Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
kleine Grey stutzte im Laufen, hob die schwere Pistole undzielte. Aber er zielte zu lange. Ein anderer erschoss den Briten. Grey ließ die Pistole sinken und sah Mr Waller ratlos an.
Der Leutnant ahnte, dass der junge Midshipman gerade begriffen hatte, dass er mit seiner Waffe Leben auslöschen sollte, und sagte zu ihm: »Sie haben doch das Zielen nicht verlernt, Midshipman Grey! Sehen sie dort das Fass, zehn Meter neben sich. Zielen Sie und schießen Sie schnell! Dann wird neu geladen, damit wir unseren Kameraden helfen können.«
Grey blickte erstaunt, riss sich zusammen, zielte und schoss. Er hatte getroffen. Leutnant Waller klopfte ihm auf die Schulter. »Geht doch wieder! Nun aber schnell den anderen nach!«
Die Amerikaner waren bald darauf von den Einwohnern umringt. »Da ist einer von den Vergewaltigern! Gebt ihn uns! Wir hängen das Schwein auf.«
Leutnant Waller kam hinzu.
»Was ist hier los?«
Seine Matrosen berichteten ihm, dass die Dorfbewohner einen der Gefangenen ausgeliefert haben wollten. »Das gibt’s nicht!«, entschied er kurz angebunden.
Aber eine junge Frau warf sich vor seinen Füßen auf die Knie und hob die Arme. Irritiert schaute Waller auf ihre nackten Brüste, die durch die zerrissene Bluse kaum bedeckt wurden. Auch der Rock war zerfetzt.
»Sir!«, flehte sie. »Der Kerl hat uns brutal wie ein Tier Gewalt angetan. Er muss bestraft werden, Sir. Gerechtigkeit!«
Mr Waller blickte sie streng an. »Ich kann ihn dem Gericht übergeben, aber dann muss sie ihre Aussage beschwören.«
»Nicht nur ich, mehrere von uns werden es beschwören, Sir.«
Mr Waller zeigte auf einen der Männer. »Übergebt ihn dem Profoss!«
Der Kampf war vorbei. Für Sven begann die Zeit der Berichte, der Organisation und der neuen Anweisungen. Im Augenblick war Dr. Bader bei ihm und schilderte, welche Verwundungen bei Matrosen und Zivilpersonen vorlagen.
»Die Briten haben mindestens vierzig Tote, Sir. Sie müssten hier an Land bestattet werden. Könnten Sie bitte mit dem Bürgermeister sprechen.«
Sie standen noch beisammen, als der Erste Leutnant kam und voller Empörung von den zahlreichen Vergewaltigungen sprach.
»Wenn es mehr Briten gewesen wären und sie mehr Zeit gehabt hätten, dann wäre wohl keine Frau davongekommen. Mr Waller hat einen der Schurken und die entsprechende Zeugin dazu.«
»Da müssen wir ja noch ein Gericht einberufen«, seufzte Sven. »Es wäre einfacher, sie gleich aufzuhängen, aber dann wären wir so gesetzlos wie diese Mörder. Wie sieht es sonst im Dorf aus? Kann der Zahlmeister was einkaufen?«
Sie sprachen noch darüber und über die Hilfe, die die Werft bieten könnte. Aber dann drängten der Bürgermeister und einige Bewohner auf einen Termin.
Sven wandte sich ihnen zu und erwartete die übliche Mischung von Danksagungen und Forderungen.
Aber dieser Bürgermeister fiel nicht nur durch seinen gezwirbelten Schnauzbart auf. Er bedankte sich kurz und knapp für die Vertreibung der Briten, bot an, die gefangenen Briten zur Miliz zu führen, und fragte, ob Interesse bestehe, dass die Bürger durch Errichtung einer Batterie Dorf und Werft schützten.
Sven erkundigte sich, wie weit die nächste Milizeinheit entfernt sei und welche Stärke sie besitze. Der Bürgermeister gab kurz und knapp Antwort, und sie einigten sich schnell über den Transport der Briten. Allerdings, so gab Sven zu bedenken, müsse vorher noch der Prozess stattfinden.
»Wird der Kerl denn nicht aufgehängt?«, fragte der Bürgermeister verwundert.
»Wahrscheinlich schon, aber ich brauche den ranghöchsten Briten als Verteidiger des Angeklagten.«
Der Bürgermeister schaute irritiert drein, und einer der Bürger sagte laut: »Affentheater!«, aber Sven überhörte es.
Der Prozess war kurz. Mr Waller vertrat die Anklage. Sven und zwei seiner Offiziere bildeten das Gericht. Ein etwas dicklicher britischerLeutnant, der einzige überlebende Offizier, verteidigte den Angeklagten.
Als die Zeugin die Vergewaltigung beschwor, beharrte er auf einem einzigen Argument: Der Mann habe nicht der amerikanischen Gerichtsbarkeit unterstanden.
Leutnant Waller hatte das erwartet und konnte mit Zeugen beweisen, dass die britische Sloop vor der Vergewaltigung die weiße Flagge gehisst habe. Von dem Zeitpunkt an seien alle Besatzungsmitglieder dem amerikanischen Recht unterstellt gewesen. Und er konnte sich nicht verkneifen zu fragen, ob Vergewaltigungen nach britischem Recht straffrei seien.
Der Urteilsspruch stand
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