Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Abwehr, einen Schild imitierend, und rechts zum Angriff, einem Schwerte ähnlich. Bald hatten sie sich so in das Geschehen gesteigert, dass die Schläge, anfangs noch vorsichtig tastend, mit zunehmender Härte ausgeführt wurden. Schließlich einigten sich die Kontrahenten erschöpft auf eine Waffenpause, nachdem sie nur noch lächerliche Stümpfe statt des einstmals stolzen Kriegsgerätes in Händen hielten.
"Wie das wohl wäre, der letzte Augenblick", sinnierte Ferok, als sie nach Luft schnappend im Gras saßen, "Ich meine, stell dir vor, du verlierst in einem echten Kampf deine Waffe. Du weißt, dass du den nächsten Schlag des Gegners nicht parieren kannst und er dich also töten wird. Was mag einem dann wohl durch den Kopf …"
"Was gibt es da zu überlegen? Solange man lebt, muss man kämpfen. Spring dem Feind an die Kehle, beiß ihm die Nase ab, bohr ihm die Finger in die Augen, nur gib nicht auf", meinte Radik kämpferisch, "Wenn du tödlich verletzt bist und wie ein japsender Fisch daliegst, hast du Zeit deinen Gedanken nachzuhängen."
Nach einer Weile fügte er hinzu: "Es ist die Aufgabe eines Kriegers, einen Kampf oder eine Schlacht für sich zu entscheiden, nicht aber, sinnlos in den Tod zu rennen oder andere Menschen wahllos umzubringen."
Diese Worte Zambors waren ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Der Krieger hat eine Aufgabe zu erfüllen und bedient sich dazu nicht blindlings seiner Waffen. Vielmehr übt er ein Handwerk aus, bei dem das überlegte Handeln die entscheidende Rolle spielt.
Auch fiel Radik wieder ein, was der Markgraf Peter Wlast über die Ritter erzählt hatte. Die Begriffe Treue und Pflichterfüllung, Ehre und Tugendhaftigkeit, die ihm der Markgraf als wahrhaft ritterlich geschildert hatte, zusammen mit dem Hinweis Zambors auf die entscheidende Bedeutung des klaren Verstandes für den Ausgang eines Kampfes, ließen Radik das Bild eines Kriegers vor Augen entstehen, das er auch für sich als erstrebenswert empfand.
Nicht jener stellte einen vortrefflichen Soldaten dar, der ein guter Raufbold war. Solcher Leute bedurfte es zweifelsohne auch, wenn es zur Auseinandersetzung kam, aber sie waren nicht höher einzuschätzen als eine Waffe, die im Kampf nutzbringend ist und ihre Funktion erfüllt. Wenn Radik der Tempelgarde beitreten würde, so wollte er nicht lange auf der Stufe des einfachen Gardisten verharren, dies war ihm nun bewusster denn je.
"Wie also sieht es nun aus? Bist du bereit den schleimigen Schimmer der Fische mit dem strahlenden Glanz der Blankwaffen zu tauschen?", fragte Radik schließlich Ferok.
Ferok jedoch fing unerwartet an, ausweichend herumzudrucksen.
"Natürlich hat das Leben als Soldat seine reizvollen Seiten", meinte er nachdenklich. "Besteht der Dienst nicht doch überwiegend in eintöniger Arbeit? Die wenige spannende Abwechselung sind dann die Unternehmungen, welche in einem Kampf auf Leben und Tod gipfeln. Ich weiß nicht, ob ich dies tatsächlich anstrebe. So mag das Leben eines Fischers noch stumpfsinniger sein, aber es bietet überschaubare Sicherheit für mich und …"
"Du hast ein Mädchen?", fragte Radik überrascht.
"Ja. Wenn du mich in letzter Zeit wenigstens ab und zu einmal besucht hättest, wäre dir dies nicht entgangen. Wir wollen uns bald eine Hütte bauen."
"Ist sie schwanger?"
"Nein, aber wir möchten … nun ja."
"Verstehe! Nun, das ist natürlich etwas anderes. Dies sei dir gegönnt", sagte Radik mit einem gequälten Lächeln, "Für mich ist das ein für allemal erledigt", fügte er leise hinzu.
Sie schwiegen eine Weile, die Lust auf einen neuerlichen Kampf war gänzlich verflogen, als sich zwei Soldaten näherten.
"Wir suchen dringend einen Mann namens Radik. Könnt ihr uns weiterhelfen?", fragten sie.
Radik und Ferok sahen sich erstaunt an und schließlich gab Radik sich zu erkennen, was nun wiederum zu Verwunderung in den Mienen der Gardisten führte.
"Man erwartet dich auf der Burg. Es ist dringend!" sagten sie, woraufhin sich Radik ihnen neugierig anschloss.
"Dir ist geläufig, wie man ein Boot führt?", fragte Zambor in ernstem Ton, was Radik eilig bestätigte.
Ugov stand dabei.
"Seit Kindesbeinen ist er mit seines Vaters Kahn hinausgefahren, bei jedem Wetter", mischte er sich ein.
"Du musst wissen, dass uns ein Bootsführer ausgefallen ist und wir nun dringend nach Ersatz suchen. Das Wetter ist momentan nicht besonders günstig, jederzeit kann es stürmischer werden und deshalb müssen wir auf einen erfahrenen Mann
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