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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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deutlich hörbar. Wilde Flüche der Reiter bestätigten Christian, dass sich die anderen Pferde auf dem engen Weg gegenseitig behinderten. Dies erhöhte seine Chance, sich weiter abzusetzen.
    Doch bald sah Christian, dass der Weg in einen Wald hineinführte. Dort würde er kaum das hohe Tempo beibehalten können, was allerdings auch für die anderen Reiter galt. Und da es dort wegen der Begrenzung durch die Bäume noch enger würde, war es wichtig, den unbedrängten Platz an der Spitze der Gruppe bis dahin zu verteidigen. Aber schon merkte er, dass links neben ihm zwei Verfolger aufholten und so trieb auch er sein Pferd weiter im vollen Galopp dem dunklen Wald entgegen.
    Die Vernunft sagte Christian, das Tempo etwas zurückzunehmen. Links und rechts des Weges schienen die Baumstämme vorbeizufliegen, man wollte meinen, es sei eine dichte Palisadenwand. Nicht auszudenken, wenn das Pferd durch einen falschen Schritt vom Wege abkam. Und hoffentlich war nun hier kein Ochsenkarren unterwegs. Christian blickte nach vorne, alles schien frei.
    Doch dann kam eine Biegung, die man nicht einsehen konnte. Erst dicht davor bemerkte Christian, dass es sich um eine Gabelung handelte. Er ritt auf der rechten Seite des Weges, also folgte er der rechten Abbiegung – wer vorne war, gab die Richtung vor. Doch als der Lärm hinter ihm leiser wurde, drehte er sich kurz um und merkte, dass da niemand folgte. Als er wieder nach vorne sah, erblickte er direkt vor sich einen Jungen, der wie erstarrt dastand. Immer noch im vollen Galopp würde er das Kind im nächsten Augenblick unter die Hufe bekommen, doch zum Ausweichen war es auch bereits zu spät. Also gab Christian die Zügel frei, statt an ihnen zu ziehen und wie erhofft, sprang das Pferd in einem großen Satz über den Jungen hinweg. Kaum, dass das Tier stand, schwang er sich aus dem Sattel und lief zurück.
    Der Junge, Christian schätzte ihn auf sieben oder acht Jahre, hatte sich zu ihm umgedreht. Er hielt ein Körbchen mit Pilzen in der Hand, an dem man erkennen konnte, dass er etwas zitterte.
    "Na, das ist ja noch mal gut gegangen."
    Christian beugte sich zu dem Kind hinunter und lächelte, während er ihm beruhigend über den Kopf streichelte. Ihm waren sogleich die leuchtend grünen Augen des Jungen aufgefallen, die mehr neugierig als ängstlich blickten. Um den Hals trug das Kind an einem Lederband einen tropfenförmigen Bernstein.
    "Scheiße!", fluchte Christian, als seine Finger etwas Feuchtes spürten.
    Er besah sich den Kopf des Jungen und konnte erkennen, wie etwas Blut durch die hellblonden Haare troff. Ein Huf musste die kleine Platzwunde verursacht haben. Christian zog ein Tuch hervor und drückte es sanft auf die Verletzung.
    "Ist nicht schlimm! Tut es weh? Hast wohl einen tüchtigen Schreck bekommen?"
    Der Junge reagierte nicht und Christian fiel ein, dass ihn das Kind natürlich nicht verstehen konnte. Er blickte sich suchend um. Wo waren nur die anderen? Es war völlig still.
    Bald war die Blutung gestillt und der rote Fleck in den hellblonden Haaren sah schlimmer aus, als es war. Christian hielt sein Pferd am Zügel und blickte abwechselnd zurück zur Weggabelung und auf den Jungen. Was sollte er bloß tun? Er musste die anderen wiederfinden. Aber der Junge schien irgendwie unter Schock zu stehen. Er konnte ihn doch nicht einfach so hier zurücklassen, auch wenn die Verletzung nur klein war.
    "Wo kommst du denn hier? Wo bist du zu Hause?", fragte Christian und wies mit dem Arm im Wald herum, als würde der Junge dadurch seine Worte besser verstehen, "Wenn du hier Pilze sammeln warst, musst du doch hier irgendwo wohnen."
    Der Junge blickte ihn weiter irgendwie erstaunt an und besah sich dann das Pferd, ohne sich von Fleck zu rühren. Christian bemerkte, dass das Kind nun nicht mehr zitterte.
    "Wenn ich nur etwas dänisch sprechen könnte!", fluchte Christian.
    "Ich kann dänisch", sagte der Junge in deutschen Worten, ohne seinen Blick vom Pferd zu nehmen.
    "Dann kannst du mich also verstehen", freute sich Christian und fasste das Kind bei den Schultern.
    "Kann ich mal mit dir reiten?"
    "Ich weiß nicht recht. Ich hab es nämlich eilig", versuchte Christian zu erklären, "Meine Freunde, weißt du, die muss ich suchen."
    "Hier im Wald? Da kann ich dir helfen."
    "Vielleicht ist es besser, wenn du mir sagst, wo du zu Hause bist, damit ich dich schnell dahin bringen kann. Dann darfst du dich auch auf das Pferd setzen."
    Schon mühte sich der Junge, die Steigbügel zu

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