Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Trunkener, dem das Gehen nicht mehr recht gelingen will", fügte Ivod hinzu, was für Heiterkeit sorgte.
"Ich weiß gar nicht, was daran so schön sein soll, ein Krieger zu sein", sagte Rusawa nachdenklich, "Das ist doch gefährlich!"
Die Mutter ließ einen bedrückenden Seufzer vernehmen. Sie hatte den kleinen Bosad auf dem Schoß, der nun bald fünf Jahre alt wurde.
"Das Mädchen, diese Kaila, hatte in dieser Hinsicht ja einen guten Einfluss auf Radik. Auf einmal war sein Interesse an der Tempelgarde völlig erloschen. Und was dieser Womar ihm alles beigebracht hat, manchmal dachte ich schon, der Junge übernimmt sich völlig", sagte sie wehmütig, "Heute wäre ich direkt froh, wenn ihn die blauen Gewänder der Tempelgardisten wieder faszinieren würden."
Der Vater grübelte.
"Könntest du nicht mal darüber mit deinem Bruder sprechen?", sagte er schließlich zu seiner Frau, "Der Junge soll ja nicht gleich das Kriegshandwerk erlernen, aber irgendetwas muss ihn auf andere Gedanken bringen."
"Ich werde es versuchen", stimmte die Mutter zu, "Alles andere ist besser als so, wie es jetzt ist."
Es war der erste kühlere, wolkige Sommertag nach einer Zeit großer Hitze, in der die Sonne unbarmherzig von Himmel gebrannt und jede Bewegung für Mensch und Tier zur Qual gemacht hatte. Radik genoss es daher sehr, nun wieder im scharfen Galopp auf seinem Hengst über die Felder und Wiesen zu reiten.
Das schwarze Fell des Pferdes begann nach einer Weile schwitzend zu glänzen, doch war keine Ermüdung zu spüren. Dennoch lenkte Radik das Tier zum Ufer in einer kleinen Bucht unweit der Tempelburg, wo sich Kuro nicht lange bitten lassen musste, eine Abkühlung zu suchen.
Als nur noch der Kopf seines geliebten Hengstes aus dem Nass ragte, richtete sich Radik auf dem Rücken des Tieres auf und sprang in die Fluten. Als er wieder aus dem Wasser hervorblickte, schnaubte Kuro befriedigt, den das längere Verschwinden seines Herrn etwas irritiert hatte.
"Hast wohl schon gedacht, ich wäre abgesoffen?", rief ihm Radik zu und begann, durch schaufelnde Bewegung beider Arme mit Wasser zu spritzen.
In solchen Momenten schien in Kuro wieder das kleine lebhafte Fohlen zu erwachen, welches mit großer Freude die Herausforderung zum Spiel annahm. Bei jedem Wasserschwall, den Radik auf ihn niedergehen ließ, richtete sich Kuro kurz auf und begann, mit den Vorderbeinen danach zu schlagen. Radik fing an, lachend um ihn herum zu laufen, aber Kuro hatte keine Mühe, den Bewegungen zu folgen und in dem hüfttiefen Wasser gab Radik bald erschöpft auf.
Radik hielt sich an Kuros Schweif fest und ließ durchs Wasser ziehen. Nach einer Weile drehte er sich auf den Rücken und betrachtete die Formen der dicken weißen Wolken, die am Himmel entlangzogen.
Welch seltsame Gebilde dort zu entdecken waren. Sobald man eine Figur zu erkennen glaubte, verwandelte diese auch schon langsam ihr Aussehen. Eine große weiße Wolkenwand erinnerte Radik an das Kalkgebirge bei Krakau. Ja und dort schlängelte sich auch der Lindwurm entlang, von dem Rubislaw ihm erzählt hatte. Wo bleibt der Sohn des Schuhemachers, um ihm mit einer gehörigen Portion Schwefel den Garaus zu machen?
Radik dachte an Rubislaw und überlegte, wo sich der Handelstross jetzt wohl befinden mochte. Der Sommer hatte gerade sein letztes Drittel erreicht, also waren sie noch in Krakau und würden womöglich gerade die Vorbereitungen für den erneuten Aufbruch treffen. Auf die Dauer, so befand Radik, würde die Handelsreise auf immer derselben Route fast so eintönig werden, wie der tägliche Fischfang.
Durch sein Nachsinnen hatte er die Zeit vergessen und wollte sich gerade eilig auf den Weg zur Burg machen, als er seinen Blick noch einmal zum Horizont richtete. Ihm stockte der Atem angesichts der unüberschaubaren Anzahl an Booten, die sich der Küste näherten, geradewegs auf ihn zu.
Die Entfernung war noch groß und es ließ sich nichts Genaueres ausmachen, aber Radik war klar, dass diese Streitmacht aus Dänen bestand, die nicht zum Handeltreiben herkamen. Sein Entsetzen wäre noch um einiges größer gewesen, wenn er gewusst wäre, dass sich dort zweihundertsechzig Schiffe unter Führung des dänischen Königs in Bewegung gesetzt hatten, deren Ziel kein geringeres als die Eroberung Rügens war.
Schnell zog er Kuro an den Zügeln herum und trieb diesen rasch vorwärts.
Wenig später stand Radik zusammen mit einem Trupp berittener Soldaten der Tempelburg am Strand.
"Es
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