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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Angst vor dem, was kommen würde – nein, das nicht. Ihr Leben war ein gerader Pfad, den sie gegangen war, selbst wenn er manchmal etwas schmal gewesen war. Und sie würde auch ohne Umweg zu ihrem Herrn gehen, wenn er sie zu sich rief.
    Vorsichtig verstaute sie die abgenutzte Lederbibel zwischen zwei Körben aus Sweetgrass. Den einen hatte ihre Mutter Florence geflochten, den anderen ihre Großmutter Delia. Sie fuhr zärtlich mit den Fingern über das komplizierte Muster der Palmblätter, die die vielen weichen Stängel des hellen Sweetgrass zusammenhielten. Die Körbe waren alt und trocken, an manchen Stellen auch brüchig, aber das Geflecht hielt zusammen.
    Die unersetzbare Bibel und diese beiden kostbar geflochtenen Körbe halfen ihr, ihre Gedanken zu ordnen. Der Blick darauf ließ sie verstehen, dass die Geschichten der Blakelys und die der Bennetts eng miteinander verflochten waren – so eng wie das Sweetgrass dieser Körbe. Ob es ihr gefiel oder nicht, die Geschichte ließ sich nicht mehr ändern. Sie war, wie sie war. Starke Bande wie von Eisen, die Menschen zusammenhielten, wurden durch gemeinsam erlebte Geschichte geschmiedet. Sie waren ein Band, keine Fessel.
    Nona rückte die Körbe auf dem Regal zurecht. Langsam ging sie zu einem großen Karton in der anderen Ecke des Zimmers, neben dem Sofa. In dem Karton verstaute sie die Körbe, die sie zum Verkauf an ihrem Stand herstellte. Sie suchte, bis sie einen fand, auf den sie ganz besonders stolz war. Er war einfach, aber sehr gekonnt gefertigt und hatte die verschlungenen Griffe, die sie so gut beherrschte. Sie hielt ihn gegen das Licht und stellte zufrieden fest, dass das Geflecht so dicht war, dass nicht der kleinste Schimmer hindurchschien. Dieser Korb würde eine kleine Ewigkeit halten.
    Nona stellte den Korb auf den Küchentisch und holte Mehl, eine Kuchenform und ihre Rührschüsseln aus den Schränken. Ihre Müdigkeit war im Eifer ihrer neuen Aufgabe wie weggeblasen. Plötzlich schien alles klar, und sie wusste genau, was sie zu tun hatte.

5. KAPITEL
    D er Korbflechterei ist eine alte Familientradition. Während die Männer und Söhne der Familie das Material sammelten, flochten die Frauen und Töchter die Körbe. Auch wenn es diesen Brauch bis heute gibt, übernehmen längst alle Familienmitglieder sowohl die Materialbeschaffung als auch die eigentliche Korbflechterei
.
    Das sonntägliche Abendessen hatte bei den Blakelys ebenso wie bei vielen anderen Südstaatenfamilien eine lange Tradition. Nan konnte sich daran erinnern, dass das Sonntagsessen am frühen Nachmittag begann, bald nach der Rückkehr vom Kirchgang. Nona deckte den großen Mahagonitisch im Esszimmer mit der alten Damasttischdecke, während Mama June in einer funkelnden Kristallvase Blumen aus dem Garten anrichtete. Das Silber der Blakelys wurde hervorgeholt und strahlte ebenso auf Hochglanz gebracht wie der edle Kerzenleuchter, der noch von den Clarks stammte und Nan versprochen war.
    Diese Tage waren ihr immer wie selbstverständlich vorgekommen, wenn am Tisch alle Onkels und Tanten, Cousins, Cousinen und Freunde beieinandersaßen. Zu Gelegenheiten, wenn die gesamte Familie zusammenkam, wurden die Kinder unter Murren an den Katzentisch in der Küche gesetzt. Aber wenn nur die unmittelbare Familie anwesend war, durften die Kinder immer mit am großen Tisch im Speisezimmer sitzen, und man erwartete von ihnen die allerbesten Tischmanieren.
    Montagabends aßen sie von ihrem gewöhnlichen Alltagsgeschirr. Dienstags konnte Hamlin ruhig in seinem Stuhl lungern. Mittwochs mochte Morgan mit aufgelehntem Ellbogen essen. Donnerstags konnte Daddy stillschweigend seine Mahlzeit zu sich nehmen, ganz in Gedanken versunken. Freitags konnte Nan in ihren Erbsen herumstochern oder mit vollem Mund lauthals loslachen, wenn Hamlin einen Witz machte. An diesen Abenden nahm es Mama June nicht so genau.
    Sonntags jedoch entging Mama Junes scharfen Augen nichts von dem, was sich im Speisezimmer abspielte, und jeder benahm sich, so gut er konnte. Die Leinenservietten auf dem Schoß, verließ niemand unerlaubt den Tisch, Daddy war gesprächig, und jedes Kind wusste, wann welche Gabel zu benutzen war.
    Nach Hamlins Tod war die Tradition des Sonntagsessens vernachlässigt worden, weil Mama June sich nicht mehr dazu aufraffen konnte. Es wurde nie wirklich abgeschafft, aber die Tradition geriet einfach allmählich in Vergessenheit.
    Nan fand, dass mit dem Ende der sonntäglichen Abendessen die Familiengeschichte

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