Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Aber das war nun schon mehr als drei Monate her, unmöglich wohl, sie noch in dieser Stadt anzutreffen.´
Doch Radik fielen wieder die arabischen Worte ein, die Sadif ihm beigebracht hatte. Vielleicht würde ihm dies ja helfen können.
"Ich habe dir gleich gesagt, dass er zu alt ist!", brüllte einer der Kerle und wies auf ein apathisch dasitzendes, dürres Männchen, welches nach Radiks Einschätzung wohl zwar schwächlich, aber nicht bereits besonders alt war.
"Es war doch einen Versuch wert. Ich dachte, er erholt sich wieder und bringt wenigstens einen viertel Silberling", versuchte sich der Angesprochene zu rechtfertigen.
"Gar nichts bringt er uns! Säuft unser Wasser, frisst unser Brot und verreckt doch!"
Er hielt dem anderen eine Axt hin.
"Mach jetzt Schluss mit ihm."
Der Alte wurde losgebunden und vom Wagen geschleift. Hinter einem Busch war schließlich ein dumpfer Schlag zu vernehmen und der Sklavenhändler kam alleine wieder hervor, mit einem Büschel Gras das Blut von der Axt wischend.
Radik litt bald schrecklichen Hunger und Durst, da die Sklaven nur morgens und abends einen Becher Wasser bekamen und ab und an, nach Gutdünken, ein Stück Brot dazu gereicht wurde. Die Fesseln schnitten ins Fleisch und er spürte, wie seine Kraft, die er zur Flucht doch dringend brauchte, zu schwinden begann.
Der Wagen kam nur langsam voran und bald entstand zwischen den Männern Streit, weil man hinter dem Zeitplan zurücklag. Radik überlegte, ob er sich wohl mittels der zwei Goldmünzen freikaufen könnte, die sich zusammen mit dem Siegelring in dem Ledersäckchen befanden, welches Womar ihm mitgegeben hatte. Aber was sollte sie davon abhalten, ihm die Münzen zu nehmen und ihn trotzdem zu verkaufen, zumal sie Ärger befürchteten, wenn es ihm gelang zurückzukehren. Es war ohnehin ein Wunder, dass sie ihn noch nicht durchsucht und alles Wertvolle entwendet hatten.
Radik hatte sich nun zunächst ganz in sein Schicksal ergeben, denn eine Flucht schien ihm ausgeschlossen. Der Wagen durfte nur zur Verrichtung der Notdurft verlassen werden und dann passten die Kerle ganz besonders auf.
Am Anfang hatte sich Radik interessiert in der Umgebung umgesehen und die Leute beobachtet, die ihnen begegneten. Bald schon hielt er seinen Blick gesenkt oder stur geradeaus, so als ginge ihn die Welt außerhalb des Wagens nichts mehr an.
"Einen Moment bitte. Was habt ihr da geladen?"
"Scher dich fort, wir haben keine Zeit zu verlieren!"
Radik sah langsam auf und bemerkte zu seiner Freude, dass er sich nicht verhört hatte. Auf dem Weg vor dem Wagen saß Pritzbur auf seinem braunen Pferd und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Neben ihm befanden sich zwei weitere Reiter.
"Ihr wollt zum Sklavenmarkt? Ich suche einen Knecht für mein Geschäft. Bin Kaufmann wie ihr selbst, so lasst mich schauen, was ihr zu bieten habt."
Pritzbur ritt näher an den Wagen heran und sah sich um. Als sich sein Blick mit dem Radiks traf, verharrte er eine Weile, ohne dass einer der beiden das Gesicht verzog.
"Der blonde Jüngling, was soll der kosten?", fragte Pritzbur und begann wiederum, sich nachdenklich am Kinn zu kratzen.
"Der ist nicht zu verkaufen", bekam er zur Antwort.
"Ich biete euch zehn Münzen reinsten Silbers. Wo könnt ihr schon einen solchen Preis erzielen? Und ihr spart euch den mühsamen Transport zum Markt."
Die Männer blickten einander der an. Der gebotene Preis war ohne Frage sehr hoch.
"Er ist nicht zu verkaufen. Nimm doch einen der anderen, aber entscheide dich schnell, wir sind in Eile!", drängte einer der Kerle.
"Ich will nur diesen dort, sonst keinen!"
Pritzbur wies mit dem Finger auf Radik.
"Dann guten Tag und guten Weg!"
Der Wagen zog an und setzte sich langsam in Fahrt.
"Es wird euch noch reuen, diesen guten Handel ausgeschlagen zu haben. Es wird euch noch reuen!", rief Pritzbur hinterher und Radik sah, wie er mit seinen Begleitern davonritt.
Die Männer waren sich nicht ganz einig, ob sie nicht doch hätten Radik verkaufen sollen. Der Preis war verlockend hoch gewesen, aber gerade diesen Sklaven sollten sie unbedingt weit weg schaffen.
"Er war ein Gast des Markgrafen! Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, was mit uns geschieht, wenn diese Sache herauskommt? Der Kerl muss weg aus dieser Gegend und zwar für immer!"
Mit diesen Worten beendet einer der Männer schließlich die Diskussion.
Wenig später sah Radik wiederum, wie sich Reiter von vorne näherten. Er hatte dies schon eine ganze Zeit
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