Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Schönheit entfaltet und ringsherum alles zum Blühen und Grünen gebracht. Wenn Radik des Morgens erwachte, meinte er, der polnische König könnte sich auch nicht glücklicher und wohler fühlen, als er, der kleine Fischer, der nun im Bett dieses mächtigen Mannes nächtigte.
"Ich möchte heute dem Kloster des Heiligen Albrecht in Breslau einen Besuch abstatten. Diese heiligen Mauern wurden von mir gestiftet und da gilt es sich doch zu vergewissern, dass man dort kräftig für mein Seelenheil betet. Habt Ihr Lust, mich zu begleiten?"
Man saß um den reich gedeckten Frühstückstisch, als der Markgraf diese Frage an Radik richtete.
´Kloster? Was ist ein Kloster?´ dachte Radik fieberhaft. ´Es klingt irgendwie recht beeindruckend, vielleicht ist es eine Art Burg? Aber sollte man dort beten?´
Was beten bedeutet, wusste Radik von Womar, der ihm die Grundbegriffe des Christentums erklärt hatte.
"Die Gesellschaft der Mönche für sich ist manchmal etwas ermüdend und daher zähle ich fest auf Eure Gesellschaft! Also, was ist?", fragte Peter Wlast fordernd nach.
Mönche? Aha, davon hatte Womar ihm berichtet. Sicher hatte er dann auch das Wort ´Kloster´ erwähnt, aber Radik hatte es vergessen.
"Gut, ich bin dabei. Was kann man an einem solch wunderschönen Tag Größeres tun, als dem Herrn Jesus Christus die Ehre zu erweisen und ihm für all die Herrlichkeit danken", sagte Radik mit feierlicher Stimme.
"Fromm gesprochen", lobte der Markgraf, "Sicher würde einem jungen Mann wie Euch, der voller Tatendrang steckt, das enthaltsame Leben der Mönche nicht behagen. Doch es ist der Wille des Herrn, der jeden von uns an einen anderen Platz stellt und dort für ihn wirken lässt. Dies wollen wir in Demut respektieren. Wo wurdet Ihr getauft?"
Radik verschluckte sich vor Schreck und begann zu husten.
´Getauft? Davon hatten Ranen erzählt, die in dänische Gefangenschaft geraten waren und später fliehen konnten. Sie hatte man getauft, wovon lebhaft berichtet wurde. Auch Womar hatte diese Sache geschildert, die die Christen an ihren Kindern vornehmen.´ Radik schoss durch den Kopf, dass Peter Wlast ihn für einen deutschen Landsmann hielt und er daher einen deutschen Ort nennen müsse. Der Hustenanfall ließ ihm genügend Zeit zum Nachdenken.
"In Aachen", krächzte Radik schließlich.
"In der Stadt des großen Kaisers also!", rief Peter Wlast begeistert, "Kaum jemand hat wie er sein Leben in den Dienst der Verbreitung des wahren Glaubens gestellt. Wo Missionare mit ihren Büchern und Worten nur Spott oder Feindseeligkeiten ernteten, hat Karl unserem Herrn mit dem Schwert in der Hand den Weg geebnet."
Radik nickte und nahm sich vor, sich noch vor der Ankunft im Kloster alles ins Gedächtnis zurückzurufen, was er über das Christentum, seine Geschichte und Gebräuche, von Womar gelernt hatte.
So ritt Radik stumm neben dem Markgrafen und was jener für ein frommes Insichgehen hielt, war in Wirklichkeit verzweifeltes Nachdenken und bemühtes Erinnern. Peter Wlast begann mit ruhiger Stimme zu schildern, welche Klöster er bereits gegründet und wo er sich an Stiftungen beteiligt hatte. Der begeisterte, hingebungsvolle Ton, in dem die Worte über dessen Lippen kamen, beeindruckte Radik.
´Glauben wir Ranen mit ebenso feierlicher Freude an unsere Götter?´, fragte sich Radik.
Bisher war ihm dergleichen nicht begegnet, dass jemand sein eigenes Geld zum Bau von Gotteshäusern gab, aber so reiche Leute wie den Markgrafen kannte Radik daheim auch nicht. Für die Götter waren die Priester da und die Feiern bei der Befragung des Svantevits, waren natürlich sehr beeindruckend und dort war dann wohl eine ähnliche Stimmung spürbar.
Im Kloster selbst bemühte sich Radik um einen ehrfürchtigen Gesichtsausdruck und hielt den Blick, soweit möglich, zu Boden gesenkt, in der Hoffnung, dass ihn so niemand unversehens anzusprechen wagte. Doch zunächst wurden ihm eine Reihe Männer in ihren merkwürdigen Kutten vorgestellt, denen er mit ernstem Gesicht zunickte. Ein freundliches Lächeln erschien ihm wenig würdevoll.
Zu seiner großen Erleichterung war es überwiegend der Markgraf, der redete und die Mönche beschränkten sich darauf, Fragen zu beantworten. Den frommen Männern war deutlich der Respekt anzumerken, welchen sie Peter Wlast entgegenbrachten, nicht aber aus Furcht oder der Würdigung des Amtes, welches dieser bekleidete, sondern aus dankbarer Achtung für dessen wohltätigen Charakter.
In einem größeren
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