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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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sind in der Tat ziemlich viele. Ich werde sicherheitshalber die anderen Burgen verständigen. Notfalls muss man uns von dort Entsatz senden!", entschied Zambor, der die Führung der Gruppe innehatte.
    Er gab entsprechende Order und schon machten sich drei Reiter auf den Weg. Die Boote näherten sich recht langsam, da der Wind nur mäßig in die Segel blies. Auch griffen die Dänen nicht zu den Rudern, sicherlich, um ihre Kräfte zu sparen.
    Beim Anblick der herannahenden Feinde fühlte Radik in sich ein eigenartig angenehmes Gefühl, ein Mischung von Anspannung, ungeduldiger Erwartung und Tatendrang. Es war jene Beglückung, die einem Menschen widerfährt, wenn er sich einer Herausforderung gegenübersieht, welcher er sich nur allzu gerne stellt. Erstmals seit Kailas Verschwinden schien die bedrückende Leere völlig aus ihm entwichen. Sein Herz schlug schneller, heiß fuhr es ihm durch den Magen und nach der langen Zeit von Apathie und Lethargie verspürte er erstmals wieder brennende Lust auf etwas. Lust worauf? Lust zu töten? Gar Lust zu sterben?  
    "Nun stellt sich die Frage, ob es ratsam ist, den Feind hier abzupassen, wo er beim Verlassen der Boote verwundbar wäre oder uns in die Burg zurückzuziehen", grübelte Zambor laut.
    Radik war etwas irritiert. Für ihn war es klar, dass man sich mit allen Männern auf den Feind stürzen müsste. Dies war ihr Land, ihre Insel und man konnte doch unmöglich bereit sein, den Dänen hier auch nur eine Handbreit des Ufers kampflos zu überlassen. 
    Zambor hatte Radiks Gedanken erraten.
    "Du meinst Mut und Tapferkeit würden hier nur eine Entscheidung zulassen? Aber bedenke wie nahe Mut und Übermut zusammenliegen können. Es ist die Aufgabe eines Kriegers, einen Kampf für sich zu entscheiden, nicht aber, sinnlos in den Tod zu rennen."
    Zambor blickte noch einmal auf die sich nähernde Flotte und beugte sich dann näher, fast vertraulich, zu Radik.
    "In dir wirkt das Draufgängertum der Jugend, ein gutes Maß an Unbekümmertheit, Tollkühnheit gar. Dies sei deinen jungen Jahren zugeschrieben. Doch darf man …"
    Reiter näherten sich und Zambor schritt ihnen entgegen. Es waren zwei Priester, ein jüngerer und ein älterer, begleitet von einigen Gardisten.
    "Wie sieht die Lage aus? Was kannst du mir berichten?", wandte sich der ältere Priester, nachdem er kurz auf das Meer geblickt hatte, an Zambor, dessen Miene sehr ernst war.
    "Du kannst selbst die Anzahl der Boote erkennen. Rechne damit, dass sich in jedem von ihnen mindestens zehn Männer befinden. Wir werden sie daher kaum in einem kleinen Scharmützel bezwingen können."
    "Was also schlägst du vor?", fragte der ältere Priester ungeduldig weiter.
    "Wir sollten uns in die Burg zurückziehen und abwarten, was die Dänen hier wollen. Ich habe bereits nach Verstärkung schicken lassen", antwortete Zambor ruhig und überlegt.
    "Wenn die Götter mit uns sind, werden wir siegreich sein, mag auch der Feind in großer Zahl anrücken!", verkündete der Priester nun laut.
    Er winkte den jüngeren Priester heran, der ihm ein zusammengefaltetes Leinentuch gab und selbst begann, mit Kreidestaub, den er einem Säckchen entnahm, auf dem ebenen Sand einen Kreis zu zeichnen.
    "Wir werden die Gunst der Götter erfragen, doch haben wir nur Zeit für ein Losorakel!"
    Er setzte sich hinter dem Kreidekreis auf die Knie und legte das Leinentuch neben sich, aus dem er nun einige kleine Hölzer auswickelte. Diese Orakelstäbchen waren flach und auf einer Seite schwarz, der anderen Seite hingegen weiß bemalt. Der Priester hielt sie in der geschlossenen Hand, vollführte mit dieser einige merkwürdige Bewegungen und warf die Holzstäbchen dann in den Kreidekreis. Beide Priester waren sehr zufrieden, nachdem sämtliche Holzstäbchen mit der weißen Fläche nach oben zeigten. Auch als diese Prozedur noch zweimal wiederholt wurde, überwogen stets die weißen Stäbchen, was als sicheres Zeichen für einen erfolgreichen Kampf gewertet wurde.
    "Ich werde alle verfügbaren Männer hierher beordern", meinte Zambor schließlich, wobei ihm gewisse Bedenken aber anzumerken waren, "Wenn wir den direkten Kampf suchen, dann hier. Bogenschützen sollen die Feinde attackieren, sobald diese in Reichweite sind."
    Zambor schaute sich um und wies in Richtung Land.
    "Dort auf der Anhöhe sollen Reiter warten, um alsbald in die Reihen der Dänen einzufallen. Ich wünschte nur, ich hätte mehr Männer zur Verfügung!"
    Er lief nun aufgeregt am Ufer auf und ab

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