Sweetgrass - das Herz der Erde
Brust rumpelte.
“Ich mag es irgendwie, wenn wir hier alleine sind. Ich kann es kaum glauben, dass ich das sage, aber diese ganze Aufregung war doch ein bisschen viel für mich. Ich habe die Ruhe vermisst. Du auch?”
Sie musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er zweimal blinzelte. Das sanfte Tätscheln seiner Hand sagte alles.
Sie seufzte. Sie überlegte, wie sie ihre nächste Frage formulieren sollte.
“Unsere Kinder sind schließlich doch noch erwachsen geworden”, begann sie. “Und ich bin sehr stolz auf sie. Wir können uns wirklich glücklich schätzen.”
Sie verstummte und streichelte sanft seine Hand, ohne es zu merken.
“Ich weiß, wie schwer es für dich ist, mit anzusehen, wie das Land aufgeteilt wird, aber ich weiß auch, dass du stolz bist auf Morgan, weil er einen Weg gefunden hat, Sweetgrass für die Familie zu retten. Dein Sohn ist dir zur Hilfe gekommen. Das ist immer dein Traum gewesen. Du dachtest, ich wüsste das nicht, oder?” Sie drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. “Ich weiß, dass du in der Nacht deines Schlaganfalls Morgan angerufen hast.”
Preston drehte sich überrascht um und sah sie an.
“Er weiß nicht, warum du ihn angerufen hast. Er denkt, du wolltest ihn herbestellen – und ich habe ihn in dem Glauben gelassen. Du musst entscheiden, wann du ihm die Wahrheit sagen willst. Er wird es eines Tages wissen wollen, und du wirst wissen, wann die Zeit dafür reif ist.
Aber ich kenne die Wahrheit. Ich weiß, warum du ihn angerufen hast. Weil er dein verlorener Sohn war. Du wolltest, dass er weiß, dass du ihn liebst. Und ich liebe dich für deinen Mut, den Hörer abzunehmen und ihn von dir aus anzurufen.”
Er atmete tief ein und zitternd wieder aus.
“Wir haben eine Menge durchgestanden, du und ich. Es ist ein gutes Leben gewesen. Und ein hartes. Es ist”, fügte sie schmunzelnd hinzu, “das Leben, das uns gegeben war. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen unsere Entscheidungen gefällt.” Sie strich über seine Hand und suchte nach Worten.
“Wir müssen noch eine Entscheidung treffen. Und ich habe Angst, dich danach zu fragen.” Sie räusperte sich und sah ihn direkt an. “Ich habe gedacht, Preston … Sollten wir … Ich glaube, wir sollten von hier wegziehen.”
Seine Augen weiteten sich, als er sie anstarrte.
“Du brauchst mehr Hilfe, als du hier bekommen kannst! Deine Fortschritte, so gut sie auch sein mögen, könnten besser sein. Ich habe mit deinen Ärzten gesprochen, und sie sind einverstanden. Ich fände es schrecklich, wenn du daran gehindert würdest, wieder gesund zu werden. Außerdem wird der ambulante Dienst bald nicht mehr kommen, und ich bin einfach zu alt, um das alleine zu schaffen, mein Schatz. Und wir waren uns beide einig, dass wir unseren Kindern nicht zur Last fallen wollen.”
Preston starrte sie weiter aufmerksam an.
Sie fuhr fort. “Morgans Plan wird funktionieren, und Morgan wird sich weiter darum kümmern. Er macht seine Arbeit sehr gut, und ich glaube, Kristina wird ihm zur Seite stehen.” Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. “Ich denke, wir sollten Morgan Blakely’s Bluff geben. Er hat Bluff House immer lieber gemocht als dieses Haus. Und es passt zu ihm.”
Sie sah auf das stattliche Haus, in das sie vor fast einem halben Jahrhundert als Braut eingezogen war. In diesem Moment, als über dem Lowcountry die Sonne unterging, kam es ihr noch viel schöner vor als je zuvor. Sie musste an Beatrice denken. Was für eine charaktervolle selbstbewusste Frau war sie doch gewesen. Sie hatte dieses Haus gebaut, und Mama June fand, dass die Matriarchin klargemacht hatte, wem sie den Vorzug gab. Das Erbe dieser starken unabhängigen Frau würde ihre Tochter weiterführen.
“Ich möchte, dass Nan dieses Haus bekommt. Deine Eltern haben Adele damals Unrecht getan. Und ich schäme mich, dass wir diese schlechte Tradition weitergeführt haben, als wir Nan ein paar mickrige Hektar Marschland gegeben haben. Sie hat mehr verdient, weil sie unsere Tochter ist und stets zu uns gehalten hat.”
Sein Mund bewegte sich unablässig, und sie bemerkte die Enttäuschung in seinem Blick.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, weil sie glaubte, seinen Lebenstraum zu zerstören, indem sie ihn darum bat, von Sweetgrass wegzuziehen.
“Ich weiß, wie sehr du diesen Flecken Erde liebst. Sweetgrass ist dein Leben. Du hast Tag für Tag von früh bis spät geackert und alles für dieses Land gegeben – deinen Schweiß, dein Blut,
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