Svantevit - historischer Roman (German Edition)
darstellten, welche als Ganzes bei noch genauerem Betrachten ein seitliches Abbild des Svantevit waren.
Die Tür wurde zwischen die Stützbalken eingepasst und veränderte das Aussehen des Hauses schlagartig.
"Dein Geschick wird aus dir einmal einen reichen Mann machen", sagte Radik zu seinem Bruder.
"Was bietest du mir als Lohn?", fragte Ivod scherzhaft, "Mir würde dein Versprechen genügen, dass ich hinter jener Tür stets willkommen bin." "Darauf mein Wort", versicherte Radik eifrig, der seinen Blick kaum von der beeindruckenden Arbeit des Bruders abwenden mochte.
Nachdem das Haus und der kleine Stall für Kuro errichtet waren, fühlte Radik sein Gemüt noch bedrückter, als es ihn vor Beginn der Suche nach Kaila gequält hatte, denn die damalige Befürchtung, sie nicht wieder zu sehen, schien ihm nun bittere Wahrheit geworden zu sein. Der Funken Hoffnung, der ihm das Bemühen seiner Freunde Rubislaw und Pritzbur bedeuten könnte, war es, so glaubte er jetzt fest, eigentlich auch nicht wert, ihn mit Zuversicht zu erfüllen.
Die einzige Zeit, in der er sich nicht innerlich niedergeschlagen fühlte, war, wenn er auf seinem Hengst über die Felder galoppierte, in wilder Hatz, als wolle er vor sich selbst Reißaus nehmen.
Ansonsten ging er mit derselben unermüdlichen Tatkraft der täglichen Arbeit nach, oberflächlich betrachtet von beeindruckendem Fleiße, aber bei näherem Hinsehen ohne jede wirkliche Leidenschaft, stumpfsinnig und stupide.
Sobald des Morgens die ersten Sonnenstrahlen den Horizont erhellten, war Radik bereits bei den Booten, stets vor den anderen Fischern. Es war bald gewohnte Normalität, dass er die Netzte vorbereitete und verteilte, sowie andere Dinge erledigte, die getan werden mussten, bevor der Fischfang beginnen konnte. Den meisten der Männer war diese Bereitschaft Radiks willkommen, bedeutete es doch für sie eine Erleichterung der Arbeit in den ungeliebten Morgenstunden. Andere, die Radik gut kannten und ihn mochten, beobachteten dieses Verhalten mit Sorge, zumal Radik auch am Abend der letzte war, der sein Boot auf das Ufer zog.
Berge von Fischen, silbern in der Sonne blinkende, nasse Leiber, schaffte er täglich mit seinem Boot an Land. Es war stets dasselbe eintönige Werk. Radik hasste diese glitschigen Massen, ihren Gestank, das Zappeln der langsam sterbenden Fische, ihre starren, kalten Augen, die seltsam glotzten, während die Kreaturen widerlich ihr Maul bewegten, als würden sie zu sprechen versuchen. Es war, als würde er sich selbst bestrafen, indem er härter arbeitete als jeder andere, obwohl er schon als Kind die Vorstellung gehasst hatte, das Leben lang Fischer zu sein. Des Nachts träumte er davon, unter Bergen dieser nassen, kalten Silbertiere begraben zu werden.
Radik war jung, groß von Wuchs und kräftig. Die Verletzungen waren gut abgeheilt, der Körper hatte sich von allen Strapazen und Auszehrungen längst wieder erholt. Er aß mit großem Appetit, trank keinen Alkohol und begab sich am Abend nach getaner Abend zeitig zum Schlafen. Daher war nicht zu befürchten, dass er durch die hohe Arbeitsleistung, die er sich selbst abverlangte, Schaden nehmen würde.
Doch dies war es auch nicht, was Freunde und Bekannte, vor allem aber seine Eltern und Geschwister, befürchteten. Es war vielmehr die Trauer, die Wehmut und letztlich das Unglücklichsein, welche sich in diesem Verhalten Radiks zeigten, die sie so sehr beunruhigten. Aus dem freundlichen, aufgeschlossenen Jungen war ein zurückgezogener, in sich gekehrter junger Mann geworden, der sich außer für die tägliche Arbeit für nichts zu interessieren schien, selten und dann nur für Augenblicke fröhlich war und auch in Gesprächen meist wortkarg blieb.
"Was war er früher manchmal für ein Hitzkopf", meinte der Vater eines Tages zur Mutter und zu Radiks Geschwistern, "Erinnert ihr euch, wie Radik eine Zeit lang von der Tempelgarde geschwärmt hat. Unbedingt wollte er später einmal dazugehören, nur nicht Fischer werden. Was habe ich ihn schelten müssen, wegen dieses Unfugs. Am liebsten hätte er damals wohl geheult vor Wut, aber wer ein starker Krieger werden will, tut so etwas natürlich nicht."
"Fast jeden Tag hat Radik mit Ferok im Wald den Schwertkampf geübt. Wie verrückt haben sie aufeinander eingedroschen. Und erinnert ihr euch, als die beiden das Reiten erlernten. Zunächst hatten sie nur aufgeschlagene Knie und einen dreckigen Hosenboden, geradeso wie manch ein
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