Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
als seine Finger besagte Stelle berührten.
    "Dein Zustand war vor allem deshalb so bedrohlich, weil dein Körper völlig ausgezehrt war. Anscheinend hattest du Tage lang nichts gegessen."
    "Nachdem mich diese Kerle recht ordentlich verprügelt hatten, habe ich eine ganze Weile im Gras gelegen. Der morgendliche Tau, der meine Lippen benetzte, war das einzige, was ich zu mir nehmen konnte. Alles war wie ein Traum. Merkwürdigerweise war mir auch völlig egal, ob ich sterben würde. Erst ein feistes Weib, das mich für tot hielt und meine Sachen durchwühlte, hat mich aus dieser eigenartigen Starre erweckt", erklärte Radik.
    "In der Fremde kann es sehr gefährlich sein", bestätigte Womar.
    "Deinen Ring hatte ich ja diesmal nicht dabei, der mir in Polen so hilfreich war", sagte Radik, "Was hat es mit dem Wappen überhaupt auf sich?"
    "Das ist ein Teil meiner Vergangenheit, mit dem ich gänzlich abgeschlossen habe. Also nimm es, wie es ist, aber dränge mich nicht zu Erklärungen. Allein der Nutzen, den du ziehen konntest, sollte uns wichtig sein."
    Nach einer Weile kam auch Radiks Bruder Ivod in das Haus. Er trug einige Bündel unter dem Arm, die wie Stroh aussahen.
    "Dein Bruder ist mir eine große Hilfe", sagte Womar, nachdem sich die Brüder freudig begrüßt hatten, "Nie sah ich jemanden so geschickt mit den Fingern werkeln. Er fertigt die Bienenkörbe in nur der halben Zeit, die ich in meinen besten Jahren brauchte und am Ende sind sie besser als alles, was ich in dieser Hinsicht je zu Werke brachte."
    Auch die Eltern schauten bald vorbei, überglücklich über Radiks rasche Genesung. Die Mutter beeilte sich zu versichern, dass er beruhigt nach Hause kommen könne, da sie ihm künftig keine Vorhaltungen mehr machen wolle. Sie könne seinen Kummer ja gut verstehen.
    "Ich werde mir ein eigenes Haus bauen", erwiderte Radik und die Eltern sahen sich überrascht an.
     
     Ferok freute sich, als Radik ihn fragte, ob er ihm helfen wolle, ein Haus zu errichten.
    "Auf mich kannst du immer zählen! Das weißt du doch!" betonte er.
    So machten sie sich, etwas außerhalb des Dorfes, an die Arbeit und Radik gedachte, alles genau so zu tun, wie er es in Okol mit Rubislaw getan hatte. Das Ausheben der flachen Grube ging noch recht flott voran, auch wenn sich Radik dabei bitter an sein Mühen beim Bau des Brunnens erinnert fühlte.
    Bald wurde klar, dass das Werk erheblich länger dauern würde, als im Sommer in Okol, denn für viele Arbeiten, die Rubislaw ausgeführt hatte, brauchten sie viel mehr Zeit oder mussten auch weitere Helfer hinzubitten. Kopfschüttelnd stand Radik vor einem Baumstamm, den sich Rubislaw allein auf die Schulter gehoben hätte und Radik und Ferok zu zweit nur wenige Schritte tragen konnten. Jetzt erst wusste Radik die Kraft Rubislaws richtig zu würdigen, aber auch das Geschick, das dieser beim Zuschlagen des Holzes bewiesen hatte.
    Allerdings musste Radik zugeben, dass es schon ein Wunder darstellte, wie gut er überhaupt wieder bei Kräften war, wenn man bedachte, in welchem Zustand er sich noch vor kurzer Zeit befunden hatte. Wem er hierfür besonders zu danken hatte, wusste er sehr gut und er schwor sich, immer zur Stelle zu sein, wenn Womar ihn brauchen würde. Auch schuldete er dies Kaila, der es sicher nicht leicht gefallen war, ihren alten Großvater zurückzulassen.
    Da sie tagsüber beim Fischfang halfen, kamen die beiden Freunde nur am Abend zum Bauen und so zog sich die Arbeit einige Wochen, fast bis zum Beginn des Sommers, hin. Als endlich das Dach fertig war, brachten Womar und Ivod auf einem kleinen Karren eine massive Holztür vorbei, die Ivod mit allerlei Schnitzereien versehen hatte. Radik war sprachlos über die Kunstfertigkeit und fuhr staunend mit der Hand darüber.
    In den vier Ecken der Tür war jeweils ein Fisch zu sehen, der aussah, als würde gerade aus dem Wasser springen. Der stolz erhobene Kopf eines Pferdes sollte womöglich seinen treuen Hengst darstellen und ein grimmig dreinblickender Wolf wohl auf Radiks Heldentat bei der Wolfsjagd hinweisen. In der Mitte stand in kleinen feinen Lettern zweimal untereinander der Satz ´Ich heiße Radik.´, so wie ihn Womar vor einigen Jahren auf das Lederstück geschrieben hatte. Darunter war ein Muster, wie schlängelnde Zweige eines Strauches, in dessen Mitte Radik das Wappen des Siegelringes wieder erkannte. In dem Wirrwarr der Ornamentik tauchten an einer Stelle zwei Blüten auf, die bei genauem Hinsehen zwei Männerköpfe

Weitere Kostenlose Bücher