Svantevit - historischer Roman (German Edition)
hier vor sich geht.
"Was ist mit den Pilzen?", rief Christian noch der Frau hinterher.
Der Mann ließ den Knüppel schließlich fallen. Ihm schien endlich aufgegangen zu sein, dass dies hier keine Räuber oder Wegelagerer waren, die seinen Hof betreten hatten, sondern es sich im Gegenteil offenbar um Edelleute handelte. Schließlich sprach er die Männer an.
"Was sagt er?", fragte Christian einen seiner Männer, der sich auf die Sprache der Dänen verstand.
"Er ist schlecht zu verstehen", antwortete dieser, "Offensichtlich ist er auch kein Einheimischer."
Schließlich wurde aber klar, dass diese so recht verschlagen wirkende Gestalt ein paar Höflichkeiten zum Besten gab. Er fragte, ob er irgendwie helfen könne und lud die Männer dann zum Essen in seine Hütte ein.
Die Männer begannen, lauthals zu lachen.
"Welchen Saufraß kann er uns schon bieten?", meinte einer von ihnen mit Blick auf die ärmliche Hütte.
"Am Ende müssen wir aus einem Trog speisen."
"Friss deine Grütze schön allein!"
"Ihr werdet doch wohl hübsch folgsam sein, wenn man euch so nett zu Tisch bittet", sagte Christian aber schließlich, "Ich habe jedenfalls unheimlich Appetit auf Pilze."
Er nickte dem Mann zu und begab sich zur Hütte, woraufhin ihm die anderen mit etwas ratlosen Mienen rasch folgten.
"Zwei von euch bleiben bei den Pferden!", ordnete Ronald an, "Es wird ja hoffentlich nicht lange dauern", fügte er leise für sich hinzu.
Die Hütte war drinnen geräumiger, als es von draußen den Anschein gemacht hatte. Offenbar war dies früher mal eine kleine Schankwirtschaft gewesen. Der große Raum wirkte ordentlich eingerichtet und sauber, was die Männer etwas beruhigte, die anfangs nicht gerade begeistert davon waren, in solch einer Bauernkate ein Mahl einzunehmen. Ihnen war immer noch nicht klar, was Christian dazu bewogen hatte. Nur Ronald, der ihn wie kein zweiter kannte, hatte eine sehr bestimmte Ahnung.
Aufgeregt wuselte der dicke Mann umher, lächelte Christian und dessen Gefolge verlegen unterwürfig zu, um hernach wiederholt wütende Brüller durchs Haus zu schicken. Diese galten offenbar der jungen Frau, die damit angetrieben werden sollte, etwas zu trinken herbeizuschaffen und anschließend das Essen zuzubereiten.
"Versteht er deutsch?", fragte Christian, nachdem er sie sacht am Handgelenk gepackt hatte.
"Er ist ein Obodrit. Dieses Stück Land hat er von den Dänen gepachtet. Obwohl er bereits viele Jahre hier lebt, spricht er nur schlecht dänisch. Deutsch ist ihm so unbekannt, wie es dir gute Manieren sind."
Damit entwand sie sich seinem Griff und verließ den Raum. Christian musste etwas bedeppert dreingeschaut haben, was ihm erst bewusst wurde, als er sah, wie Ronald ihn breit angrinste.
"Habe ich irgendeinen Spaß verpasst?", fragte er leicht genervt.
"Ich hoffe noch nicht", gab ihm Ronald zur vieldeutigen Antwort.
Der Junge wollte gerade etwas auf den Tisch stellen, als Christian, der ihn nicht bemerkt hatte, unversehens mit seiner Hand zur Seite langte. Ein Krug fiel und entleerte sich auf Christians Kleidung.
Der dicke Mann gab dem Kind sogleich eine schallende Ohrfeige und stieß es grob weg. Anschließend wischte er mit einem dreckigen Lappen an Christian herum, der aufgesprungen war.
"Was soll das?!", fragte Christian, während er den Mann angewidert wegschob.
Er begab sich zu der Tür, hinter welcher der Junge verschwunden war. Dort lag die Küche. In einer Ecke stand der Junge und rieb sich die Wange. Die junge Frau briet etwas über offenem Feuer. Aus einem Kessel dampfte es.
"Hat er dir wehgetan?", fragte Christian den Jungen.
"Nein, nein! Ich habe den Kopf weggezogen. Ich bin doch schnell!"
"Wer ist dieser widerliche Kerl überhaupt?", wandte Christian sich an die Frau, "Doch nicht etwa dein …"
Sie drehte sich um und musste lachen. Aber nicht über die Frage, sondern über Christians nasse Kleidung.
"Es ist wahr, dass das Gebräu, welches euch gereicht wurde, kaum genießbar ist. Aber man sollte sich schon etwas geschickter anstellen, wenn man es wegschüttet."
Sie wies auf eine Schüssel mit klarem Wasser.
"Natürlich ist das nicht mein Mann", antwortete sie sodann.
Sie zog Christian zu einer anderen Tür und deutete ihm, einmal zu lauschen.
"Was ist da? Ein Bär?", fragte Christian angesichts der tief brummenden Geräusche, die aus dem Nebenzimmer kamen.
"So in etwa." sagte sie, "Dort liegt sein Eheweib. Sie hat gestern noch tiefer in den Becher geschaut und schläft jetzt
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