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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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die Augen treten?"
    Diese Vorwürfe wogen schwer, auch wenn jedermann wusste, wie streng die Maßstäbe waren, welche Absalon an all jene anlegte, die ihr Leben in den Dienst Gottes stellten. Doch dass Absalon sogleich seinen Vater ins Spiel brachte, ging über das hinaus, was der Abt befürchtet hatte. Insbesondere war es der ruhige Tonfall des Bischofs, der ihn etwas Schlimmes befürchten ließ. Ein kräftiges Donnerwetter, ein paar lautstarke Drohungen, verbunden mit der Aufforderung, dass sich zukünftig einiges ändern müsse, dies wäre zu erwarten und zu ertragen gewesen.
    "Meines Vaters Gebeine ruhen in eurer Erde und auch ich gedenke, so der Herr mich zu sich ruft, meine sterbliche Hülle bis zum Tage der Auferstehung im Hof dieses Klosters ruhen zu lassen."
    Absalon erhob sich.
    "Doch ist mir der Gedanke unerträglich, hier Brüder leben und wirken zu wissen, die es an alldem fehlen lassen, was mir wichtig oder sagen wir ruhig heilig erscheint."
    Der Tonfall war lauter und bedrohlicher geworden.
    "Soll das heißen, dass ihr mich …", schluckte der Abt, "Ich … ich verspreche euch …"
    "Auch meine Geduld ist begrenzt und ihr habt längst das Maß dessen überschritten, was ich hinzunehmen bereit bin."
    "Dann ist meine Ablösung beschlossen?"
    "So ist es. Und wenn du gehst, kannst du all die anderen Brüder mitnehmen. Eure Zeit in Sorö ist abgelaufen!"
    Der Abt erstarrte für einen Moment, wie vom Donner gerührt.
    "Was sagt Ihr da?!"
    "Es ist bereits alles in die Wege geleitet. Dein Orden wird das Kloster verlassen."
    "Ihr wollt das Erbe Eures Vaters einfach aufgeben?!"
    "Wo denkst du hin? Die Zisterzienserabtei in Esrom hat mir zugesagt, einige ihrer braven Mönche in diese Mauern zu entsenden. Bald wird hier wieder Zucht und Anstand herrschen."
    Dem Abt verschlug es die Sprache.
    "Du hast meine Worte vernommen", sagte Absalon bereits in der Tür, "All dies habt ihr euch selbst zuzuschreiben."
     
    Absalon war von unerbittlicher Strenge, wenn es um die Verfechtung kirchlicher Belange ging. So drängte er auf die Einführung des Zehnten, um dem Klerus in allen Teilen Dänemarks eine solide Grundlage für dessen Wirken zu geben. Doch war es ihm nicht minder wichtig, die Geistlichkeit unermüdlich an ihre Verantwortung zu erinnern und dabei ein hohes Maß an Opferbereitschaft einzufordern. So achtete er streng auf die Einhaltung des Priesterzölibats.
    Das Kloster in Sorö wurde später von Absalon neu geweiht und reifte zu einer der wohlhabendsten Zisterzienserabteien.
     
     

Bünde und Bande
     
    Die Kinder, fünf Jungs und zwei Mädchen, lauerten ungeduldig in der Uferböschung, so wie sie es auch gestern schon getan hatten und vorgestern und die Tage davor. Jeder, der die Brücke über die Saone passierte, wurde aufmerksam von ihnen gemustert.
    Dabei war dort gar nichts Besonderes zu beobachten: ein Handwerker eilte mit großen Schritten von einer Seite zur anderen, sein Bündel auf den Rücken geschnürt, wobei er den trägen Ochsenkarren eines Händlers überholte. Einige Frauen trugen Körbe voller Wäsche und schwatzten währenddessen ausgelassen, was sich aus einiger Entfernung wie das Gackern von Hühnern ausnahm. Nichts also, was es hier nicht alle Tage zu sehen gab.
    Doch schon näherte sich von Ferne ein Reiter der Brücke. Der Galopp des Pferdes ließ auf Eile schließen und dies auf die Wichtigkeit des Vorhabens. Atemlos starrten die Kinder auf die sich nähernde Person. War dies ein Ritter, Graf oder gar König? Doch, da es an Gefolge mangelte, dürfte es sich wohl eher um einen Boten handeln. Wer hatte ihn gesandt? Was war sein Ziel? Wie wichtig und gefährlich war sein Auftrag?
    Seit einigen Tagen war die Gegend um St. Jean de Losne, wie der kleine Ort hinter der Brücke hieß, aus seinem beschaulichen, für die Kinder oft langweiligen Idyll gerissen und in das Zentrum höchster europäischer Politik gerückt, was den Kindern nichts als Spannung verhieß.
    Auch um die Erwachsenen machte all die Aufregung keinen Bogen, über kein anderes Thema wurde gesprochen, jeder versuchte sich mit dem Verkünden von Neuigkeiten hervorzutun, klangen diese auch noch so unglaublich. Aus irgendwelchen Gründen , die man nicht näher verstand und die irgendetwas mit der Kirche und dem Papst zu tun hatten, hielten sich hier in Burgund die bedeutendsten Persönlichkeiten auf, die man sich überhaupt denken konnte, Adel aus aller Herren Länder, Grafen und Könige, darunter König Ludwig und sogar der

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