschiedete.
    "Hier ist euer Geld. Ebensoviel wird er euch noch mal auf jedem Sklavenmarkt einbringen. Ich rate euch nur, diese Gegend schnell zu verlassen", sagte Lagomir im Flüsterton, als befürchte er fremde Ohren.
    "Wir wollen sehen, dass wir ihn an die Araber verkaufen können. Von dort ist noch keiner zurückgekehrt", meinte einer der Männer.
    "Und behandelt ihn nur nicht zu gut. Er ist ein Heide, ein dreckiger Heide!", gab ihnen Lagomir noch mit auf den Weg, bevor er davongaloppierte.
    ´Als Sklave in den Orient?´
    Vor kurzem noch hatte Radik die dänischen Sklaven fast um diese Erfahrung beneidet und jetzt befand er sich plötzlich selbst in dieser Situation. Seine Neugier auf das ferne Reich hielt sich nun aber sehr in Grenzen und er nahm sich vor, dass er die nächste Gelegenheit zur Flucht ergreifen würde.
    Die Männer ließen ihn zwischen sich reiten und einer hielt das Pferd, auf dem Radik saß, fest an den Zügeln, der andere führte auf die gleiche Weise Kuro neben sich. Als die Sonne am Horizont erschien, merkte Radik, dass der Weg nach Westen führte.
    Nach einer Weile hielten sie an. Einer der Männer entfernte den Lappen aus Radiks Mund und überprüfte den Sitz der Fesseln.
    "Wenn du Ärger machst, setzt es Schläge!", wurde gedroht.
    Gegen Mittag traf man auf einen Wagen, auf dem vier weitere Menschen in Fesseln saßen. Radik wurde aufgefordert, dort hinüberzusteigen.
    ´Dies sind also richtige Sklavenhändler!´ dachte Radik und sprang vom Pferd.
    Als er sich zwischen die anderen gekauert hatte, wurden seine Handfesseln am Wagen festgeknotet.
    Zwei Männer saßen auf dem Bock, so dass man nun also von vier Männern bewacht wurde. Die Möglichkeit zur Flucht war damit noch weiter erschwert.
    "Nun los! Lasst uns keine Zeit verlieren, wir wollen in zehn Tagen in Prag sein!" feuerte einer der Männer die anderen an.
    ´Prag?´ schoss es Radik durch den Kopf. ´Dorthin wollten doch auch Sadif und die anderen Sklavenhändler aus dem Tross.

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