Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
Jahren passiert ist, habe ich es einfach nicht mehr geschafft, dir zu
vertrauen.«
Eine
Weile stehen wir uns gegenüber und sehen uns an, ohne dass einer von uns auch
nur ein Wort sagt. Wir kämpfen beide mit unseren Gefühlen.
Irgendwann
nimmt er meine beiden Hände in seine.
»Meinst
du denn, dass du mir jetzt vertrauen kannst?«, fragt er leise. Seine Miene
wirkt unsicher.
Ich
kann es noch gar nicht fassen, dass jetzt doch noch alles gut werden könnte.
Ich sehe ihm fest in die Augen.
»Ja,
ich denke schon«, gebe ich heiser zurück.
Ein
Lächeln huscht über Jaydens Gesicht, bevor er mich zu sich heranzieht und mir
einen langen Kuss gibt.
»Was
hältst du davon, wenn wir uns jetzt einfach in mein Auto setzen und uns wieder
auf den Weg zurück nach Green Falls machen?«, fragt er, als wir uns nach einer
halben Ewigkeit wieder voneinander gelöst haben.
Nichts
würde ich lieber tun, aber es geht nicht.
»Es
tut mir leid.« Ich winde mich aus seiner Umarmung. »Ich kann nicht.«
Als
ich das Entsetzen auf seinem Gesicht sehe, merke ich, dass er mich vollkommen
falsch verstanden hat. Also füge ich schnell hinzu: »Es ist nicht deinetwegen.
Ich komme gern wieder mit nach Green Falls, wirklich. Aber jetzt geht es noch
nicht. Ich habe übermorgen noch einen ganz wichtigen Termin, den ich nicht
versäumen darf.«
Und
allein, wenn ich daran denke, dreht sich mir der Magen um.
15. Kapitel
Tess
Ich
habe eine Scheißangst.
Ich
sitze auf einer unbequemen Holzbank auf dem Flur des Gerichtsgebäudes und
warte, dass mein Name aufgerufen wird. Dabei umklammere ich Jaydens Hand so
fest, dass er fast schon Quetschungen an den Fingern haben muss, aber er hat
sich noch kein einziges Mal beschwert. Stattdessen streicht er zärtlich mit dem
Daumen über meinen Handrücken und murmelt mir beruhigende Worte zu.
Eigentlich
hatte Lynn ihren Dienst mit einer Kollegin tauschen wollen, um mir heute
ebenfalls beizustehen, aber das hat nicht geklappt. Umso glücklicher bin ich,
dass Jayden jetzt bei mir ist.
Ich
bin so froh, dass er alle seine Termine abgesagt hat und hier bei mir in San
Francisco geblieben ist, um die Gerichtsverhandlung mit mir gemeinsam
durchzustehen. Zwar stehe ich nicht unter Anklage, sondern soll nur als Zeugin
aussagen, aber ich fürchte, dass mir trotzdem einige der schwersten Stunden
meines Lebens bevorstehen werden. Und ich wüsste nicht, wie ich die ohne Jayden
überstehen sollte.
Gestern
hat er versucht, mich abzulenken, indem er mich dazu gebracht hat, ihm die
Stadt zu zeigen. Wir haben das komplette Touristen-Programm durchgezogen,
inklusive eines Besuchs auf Fisherman’s Wharf und einer Fahrt mit der Fähre nach
Alcatraz. Aber schon beim Abendessen hatte ich kaum Appetit, und heute Morgen
beim Frühstück habe ich nicht einen Bissen hinunterbekommen.
Ich
zucke zusammen, als mein Name aufgerufen wird.
Jayden
gibt mir noch einen zärtlichen Kuss, bevor ich aufstehe.
Ein
Angestellter des Gerichts in Uniform bringt mich in den Sitzungssaal, während
Jayden draußen auf mich wartet.
Ich
fühle mich wie ein Verurteilter auf dem Weg zum Schafott, als ich durch die
Menge der Zuschauer zu dem Platz vorne beim Richter gehe, wo ich meine Aussage
machen soll. Alle starren mich an, und mir kommt der unsinnige Gedanke, dass
die Valentinstagsversteigerung im Vergleich dazu wirklich beinahe ein Vergnügen
gewesen ist.
Der
Richter ist ein alter, weißhaariger Mann, der in seiner Robe fast winzig
aussieht. Stirnrunzelnd sieht er mich über die Gläser seiner Lesebrille an,
während ich auf dem Stuhl Platz nehme und der Angestellte das Mikrofon richtig
einstellt. Er scheint meine Glaubwürdigkeit schon einschätzen zu wollen, bevor
ich überhaupt ein einziges Wort gesagt habe.
Nachdem
ich meine Personalien zu Protokoll gegeben habe, stellt der Staatsanwalt seine
erste Frage. Er ist noch ziemlich jung, vielleicht Mitte dreißig, und seine
blonden Locken geben ihm ein jungenhaftes Aussehen.
»Nun,
Miss Bennett, Sie waren bei der Operation an Diego Rodriguez, um die es heute
geht, ja dabei. Schildern Sie dem Gericht doch bitte, wie Sie die Zeit im OP
erlebt haben.« Er lächelt mir aufmunternd zu.
»Mr
Rodriguez sollte am Herzen operiert werden«, beginne ich mit kratziger Stimme.
Ich
habe mit bestimmt tausend Mal überlegt, was ich sagen will, aber jetzt ist
plötzlich alles weg. Ich muss einen Augenblick überlegen, ehe ich
weitersprechen kann.
»Dr.
Shepherd war der verantwortliche Operateur, Dr. Miller
Weitere Kostenlose Bücher