Svantevit - historischer Roman (German Edition)
und seine Unschuld beteuert, als man ihn ergriff. Der Markgraf meinte nur, dass er dringend jemanden suche, der seinen Bären das Tanzen beibringe. Was dann genau geschehen ist, kann ich dir nicht sagen."
Eine wirkliche Befriedigung konnte Radik bei dem Gedanken gar nicht empfinden, dass nun alle an der Entführung beteiligten Männer getötet waren. Es war alles so schnell gegangen und Radik musste wohl erstmal zur Besinnung kommen.
"Ich bin euch allen zu tiefem Dank verpflichtet. Ihr habt einige Strapazen auf euch genommen und letztlich euer Leben riskiert, um mich aus den Händen der Sklavenhändler zu befreien."
"Du redest wohl noch wirr. Zu Dank verpflichtet? Ich hätte darauf bestehen müssen, dass du uns sofort begleitest oder dir einige Männer in die Burg abstellen müssen. Mein ungutes Gefühl hat mich damals nicht getrogen. Aber dies soll nicht noch einmal vorkommen. Ab sofort wird dir Rubislaw Tag und Nacht zur Seite stehen, sobald du auch nur einen Schritt vom Wege tust. Hier beim Tross lauern ja keine Gefahren, aber später in Krakau, dieser großen, lebendigen Stadt, wird dir Rubislaw anhängen, wie ein Hund seinem Herrn anhängt."
Radik sah zu Rubislaw hinüber, der nun wieder wie ein Kind feixte.
"Wenn du es mit einem Mädchen treibst, bleibt er natürlich vor der Türe", sagte Pritzbur dicht in Radiks Ohr, aber so laut, dass es alle hören konnten.
"Sonst bekommt das Mädchen beim Anblick seines Gesichtes einen solchen Schrecken, dass die Milch in ihrer Brust sauer wird!", ergänzte einer der Männer und alle lachten.
Je weiter man nach Süden gelangte, desto bergiger wurde die Landschaft. Radik staunte über die massiven Erhebungen, die sich vor ihnen auftaten.
"Warte nur ab, bis wir in Krakau sind, dann wollen wir mal einen Ausflug dahin machen, wo wirklich hohe Berge stehen", sagte Rubislaw zu Radik, "Da gibt es Gipfel, die das ganze Jahr von Schnee bedeckt sind. In der Höhe ist es nämlich kälter als hier unten, musst du wissen, obwohl man dort eigentlich viel näher an die Sonne heranragt."
"Dann können wir ja von da oben herunterrodeln", meinte Radik.
"Da wärst du aber wohl einige Tage unterwegs", wandte Rubislaw ein, "So lange hält man es auf einem Holzbrett nicht aus."
"Du wärst vielleicht einige Tage unterwegs, aber ich bin viel schneller, vergiss das nicht", sagte Radik und trat seinem Hengst in die Flanken.
Rubislaw stutzte etwas und tat es ihm dann gleich.
"Vergiss nicht, du sollst mir nicht von der Seite weichen!", rief Radik zurück, während sich der Abstand immer mehr vergrößerte, was nicht an Rubislaws Reitkunst, sondern dem deutlich älteren Pferd lag, das dazu noch eine ungleich schwerere Last zu tragen hatte.
Von Tag zu Tag war die Stimmung im Tross ausgelassener. Die Anspannung fiel von jedem immer weiter ab, je näher man Krakau kam. Auch für die Händler, die noch weiter nach Osten wollten, war dieser Ort ein sehr wichtiges Etappenziel.
Bald schon sah man die ersten Gebäude und Radik war sehr beeindruckt von dem befestigten Weg aus Holzbohlen, der zu dem Ort hineinführte. Pritzbur und Rubislaw waren bemüht, ihrem jungen Freund sogleich alles zu zeigen und zu erklären, so dass Radik gar nicht wusste, wo er zuerst hinsehen sollte. Sie freuten sich über den Eindruck, den die Stadt auf ihn machte und führten ihn immer weiter. Die Straßen zwischen den Häusern waren teilweise mit Steinen gepflastert, was Radik mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis nahm.
Vor der Andreaskirche musste sich Radik die Hand vor die Stirn halten, damit ihn die Sonne nicht blendete, als er zu den beiden Türmen hinaufsah. Jetzt konnte er sich ein Bild von den Gotteshäusern machen, die ihm Womar so oft beschrieben hatte. Auf den Spitzen der Türme und dem Schiff prangten eiserne Kreuze vor dem strahlend hellen Hintergrund des Himmels.
"Wohnen dort drin Mönche?", fragte Radik Rubislaw und wies auf das steinerne Gebäude.
"Nein. In einer Kirche ist nur Gott zu Hause und sonst niemand", gab Rubislaw zur Antwort.
´Solch ein großes, massives Gebäude, mühevoll aus Stein errichtet und niemand wohnt darin?´, dachte Radik und staunte noch mehr, als er hörte, dass es noch weitere steinerne Gotteshäuser in der Stadt gab.
"Warte nur ab, bis du die Kathedrale auf dem Wawel siehst", meinte Rubislaw, der genau jede von Radiks Reaktionen beobachtete und sich freute, wenn er etwas zeigen und erklären konnte.
"Du wirst natürlich in meinem Hause wohnen", sagte Pritzbur
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