Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Zweifel auch nicht nötig. Zur Not lässt er halt seinen Hund von der Kette."
"Und ist sich am Ende seines Lebens nicht mehr sicher."
Waldemar hatte bei der Zusammenkunft in St. Jean de Losne dem deutschen Kaiser Friedrich den Lehnseid geleistet und sich im Sinne Friedrichs zu Papst Viktor bekannt. Der Kaiser war ohne Zweifel der bedeutendste Herrscher des Abendlandes und jeder somit gut beraten, sich dessen Gunst zu sichern. Doch lagen seine Interessen eher im Süden und er hielt sich mehr in Italien als im Reiche auf. Daher würde er für Waldemar an Bedeutung verlieren, sobald man Burgund wieder verlassen hatte. Andere Männer spielten bei der Umsetzung der Pläne, die der Dänenkönig verfolgte, eine größere Rolle und so traf es sich gut, dass auch Heinrich der Löwe in St. Jean de Losne weilte. Mit dem galt es weniger, Formalitäten auszutauschen, als vielmehr verbindlich das Vorgehen im Gebiet der Wenden und Pommern abzustimmen.
"Welch herrliche Gegend", schwärmte Heinrich, den Waldemar in bester Laune erlebte, "Das milde Klima, der wohlschmeckende Wein. Darum kann man die Menschen hier schon beneiden."
Die beiden Herrscher spazierten langsam am Fuße einiger rebenbewachsener Hügel entlang, in einigem Abstand gefolgt von ihren Beratern und der Leibwache.
"Ich weiß nicht recht. Hier scheint mir das Leben den Müßiggang zu befördern und dies wäre letzten Endes doch gegen meine Natur."
"Ganz richtig", sagte Heinrich, "Meine sächsischen Lande wollte ich dagegen nicht tauschen. Aber der Wein! Mein Lieber, erzählt mir nicht, dass Ihr in den Becher spuckt. Ich hörte, Euer Hof hat gar manches Fass geordert."
"Was Ihr nicht alles wisst. Hoffentlich ist genug für Euch übergeblieben."
"Um mich sorgt Euch nicht! Ich bekomme schon, was ich begehr!"
"Daran will ich gerne glauben", sagte Waldemar.
"Zumal es uns doch bislang gut gelungen ist, unser beider Interesse stets unter einen Hut zu bringen. Wenngleich ich meine, dass dies noch besser gelingen sollte."
"An mir hat es bislang nicht gelegen. Werdet Euch klar darüber, wo Ihr Eure Prioritäten setzt. Auch ein Löwe kann nicht mehrere Hasen gleichzeitig jagen."
"Ich werde noch manchem Langohr das Rückgrad brechen", lachte Heinrich, "Doch untertreibt Ihr, was meinen Ehrgeiz angeht. Mit Kleinwild gebe ich mich kaum zufrieden."
"Gut zu hören. Dann sollten wir endlich das Beutetier erlegen, welches da im Osten seiner Schlachtung harrt."
Waldemar ließ keinen Zweifel daran, dass er eine verbindliche Antwort von Heinrich forderte.
"Nun, als ein Opferlamm habe ich die Wenden bislang nicht kennen gelernt", gab Heinrich zu bedenken.
"Umso entschlossener sollten wir vorgehen. Gemeinsam!"
"Haben wir dies nicht in all den Jahren getan, seit Ihr die dänische Krone tragt?", fragte der Sachsenherzog.
"Doch trägt dieses Bemühen nicht die erhofften Früchte! Denkt an die Ranen, Zirzipanen und Pommern. Sobald man ihnen den Rücken zuwendet sind sämtliche Treueschwüre sogleich vergessen und sie rüsten sich für neue Raubzüge."
"Alles zu seiner Zeit. Ihr scheint mir allzu ungeduldig. Die Unterwerfung der Obodriten war ein hartes Stück Arbeit. Dagegen wird der Rest doch eher ein Kinderspiel", meinte Heinrich.
"Die Unruhe im Hinterland kann auch die Obodriten wieder anstecken. Ein rasches Handeln ist mir wichtig."
Waldemar wies mit dem rechten Arm unruhig vor sich in die Landschaft, als richte er Truppen in Schlachtordnung an.
"Pommern und Obodriten haben ihren Göttern abgeschworen und bekennen sich nun zum Heiland", sagte Heinrich, "Diesen Erfolg weiß wohl nur recht zu schätzen, wer wie ich den Kreuzzug vor fünfzehn Jahren mitgemacht hat. Viel Blut ist damals umsonst geflossen. Euer junges Alter hat Euch diese Erfahrung erspart."
"Wenn Ihr Euch da nicht täuscht. Mir scheint der Heidenkult auch dort noch sehr lebendig. Ihr solltet einmal meinen Berater Absalon dazu hören. Und doch gebe ich Euch Recht, was die Bedeutung der Verbreitung Christ Wort angeht. Umso dringlicher ist daher ein Vorgehen gegen die Ranen."
"Die Euch gelegentlich arg piesacken, wie man mir wiederholt berichtete."
"Räuber und Piraten! Kein Schiff, kein Küstendorf, das vor ihnen sicher ist!", erregte sich Waldemar, "Und in ihren Burgen werden heidnische Götter angebetet, die auch von den anderen Wendenstämmen glühende Verehrer anziehen. Deren Priester rufen zu den Raubzügen auf und verlangen einen Großteil der Beute."
"Dies wollen wir ihnen abgewöhnen.
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