Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
Stunden kaum etwas Brauchbares
rauskommen. Immer wieder schweifen meine Gedanken ab und ich sehe Jaydens
Gesicht vor mir.
Ich
sehe es bei den Leuten, die zwischen den Regalen stehen und Bücher suchen, bei
dem Studenten, der an der Information arbeitet, und bei dem Mann, der gerade
den großen Lesesaal betritt.
Ich
brauche eine Weile, um zu begreifen, dass es tatsächlich Jayden ist, der auf
mich zugestürmt kommt. Und er sieht stinksauer aus. Mit weit ausholenden
Schritten nähert er sich dem Lesetisch, an dem ich sitze.
Fassungslos
starre ich ihn an.
»Was
zum Teufel soll das, Teresa?«, brüllt er mir entgegen.
Um
diese Zeit ist der Lesesaal noch nicht besonders gut besucht, aber alle
Anwesenden blicken von ihren Büchern auf und sehen zu uns her. Mrs Adams, die
Leiterin der Bibliothek, springt von ihrem Platz hinter dem langen
Empfangstresen auf und kommt auf uns zu. Ihre schmalen Lippen sind missgünstig
zusammengekniffen.
Ich
schlucke schwer.
Ich
habe zwar gehofft, dass Jayden mich vielleicht doch noch anrufen würde oder
dass er auf meine E-Mail antwortet. Aber dass er plötzlich persönlich vor mir
steht, darauf bin ich nicht vorbereitet. Mir wird klar, dass er die ganze Nacht
durchgefahren sein muss, um die Strecke von Green Falls hierher in der knappen
Zeit zu schaffen.
Mir
gelingt es nicht, meine Gedanken auch nur ansatzweise zu ordnen.
»Was
soll was?«, frage ich verwirrt.
»Du
weißt ganz genau, wovon ich rede«, herrscht Jayden mich an. Er stützt sich mit
beiden Händen auf die Kante des Tisches und beugt sich zu mir vor. »Ich rede
von dieser verdammten E-Mail, die du mir gestern Abend geschickt hast.«
Ich
rücke mit meinem Stuhl ein Stück vom Tisch ab, um etwas Abstand zwischen uns zu
bringen. Ich habe Jayden noch nie so zornig gesehen. Seine braunen Augen
funkeln vor Wut, aber ich glaube, auch noch etwas anderes in ihnen zu sehen.
Etwas, das mich noch sehr viel mehr verwirrt: Verzweiflung – und Angst.
Inzwischen
ist auch Mrs Adams an meinem Tisch angelangt. Sie blickt empört durch ihre
runden Brillengläser zwischen Jayden und mir hin und her.
»Ich
muss Sie bitten, die Bibliothek sofort zu verlassen«, spricht sie Jayden in
strengem Tonfall an. »Das ist nicht ihre private Kampfarena. Das ist ein Platz
zum Studieren und Arbeiten. Aber niemand kann arbeiten, wenn Sie hier so
herumschreien.«
Jayden
beachtet sie gar nicht. Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. »Also,
kannst du mir jetzt endlich erklären, was der Scheiß soll?«, fragt er wieder.
»Junger
Mann«, geht Mrs Adams erneut dazwischen. Sie baut sich mit ihrer vollen Größe
von knapp einssechzig neben Jayden auf und stemmt selbstbewusst die Hände in
die Hüften. »Wenn Sie nicht sofort freiwillig gehen, rufe ich den
Sicherheitsdienst, um sie aus der Bibliothek zu entfernen.«
Jayden
dreht sich zu ihr um. Er bebt vor Zorn, und zwischen seinen Augenbrauen hat sich
eine tiefe Furche gebildet.
»Jetzt
halten Sie endlich die Klappe und verschwinden Sie«, faucht er die
Bibliothekarin an. »Gehen Sie und kümmern Sie sich um Ihre Bücher!«
Leises
Kichern ertönt um uns herum. Ich bin mir sicher, dass es im Raum genug Leute
gibt, die dem alten Drachen gern dasselbe gesagt hätten.
»So
eine Unverschämtheit!« Mrs Adams dreht sich um und eilt zu ihrem Platz zurück. Sie
scheint zu fürchten, dass Jayden handgreiflich wird, wenn sie noch weiter
versucht, ihn aus der Bibliothek zu verweisen. Sie greift zu ihrem Telefonhörer
und wählt aus dem Gedächtnis eine Nummer.
Ich
bin mir sicher, dass in ein paar Minuten tatsächlich der Sicherheitsdienst der
Uni hier auftauchen wird. Also schnappe ich meine Tasche und laufe schnell in
Richtung Ausgang. Ich habe keine Lust, wegen Jaydens Ausraster ein lebenslanges
Hausverbot in der Bibliothek zu riskieren.
Jayden
stapft wütend hinter mir her.
Die
Blicke der anderen im Raum verfolgen uns, bis wir den Ausgang erreichen. Leises
Flüstern ertönt. Viele scheinen ein wenig enttäuscht zu sein, dass unsere Show
schon zu Ende ist.
Inzwischen
hat sich meine Überraschung, Jayden so unvermittelt wiederzusehen, in Zorn
verwandelt. Seinen blamablen Auftritt hätte er sich wirklich sparen können. Er
führt sich auf, als hätte ich eine Todsünde begangen, dabei hat er doch mit mir
vor acht Jahren haargenau das Gleiche gemacht.
Nein,
nicht das Gleiche, korrigiere ich mich in Gedanken. Es war noch viel schlimmer.
Damals
waren wir seit fast einem Jahr ein Paar gewesen, hatten
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