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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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den Rausch aus."
    "Und du?"
    "Ich bin ihr Eigentum. Sie haben mich gekauft."
    "Eine Sklavin?"
    "Seit vielen Jahren. Ich hatte mich in der Fremde aufgehalten und bin durch eine Unachtsamkeit Sklavenhändlern in die Hände gefallen. Die wollten mich an Araber verkaufen. Aber ich war bereits schwanger und dies war von Tag zu Tag besser zu erkennen. So etwas mögen die Herren aus dem Orient nicht. Also verkaufte man mich an einen Dänen."
    "Sagtest du nicht, er sei Obodrit?"
    "Zunächst war ich bei einem Dänen. Ein typischer kleiner Adliger. Dumm und herrisch. Widerlich!"
    Christian musste unwillkürlich grinsen.
    "Bitte entschuldige", sagte sie, als sie begriff, dass er dies hätte durchaus als Beleidigung auffassen können, "Vom ersten Tag an wollte ich jedenfalls nur eines, nämlich fort. Nach dem dritten Fluchtversuch hatte er genug und verkaufte mich wieder. Inzwischen war mein Sohn geboren. Schließlich kamen wir irgendwann hierher, nur Wälder und Steilküste. Zu entlegen, um weglaufen zu können."
    "Aber später baue ich ein Boot", flüsterte der Junge zu Christian.
    "Die Bauersleute sind grob und versoffen. Sie verlangen, dass ich hart arbeite, ohne zu murren. Zuerst wollte der Bauer noch etwas mehr. Ich habe ihm schnell klar gemacht, dass ich ihm nachts die Kehle durchschneide, wenn er es wagt, mich zu berühren. Seitdem lässt er mich in Ruhe und verriegelt in der Nacht die Tür."
     Sie wendete den Braten und rührte mit einem großen Holzlöffel im Kessel. Es verbreitete sich ein wohlriechender Duft.
    "Ich könnte dich freikaufen", sagte Christian schließlich.
    Sie blickte ihn eine Weile ernst an.
    "Und welchen Preis muss ich dafür zahlen?", erwiderte sie fast vorwurfsvoll, "Soll ich mit dir ins Bett steigen? Oder mich von dem großen Kerl da draußen begrapschen lassen? Wie lange hättest du Interesse an mir? Eine Nacht? Eine Woche?"
    Sie schüttelte entschieden den Kopf.
    "Und dann stehe ich plötzlich da. In Sachsen, Franken, Thüringen oder wo immer du herstammst. Mittellos, mit meinem Kind. Hier weiß ich im Moment wenigstens, was ich habe!"
    Aus dem Nebenraum drangen Rufe. Sie eilte hinaus.
    "Die Pilzsuppe wird bestimmt schmecken", sagte der Junge zu Christian.
    "Hast du auch keinen Giftpilz dabei?"
    Der Junge sah ihn etwas beleidigt an.
    "Vielleicht. Aber dir geb´ ich den nicht."
    "Da bin ich aber beruhigt. Wie heißt du überhaupt?"
    "Ich heiße Radmar."
    "Und wie heißt deine Mutter?"
    Der Junge zupfte ihn am Ärmel und rasch beugte sich Christian hinunter.
    "Sie heißt Kaila", flüsterte Radmar zwischen seinen an den Mund gelegten Händen.
    "Das habe ich gehört", sagte Kaila, die unbemerkt wieder dazugetreten war.
    Der Junge schaute verlegen und ging rasch zum Kessel, um die Suppe umzurühren. Christian wollte etwas sagen, aber mit dem Zeigefinger auf den Lippen bedeutete sie ihm zu schweigen.
    "Glaubst du mir, dass ich Gedanken lesen kann? Ich weiß nämlich, was du gerade sagen wolltest."
    "So?"
    "Ja. Du wolltest sagen: Was für ein schöner Name!"
    Christian kratzte sich kurz am Kopf.
    "Nein. Ich wollte sagen: Was für ein ungewöhnlicher Name!"
    Sie guckte skeptisch.
    "Na gut", lenkte er ein, "Ich wollte sagen: Was für ein ungewöhnlich schöner Name!"
    Die Schlagfertigkeit gefiel ihr, wie ein freundliches Lächeln ihm zeigte.
    "Und wie heißt du?"
    "Christian", sagte er nach kurzem Zögern.
    "Christian von?"
    "Vom. Christian vom Freien Berg."
    "Was machst du in Dänemark? Zu Besuch bei einem der vielen Vettern, Neffen oder anderen Anverwandten?"
    "Ich bin im Auftrag meines Herzogs hier", sagte er mit ernster Miene, "Wir werden König Waldemar bei einem Kriegszug begleiten."
    "Krieg?", wiederholte sie leise und wandte sich dann ab, um den Braten vom Feuer zu nehmen, "Deine Männer scheinen hungrig und verlangen, endlich etwas zu essen zu bekommen. Der Bauer ist auch schon ganz unruhig. Er weiß wohl nicht so recht, was er von euch halten soll."
    Die Suppe und der Braten waren bald verdrückt. Des Bauern Augen wanderten flink umher, während er eilig von seinem schlechten Fusel nachschenkte. Er hoffte, seinen beunruhigenden Besuch nun bald wieder los zu sein.
    Christian nippte an seinem Becher und bemerkte gar nicht, wie die anderen ihn immer wieder fragend ansahen. Man hätte doch längst wieder aufbrechen können.  
    Kaila stand im Stall und fütterte die Tiere, zwei Kühe und einige Schafe, als Christian hinzutrat. Sie sah ihn überrascht an.
    "Ihr seid noch da? Vor kurzem schient ihr

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