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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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irgendjemand!”, verteidigte sie sich, und ihre Stimme wurde lauter.
    “Es tut mir aber nicht leid, dass ich sie gelesen habe! Sonst hätte ich ja nie davon erfahren. Mein Gott! Ich kann es einfach nicht glauben!” Er lachte bitter, fast verzweifelt. “Aber es erklärt eine Menge über dich und Daddy.”
    “Du weißt gar nichts über deinen Vater und mich!”, rief sie. “Wie kannst du so anmaßend sein? Du warst damals noch nicht einmal geboren.”
    “Ist er überhaupt mein Vater?”
    Sie hielt den Atem an und starrte ihren Sohn ungläubig an. Seine Augen hatten das gleiche Blau wie die seines Vaters.
    “Wie kannst du das auch nur fragen?”
    Seine Augen wurden kalt und spöttisch. “Wie ich das fragen kann?” Er hob die Briefe hoch. “Ich bin nicht derjenige, der durch die Betten gehüpft ist wie eine billige …”
    Mama Junes Hand unterbrach ihn mit einer Ohrfeige.
    Morgan fuhr zurück, und seine Augen füllten sich mit Tränen, als sie sich anstarrten. Beide waren erschrocken darüber, wie weit sie gegangen waren. Sie spürte, wie das Eis zwischen ihnen – ein ganzer Gletscher des Schweigens – lautstark in Millionen Splitter zerbarst.
    “Morgan …” Sie streckte die Hand aus, die immer noch zitterte. Sie hatte noch nie zuvor ihre Hand gegen ihn erhoben.
    In Morgans Augen standen Ungläubigkeit und Schmerz. Er berührte seine Wange.
    “Preston ist dein Vater”, sagte sie in einem Ton, der keinen Zweifel zuließ. “Deiner und Nans.”
    Morgan brach zusammen und vergrub den Kopf in seine Hände. Er ließ seinen Tränen freien Lauf.
    “Warum hat er dann Hamlin lieber gehabt als mich?”
    Mama June tat der Kummer ihres Sohnes in der Seele weh.
    “Das hat er nicht!”
    “Doch, hat er!”, schrie er, hob den Kopf und sah sie aus tränenfeuchten Augen anklagend an. Er schien wütend und zugleich beschämt, weil er weinte. Er schrie und schlug um sich wie ein verwundetes Tier. “Lüg mich nie mehr an. Das funktioniert nicht mehr! Immer war Hamlin der Bessere. Egal, was ich gemacht habe, es war nur Scheiße. Es war schon hart genug, im Schatten des Lieblingssohnes zu stehen – aber es war unmöglich, es mit dem aufzunehmen, was aus Hamlin hätte werden können, wenn er nicht gestorben wäre.”
    “Morgan …”
    “Nachdem Hamlin tot war, habe ich in Daddys Augen nur noch Enttäuschung gesehen, wenn er mich ansah. Ich konnte erkennen, dass …” Er schluckte und versuchte, seine Stimme zu kontrollieren. “Ihm wäre es lieber gewesen, wenn
ich
gestorben wäre anstelle von Hamlin.”
    “Hör auf! Hör sofort auf!”, schrie sie, noch bevor ihr klar wurde, was Morgan da eigentlich gesagt hatte. Sie wollte es einfach nicht hören.
    “Das werde ich nicht”, gab er mutig zurück. “Es ist die Wahrheit. Hamlin konnte
nichts
falsch machen. Aber bei mir hat Daddy immer etwas gefunden, das ihm nicht passte. Er hat mich wieder und wieder fertiggemacht, bis ich nicht mehr konnte. Ich habe ihn dafür gehasst! Dafür, dass ich mich seinetwegen wie ein Stück Dreck gefühlt habe.” Seine Stimme brach, doch er hörte nicht auf. “Ich habe ihn gehasst, weil er mich nicht geliebt hat.”
    Mama June fühlte Angst in sich aufsteigen, als sie sah, wie ihr Sohn zusammenbrach. Das ging zu tief, als dass sie ihm hätte helfen können. Es war gefährlich.
    “Morgan, bitte versuch doch zu verstehen”, sagte sie verzweifelt. “Ja, dein Vater hat Hamlin sehr geliebt. Das kann niemand bestreiten. Aber
du!
Es ist nicht so, dass er dich nicht geliebt hätte. Er hat dich zu sehr geliebt, das ist es.”
    Morgan drehte sich weg und schüttelte den Kopf. “Das glaube ich dir nicht.”
    “Du bist sein Sohn. Er liebt dich.”
    Er lachte bitter auf, dann drehte er sich um und floh aus dem Zimmer.

18. KAPITEL
    “D as Wissen zu teilen, ist, als würde man etwas zurückgeben.”
    (Harriet Bailem Brown, Korbmacherin)
    Nona kam auf die Veranda, wo sie Mama June fand, die in ihrem Schaukelstuhl saß. Sie weinte. Nona trat zu ihr und legte ihr ihre vom Spülen ganz raue Hand auf die Schulter.
    “Ich habe gesehen, wie Morgan aus dem Haus gerannt ist”, erzählte sie Mama June. “Und du sitzt hier und weinst. Da hat jemand etwas zu erzählen.”
    Mama June legte sich die Hand auf den Mund, um ihr Weinen zu dämpfen, und schüttelte den Kopf, um anzudeuten, dass sie nicht darüber reden wollte.
    “Hm.” Nona schürzte die Lippen. Sie lief zu ihrem Schaukelstuhl neben Mama June und nahm ächzend Platz.
    “Es war ein langer

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