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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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gezuckt, ein mitleidiges Gesicht gemacht und sich insgeheim schon auf einen ruhigen Tag gefreut.
    So war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sein kleines Schwesterchen, das von der Mutter dick eingepackt worden war, an die Hand zu nehmen und mit ihr loszuziehen. Rusawa liebte ihren großen Bruder innig und das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit, auch wenn sie manchmal ziemlich frech war und seine Geduld arg strapazierte.
    Heute war es wieder einmal soweit. Er hatte sich vorgestellt, kurz nach dem Mittag beim Böttcher anzukommen und sich dann so schnell wie möglich wieder auf den Rückweg zu machen. Er verspürte keine Lust, im Dunkeln durch die Wälder zu laufen und außerdem wollte er heute Abend, wie so oft in letzter Zeit, in die Ställe der Burg und seinem Onkel bei deren Fütterung helfen. Die Pferde hatten es ihm wirklich angetan und er war regelrecht fasziniert von diesen außergewöhnlichen Tieren, von ihrer Kraft, ihrer Schnelligkeit und Eleganz.
    ´Ja, ein Pferd müsste man jetzt haben.´, dachte er.
    Aber da er keines hatte, musste er eben zu Fuß gehen und kam dementsprechend langsam voran und Rusawa tat ihr übriges dazu, lief rechts und links vom Weg, zeigte ihm dieses und wies auf jenes und immer wieder musste er zur Eile mahnen, damit sie überhaupt vorwärts kamen.
    Als sie endlich das Ufer des Boddens erreichten und er das Eis betrat, blickte er sich noch einmal kurz nach ihr um und sah sie hinter ein Gebüsch huschen. Er lenkte seine Schritte auf das Eis und ging zügig weiter; hier konnte sie ihn ja nicht aus den Augen verlieren und würde schon rechtzeitig hinterherkommen.
    "Warte, Radik! Warte auf mich!", hörte er sie nach einiger Zeit rufen.
    Von hinten wehte ein ziemlich eisiger Wind, deswegen drehte er sich nicht um, sondern rief nur über seine Schulter: "Ja, beeile dich!", und ging langsam weiter.
    "Hilfe! Radik, hilf mir!", schrie Rusawa plötzlich.
    Radik drehte sich erschrocken um und konnte er sie zu seiner Verwunderung auf der ebenen weißen Fläche, die keinerlei Versteckmöglichkeiten bot, erst gar nicht entdecken. Er hatte sie kurz hinter sich gewähnt und als er sie dann entdeckte, stockte ihm der Atem, denn sie war viel weiter weg. Der ablandige Wind hatte ihre Rufe zu ihm getragen. Sie war ins Eis eingebrochen!
    "Halt dich fest! Ich komme!", rief Radik, dem vor Entsetzen fast die Stimme versagte, und lief los, aber schon von weitem sah er, dass sie mit dem Kopf unter Wasser ging.
    Entweder hatte sie gleich beim Einbrechen viel Wasser geschluckt oder sie hatte in ihrer Angst nicht sofort gerufen und schon ihre ganze Kraft verbraucht.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, er rannte so schnell er konnte und er konnte schnell rennen, aber es war zu weit. In vollem Lauf musste er ohnmächtig mit ansehen, wie sich ihr Kopf noch einmal über das Wasser erhob und dann wieder versank. Einen Arm hielt sie in die Höhe gestreckt und das kleine Händchen ballte sich kurz zur Faust und entspannte sich wieder, so als würde sie ihm zum Abschied winken. Dann ging sie kurz bevor Radik das Eisloch erreichte endgültig unter.
    Alles war so blitzschnell gegangen, dass er gar keinen klaren Gedanken fassen konnte und auch jetzt blieb ihm keine Zeit dazu und er konnte nur instinktiv handeln. Er ließ sich auf den Bauch nieder und schob den Oberkörper so weit und dicht wie es ging über das Wasser, mit dem rechten Arm tief darin umher tastend, in der Hoffnung, sie noch greifen zu können.
    Irgendwelche Fischer hatten das Loch ins Eis gesägt, um ein Netz hineinzulassen. Damit die Löcher wieder verwendet werden konnten, wurde, um ein Zufrieren zu verhindern, Tran hineingegossen und den bekam Radik jetzt in den Mund. Er spie aus und ließ sich ins Wasser gleiten. Mit einer Hand klammerte er sich an die Eiskante, holte tief Luft und tauchte den Kopf so weit es ging unter Wasser. Mit den Füßen versuchte er, den Grund zu erreichen, aber es war zu tief.
    Obwohl die Eisfläche schneefrei war und die Sonne hoch am Himmel stand, war es unter Wasser so dunkel, dass er gerade bis zu seiner Hand sehen konnte. Das eiskalte Wasser brannte in seinem Gesicht und an seinen Händen und plötzlich wurde ihm klar, was seiner kleinen Schwester zum Verhängnis geworden war und auch ihn jetzt ernsthaft bedrohte.
    Er trug dicke Pelzsachen und die hatten sich sofort voll Wasser gesogen und zogen ihn jetzt mit bleierner Schwere in die Tiefe. Nur mit Mühe konnte er sich festhalten und auch die zweite Hand an die

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