Svantevit - historischer Roman (German Edition)
mit dem Essen innehielt.
"Dieser Machtgier hat Papst Viktor nun Einhalt geboten indem er dem Erzbischof nur die Bistümer Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg bestätigte", sagte Absalon mit sichtlicher Freude.
"Eine derartige Einmischung hätte mir auch gar nicht geschmeckt", bemerkte Waldemar befriedigt, "Dies dürfte aber auch vor allem Erzbischof Eskil von Lund freuen, den die Pläne Hartwigs am meisten getroffen hätten."
"Im Gegenzug erwartet Papst Viktor, dass Ihr Euch zu seiner Obödienz bekennt."
"Der deutsche Kaiser und der sächsische Herzog halten zu diesem Papst, wie könnte ich ihm da meine Gefolgschaft verweigern? Allerdings scheint Erzbischof Eskil von Lund eher zu Papst Alexander zu stehen. Es ist aber wohl durchaus möglich, dass die Entscheidung Viktors ihn seine Präferenz überdenken lässt. Doch du bist ein Mann der Kirche, nun gib du mir bitte den rechten Rat!", forderte Waldemar.
"Lasst es uns doch so halten, dass ihr öffentlich Viktor als Papst anerkennt, ich aber unterdessen die Verbindung zu Alexander und seinen Leuten in der Kurie weiter sorgsam pflege. So sollten wir für alle zukünftigen Ereignisse gewappnet sein", war Absalons weiser Vorschlag.
Nach dem gewaltsamen Tod des Obodritenfürsten Niklot hatten dessen Söhne Pribislaw und Wratislaw die Herrschaft dieses Stammesverbandes übernommen. Beide waren gegen ihre westlichen und nördlichen Nachbarn nicht friedlich gestimmt und erneute gewalttätige Auseinandersetzungen schienen nur eine Frage der Zeit zu sein.
Um zu verhindern, dass von Süden her Landtruppen nach Dänemark eindringen konnten, wurde bereits fünfhundert Jahre zuvor das so genannte Danewerk errichtet. In einem Gebiet in Jütland, welches durch zwei unpassierbare Flussniederungen eingeengt wird, war ein gestaffeltes System von Langwällen angelegt worden.
Waldemar, der die Bedrohung von Süden sehr ernst nahm, befahl nach einer eingehenden Besichtigung, diese Abwehranlage zu verstärken.
"Vor jeden Wall ist eine starke Mauer zu setzen, so hoch wie vier Mann, aus festem Ziegelstein bestehend. Nehmt nur gut gebrannte Steine und arbeitet so sorgsam, als hänge euer Leben davon ab, denn dieser Fall könnte eines Tages wirklich eintreten", sprach der König zu den Soldaten und Handwerkern, die sich auf einer der Schanzen versammelt hatten, "Auf jeder dieser Mauern ist ein Wehrgang anzulegen, der unseren Männern die Möglichkeit bietet, die Angreifer aus dem Schutze heraus zu attackieren."
Waldemar blickte sich langsam um. Vor seinem inneren Auge entstand diese gewaltige Anlage, welche sich, so war er überzeigt, jedem feindlichen Angriff erfolgreich widersetzen würde.
"Hier blickt ihr auf das Werk euer Väter und Urgroßväter, die diesen Bau vor hunderten von Jahren begannen. Deren Leistung hat ihren Wert über die lange Zeit nicht verloren, sondern steht auch heute noch da in trutziger Wehrhaftigkeit."
Einige der Männer sahen sich um, als würden sie das Danewerk zum ersten Mal erblicken und viele nickten zustimmend.
"Hierauf könnt ihr mit Stolz aufbauen, doch solltet auch ihr eure Arbeit so verrichten, dass jeder Däne, der in fünfhundert Jahren hier stehen wird, denselben Stolz empfinden kann. Dies umso mehr als wir heute ein einig dänisch Volk uns heißen können, während die Vorväter diese Zugehörigkeit nur ihrem Stamme gegenüber empfanden. So soll uns mit vereinten Kräften mühelos gelingen, dies fortzuführen, was unsere Ahnen so meisterhaft begannen."
Nachdem man eine Weile ergriffen geschwiegen hatte, begann Bischof Absalon von Roskilde damit, das Danewerk zu segnen und dadurch christlich zu weihen. Dazu spritzte er einige Tropfen Weihwasser auf den Wall und einen Stapel bereit liegender Ziegelsteine, während er seine Segenssprüche murmelte. Er tat dies mit besonderer Inbrunst, wusste er doch, dass die Erbauer dieser Schanzen keine Christenmenschen gewesen waren, sondern im finstersten Heidentum gelebt hatten. Das Licht Christi war, so bedauerte er, erst viel später nach Norden gedrungen. Im Jahre 960, also fast genau zweihundert Jahre zuvor, hatte sich Harald Blauzahn, der Einiger des Dänischen Reiches, taufen lassen und so den entscheidenden Schritt zur Christianisierung getan.
Anschließend, wiederum nach einer kurzen Pause, begaben sich die Handwerker an die Frontseite des Werkes, wobei sie auf einer Karre Ziegel und Mörtel mitführten. Der König und seine Männer waren bereits vorausgegangen und sahen nun zu, wie die
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