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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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ersten Steine der mächtigen Mauer, die man in späteren Zeiten Waldemarsmauer nennen sollte, gesetzt wurden.
    Mit geübten Handgriffen wurde ein Ziegel an den anderen gefügt und bald war eine Längsreihe komplett, die nun hochgemauert werden konnte.
    Die beteiligten Maurer errichteten nicht zum ersten Mal solche Wehrbauten und betrachteten ihr Werk daher stets aus den Augen eines angreifenden Soldaten, dem ein größtmöglicher Widerstand entgegengesetzt werden sollte. Die Anlage musste den vorrückenden Feind so lange wie es nur irgend ging aufhalten, denn diese Zeit war wichtig, um Kräfte zusammenzuziehen und seinerseits vom höher gelegenen Wehrgang mit Fernwaffen auf die Gegner einwirken zu können. Im Idealfall würde dieses Trutzwerk bereits auf Grund seiner massiven Erscheinung ein feindliches Heer vom Zug nach Norden abhalten.
    "Wohlan, ihr wackeren Handwerksleute, ich sehe, wie euer Geschick und eure Tüchtigkeit, dies wichtige Werk vorantreiben. Euer Eifer erfüllt mein königliches Herz mit rechtem Stolze!", sagte Waldemar, nachdem er und seine Männer ihre Pferde bestiegen hatten, "Wir alle sehnen den Tag herbei, an welchem wir das gelungene Ergebnis eurer Hände Arbeit in Augenschein nehmen können! Wohlan!", grüßte er die Handwerker, bevor er mit seinem Gefolge davonritt.
    Die Vollendung der Waldemarsmauer sollte der König allerdings selbst nicht mehr erleben.
     
     

Väterliches Erbe
     
    Dem Abt war die Nervosität anzumerken. Bei der Ankündigung des hohen Besuches hatte ihn sogleich ein ungutes Gefühl beschlichen und diese Ahnung schien sich nun zu bestätigen. Die beiden Männer saßen einander in einer kargen Zelle gegenüber. Der Gast, welcher erst in den Abendstunden eingetroffen war, hatte darauf bestanden, die Unterredung in diesem bescheidenen Raum zu führen. Auf die Frage, ob man noch weitere Kerzen oder gar wärmende Decken bringen solle, hatte er nur einsilbig verlangt, ein Kreuz auf den Tisch zu stellen, dies sei mehr an Licht und Wärme, als ein Mensch sich wünschen könne. Ein Kreuz werde sich hier doch wohl noch finden lassen. Der vorwurfsvolle Ton war dem Abt nicht entgangen.
    Als man den Wunsch erfüllt und sich die Tür wieder geschlossen hatte, wurde es lange still. Der Bischof schien in sich versunken, während sein Gegenüber unsicher lauerte.
    "Du siehst recht blass aus und wirkst etwas fahrig. Ist dir nicht wohl?", fragte Absalon schließlich mit fürsorglicher Stimme.
    "Oh sorgt Euch nicht, dies geht vorüber."
    "Vielleicht würde dir ein Schluck kräftigen Weines gut tun."
    Der Abt blickte irritiert.
    "Woher sollte ich …"
    "Nun sag bloß nicht, dass ihr hier nur Dünnbier trinkt. Was man mir berichtete, klang ganz anders."
    "Wer wagt es, uns so übel zu verleumden?"
    "Jemand, dem ich gewöhnlich gut trauen kann. Dies ist mehr, als ich von dir sagen könnte."
    Der Abt war unsicher, wie er diese Worte werten sollte. Absalon war nicht als Mann bekannt, der in solchen Dingen zu scherzen pflegte.
    "Was ist nun also mit dem Wein? Oder schmeckt er euch nur, wenn loses Weibsvolk dazu tanzt?"
    "Das geht zu weit!", rang sich der Abt zu einer empörten Erwiderung durch. "Was auch immer man Euch eingeredet haben mag, es ist so nicht wahr."
    Der Abt wusste natürlich, dass die Brüder es im Kloster Sorö seit einiger Zeit an der Strenge und Disziplin fehlen ließen, die noch vor Jahren hinter den Mauern geherrscht hatten. Und eigentlich musste er sich auch eingestehen, längst damit gerechnet zu haben, von Bischof Absalon deshalb die Leviten gelesen zu bekommen, immerhin hatte es an Warnungen nicht gefehlt. Doch war die Unterstellung, in seiner Abtei gehe es zu wie in einer Wirtschaft oder gar einem Hurenhaus, eine bösartige Übertreibung.
    "Ich habe mir nichts einreden lassen, sondern mir durchaus selbst ein Bild gemacht. Es sind nicht nur die Sitten und Zustände hier im Kloster, die mich so ärgerlich stimmen. Es ist vor allem der christliche Eifer, den ich bei euch sträflich vermisse. Eine Quelle des Glaubens, die diese Gegend beständig spürbar mit den Werken des Herrn befruchtet, das sollte dieses Kloster sein. Doch scheinen mir die Brüder satt und träge, fast möchte man bezweifeln, dass sie noch wirklich von ihren Aufgaben durchdrungen sind. Dies Fleckchen Erde sollte doch in einem besonderen Licht erstrahlen. Nur danach stand meinem Vater der Sinn, als er die Benediktinerabtei gründete. Doch was würde er heute wohl sagen? Könntest du ihm guten Gewissens unter

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